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Nacht der Stachelschweine: Laura Gottbergs erster Fall

Nacht der Stachelschweine: Laura Gottbergs erster Fall

Titel: Nacht der Stachelschweine: Laura Gottbergs erster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felicitas Mayall
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halten, aber ich habe noch eine Frage …»
    In diesem Augenblick rollte Guerrinis Wagen in den Hof und hielt knapp neben Puccis Jeep.
    «Ja?», fragte Hubertus, doch Laura beachtete ihn nicht mehr. Sie beugte sich zum Seitenfenster des Wagens hinab und forschte in Guerrinis Gesicht. Er nickte ihr zu und hob kurz den Daumen seiner rechten Hand.
    Er ist in Sicherheit, dachte Laura, und ein Stück Anspannung löste sich in ihrem Körper. Giuseppe ist in Sicherheit. Guerrini sprang aus dem Wagen und beugte sich zu dem Jeep.
    «Schon was gefunden?»
    «Nein, Commissario!», knurrte der Maresciallo. «Übernehmen Sie jetzt das Kommando?»
    «Warum? Hat es die deutsche Kollegin nicht gut gemacht?»
    Pucci streifte Laura mit einem vorsichtigen Blick.
    «Doch, doch. Aber sie hat mir verboten, ein paar Leute zu den Ranas zu schicken. Das werden wir jetzt sofort nachholen, Commissario. Jetzt, wo Sie da sind!»
    «Oh», machte Guerrini. «Und warum, wenn ich fragen darf?»
    «Weil Rana gefährlich ist! Das kann doch kein Zufall sein! Kaum ist der aus dem Knast, fehlt hier schon wieder einer!» Pucci zog ein wenig die Nase hoch, unterstrich damit seine Überlegenheit.
    Guerrini zuckte die Achseln.
    «Ich sehe da nicht unbedingt einen Zusammenhang, Pucci. Sie sind doch ein erfahrener Beamter. Glauben Sie nicht, dass jemand die Freilassung Ranas benutzt haben könnte, um ein neues Verbrechen zu begehen?»
    «Das müsste ein verdammt raffinierter Bursche sein, Commissario. Solche gibt’s nicht oft. Ich hab jedenfalls noch keinen kennengelernt.»
    «Tja», murmelte Guerrini. «Ich kenne viel raffiniertere. Außerdem steht noch nicht fest, ob überhaupt ein Verbrechen vorliegt!» Er unterdrückte ein Lächeln und zwinkerte Laura zu. Pucci konnte dieses Zwinkern nicht sehen, doch Hubertus nahm es wahr und errötete. Laura stieß ihn leicht an und flüsterte: «Zwinkern ist eine Art Kommunikation. Unter Priestern unbekannt?»
    Hubertus Hohenstein hob ratlos die Arme.
    «Ich würde vorschlagen, dass Sie nun auch ein bisschen meditieren oder sich einfach ausruhen. Das hier ist jetzt Polizeiarbeit!» Laura nickte dem Priester freundlich zu.
    «Kann ich wirklich nicht helfen?»
    «Nein, im Augenblick nicht. Sie haben mir mit Ihren Impressionen schon viel geholfen.»
    «Ja, dann …» Hubertus wandte sich unschlüssig um, stolperte beinahe, ging endlich.
    Aus der Ferne drang Hundegebell herüber. Das Funkgerät knatterte. Pucci blies die Backen auf und wischte sich über die Stirn.
    «Warten Sie!» Laura rannte über den Hof, holte Hubertus unter den Arkaden ein. Erstaunt wandte er sich um.
    «Ich hab noch etwas vergessen. Der Kommissar kam dazwischen. Eine Impression fehlt mir noch.»
    Hubertus nickte und presste die Lippen zusammen.
    «Darf ich raten? Sie wollen wissen, was ich von Susanne halte – die anderen interessieren Sie nicht, hab ich Recht?»
    «Fast!», sagte Laura.
    «Ich weiß nicht. Es geht mir nicht gut dabei. Ich finde, dass es genug ist. Wer bin ich, dass ich über andere urteilen darf?»
    «Klingt sehr nach Priester!»
    «Ach, hören Sie auf!»
    «Wenn Sie ein normaler Mann sein wollen, dann müssen Sie sich daran gewöhnen, dass man Sie auch so behandelt!»
    Hubertus legte eine Hand an die raue Mauer, fuhr sacht an ihr entlang. Feiner Sand rieselte zu Boden.
    «Sind Sie so, weil Sie Polizistin sind, oder ist es einfach Ihre Art?»
    «Wahrscheinlich beides!»
    «Also gut! Diese Susanne ist schön. Ich finde sie anziehend, vielleicht, weil sie mir so unerreichbar erscheint. Unerreichbare Menschen machen mir weniger Angst. Eine kalte Heilige, die trotzdem ein inneres Glühen hat? Eine Wahrheitssucherin, die sich auch von Katharina nicht einschüchtern lässt? Sie beobachtet, um Menschen zu begreifen. Wenn sie etwas sagt, dann trifft es meist den Punkt. Bei mir war es auch so.»
    «Puh», machte Laura und empfand einen leichten Schmerz entlang der Wirbelsäule. «Das klingt fast poetisch. Ein bisschen in Richtung Berger, finden Sie nicht? Sind Sie verliebt?»
    «Ich …», stammelte Hohenstein, «… ich finde, diese Frage gehört nicht zu Ihren Ermittlungen!»
    «Nein, wahrscheinlich nicht. Entschuldigen Sie.»
    «Es … ist schon in Ordnung. Kann ich jetzt gehen?»
    Laura schaute zu Guerrini und Pucci hinüber.
    «Ja, gleich. Nur noch eine winzige Frage. Warum glauben Sie, dass ich mich für die andern nicht interessiere?»
    «Weil sie harmlos sind. Zu sehr mit sich selbst beschäftigt, um anderen Schaden

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