Nacht der Stachelschweine: Laura Gottbergs erster Fall
und stieß zu einem klaren blauen Himmel auf. Weit unten verhüllte eine dichte Nebeldecke die Poebene.
Laura weinte. Ihr war, als strömte ihre Lebenskraft mit den Tränen unwiederbringlich davon. Neben ihr saß ein älterer Italiener. Nach einer Weile begann er, ihre Hand zu tätscheln.
«Das Leben geht weiter, Signora!», murmelte er. «Weinen Sie, weinen Sie, dann werden die Schmerzen leichter!»
Laura überließ ihm ihre rechte Hand, bis das Flugzeug zur Landung in München ansetzte. Dann versuchte sie vernünftig zu sein, schnäuzte sich, bürstete ihr Haar und schminkte verstohlen ihre Lippen. Kommissar Baumann erwartete sie. Er sollte nicht sehen, dass sie geweint hatte.
Der Herr neben ihr lächelte.
«Es hat keinen Sinn, Signora. Sie haben zu lange geweint. Jeder wird es sehen. Aber Sie sind trotzdem sehr schön.»
«Danke!», flüsterte Laura. «Sie sind sehr freundlich! Wissen Sie, ich bin irgendwie aus meinem Leben herausgefallen, und ich habe Angst, dass ich nicht mehr hineinwill!»
«Ach, Signora, das kommt ganz von selbst. Sie steigen aus dem Flugzeug, dann sind Sie wieder im Leben drin. Es liegt manchmal nur am Fliegen. Das ist ein völlig unnatürlicher Zustand.»
Die Maschine setzte hart auf, der alte Herr schloss die Augen und griff nach Lauras Hand. Erst als das Flugzeug zum Stehen kam, hob er vorsichtig seine Lider, lächelte und sagte:
«Sehen Sie, jetzt geht das Leben weiter.»
Informationen zum Buch
«Ohne diesen Krimi ist die Toskana – und jeder Traum von ihr – nur halb so schön.» (Brigitte)
Die Gruppe, die sich im alten Kloster von Montalcino einquartiert hat, wird von den Dorfbewohnern argwöhnisch beobachtet. Schließlich gehören deutsche Touristen an den Strand oder vor kunsthistorisch bedeutsame Gebäude. Doch diese acht Urlauber aus München suchen vor allem Ruhe, Besinnung und Selbsterfahrung. Deswegen sind sie hierher gekommen, in die flirrende Hitze der Toskana. Mit der Ruhe ist es allerdings schnell vorbei, als in einem nahen Waldstück eine Leiche gefunden wird …
«Elegant geschrieben und klug konstruiert.» (Der Spiegel)
Informationen zur Autorin
Bevor Felicitas Mayall sich ganz der Schriftstellerei widmete, arbeitete sie als Journalistin bei der «Süddeutschen Zeitung». Wenn sie nicht gerade in Italien für ihre Geschichten recherchiert oder mit ihrem Ehemann Paul durch dessen australische Heimat wandert, ist sie in ihrem Haus in der Nähe von München anzutreffen.
Weitere Veröffentlichungen:
Wie Krähen im Nebel. 2005
Die Löwin aus Cinque Terre. 2006
Wolfstod. 2007
Hundszeiten. 2008
Die Stunde der Zikaden. 2009
Impressum
Rowohlt Digitalbuch, veröffentlicht im Rowohlt Verlag, Reinbek bei Hamburg, Oktober 2009
Copyright © 2003 by Kindler Verlag GmbH, Berlin
Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt, jede Verwertung bedarf der Genehmigung des Verlages
Umschlaggestaltung any.way, Cathrin Günther
(Foto: Toni Anzenberger/Anzenberger)
Konvertierung Koch, Neff & Volckmar GmbH, KN digital – die digitale Verlagsauslieferung, Stuttgart
ISBN Buchausgabe 978-3-499-23615-0 (15. Auflage 2011)
ISBN Digitalbuch 978-3-644-30031-6
www.rowohlt-digitalbuch.de
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