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Nacht der Stachelschweine: Laura Gottbergs erster Fall

Nacht der Stachelschweine: Laura Gottbergs erster Fall

Titel: Nacht der Stachelschweine: Laura Gottbergs erster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felicitas Mayall
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ihrer Stimme nicht getraut.
    «Ich, Signora!» Ein großer schwerer Mann mit schmalem Bärtchen im breiten Gesicht, trat auf sie zu.
    Laura stellte sich vor und hielt ihm die Hand hin. Er salutierte, ehe er kurz ihre Hand schüttelte und sie taxierte.
    «Wo ist Guerrini?», fragte er.
    «Auf dem Weg. Ich werde solange das Kommando übernehmen!»
    «So?» Pucci rieb sein Bärtchen. «Kennen Sie sich denn hier aus?»
    «Ja!», sagte Laura knapp. «Wir suchen einen Mann namens Rolf Berger. Er ist seit letzter Nacht verschwunden. Er ist groß, schlank und hat hellbraunes Haar. Guerrini hat Ihnen wahrscheinlich schon die wichtigsten Dinge am Telefon gesagt, oder?»
    «Hat er, Signora Commissaria, hat er.»
    «Dann wissen Sie ja Bescheid. Ich schlage vor, dass Ihre Leute nach mehreren Seiten ausschwärmen. Da ist der Hang auf der Nordseite des Klosters, der besonders genau abgesucht werden muss. Das Wäldchen im Westen und der Bachlauf, an dem die Leiche der jungen Frau gefunden wurde.»
    Pucci starrte in Lauras Augen, dann an ihr vorbei.
    «Ich werde ein paar Leute zu den Ranas rüberschicken», sagte er langsam. «Hab gehört, dass der Junge gestern freigekommen ist. Merkwürdiger Zufall, was?»
    «Das hat Zeit, denke ich. Wir brauchen jeden Mann, um die Gegend abzusuchen.» Laura gab ihrer Stimme einen unbekümmerten Tonfall, dachte: Scheißkerl.
    «Er könnte abhauen. Für mich ist er der Täter. Ich begreife nicht, warum der Richter ihn rausgelassen hat. Sie sehen ja: Kaum ist er draußen, passiert schon wieder was!»
    «Ich möchte nicht, dass Sie jemanden von der Suche abziehen, Maresciallo. Wir wissen noch nicht, was hinter dem Verschwinden des Mannes steckt. Es kann Selbstmord sein oder auch Flucht. Er ist einer der Hauptverdächtigen.»
    «So?» Pucci wippte auf den Zehenspitzen. «Warum weiß ich nichts davon? Sind das Geheimermittlungen von Ihnen und Guerrini?»
    «Nein. Wir hatten bisher nur noch keine konkreten Ergebnisse. Ich bin außerdem dafür, dass wir nicht weiter diskutieren, sondern mit der Suche beginnen!»
    Pucci presste die Lippen zusammen.
    «Gut», sagte er. «Aber zwei Leute schicke ich trotzdem zu den Ranas. Es kann nicht schaden!»
    «Ich habe nein gesagt, Maresciallo. Haben Sie mich verstanden?»
    Pucci drehte sich auf dem Absatz um und ging mit steifen Schritten zu seinen Leuten hinüber. Schweiß lief Laura über den Rücken. Langsam folgte sie Pucci, stellte sich neben ihn, während er seine Anweisungen gab.
    «Kontrollieren Sie mich?», fragte er zwischen den Zähnen.
    «Ja!», erwiderte Laura.
    Das Durcheinander aus Männern und Hunden löste sich allmählich auf. Kleine Trupps wurden gebildet, schwärmten in verschiedene Richtungen aus. Pucci setzte sich in einen großen Jeep und schaltete das Funkgerät ein.
    «Ich warte hier», sagte er.
    «Ich auch!» Laura lehnte sich an den Kühler des Wagens. Sie würde Pucci nicht aus den Augen lassen, bis Angelo zurück war. Der Maresciallo schien nur darauf zu warten, seine eigenen Befehle zu geben.
    Stille senkte sich wieder über den Klosterhof. Die Tauben kehrten zurück, ein paar Katzen strichen auf Zehenspitzen an den Mauern entlang. Die drei Französinnen eilten zu ihrem Auto.
    «Was ist denn los?», fragte Cloë, als sie an Laura vorüberkam.
    «Jemand wird vermisst.»
    «Schon wieder?» Cloë riss ihre Augen auf. «Wer denn diesmal?»
    Laura las eine Mischung aus lustvollem Entsetzen und Neugier in ihrem Gesicht.
    «Ein Mann. Haben Sie letzte Nacht etwas Ungewöhnliches bemerkt?»
    Cloë schüttelte den Kopf.
    «Wir haben alle drei mit Ohropax geschlafen. Einmal habe ich etwas gehört. Aber ich glaube, es war mein Traum. Ich hörte Hühner schreien.»
    Nicht nur deine Hühner haben geschrien, dachte Laura.
    «Wann sind Sie zu Bett gegangen?», fragte sie laut.
    «Gegen zwölf.»
    «Haben Sie gesehen, ob jemand um diese Zeit die Abbadia verlassen hat?»
    «Nein. Konnten wir auch nicht. Wir waren in unserer Küche und sind nicht mehr rausgegangen. Es war ein kühler Abend, und wir saßen um den Herd.»
    «Gut, falls Ihnen etwas einfällt, melden Sie sich bitte bei mir! Alles könnte wichtig sein.»
    «Ja, natürlich!» Cloë lächelte, spitzte dabei seltsamerweise den Mund. «Wir müssen los. Noch zwei Hühner-KZs, dann sind wir durch. Es ist grauenvoll!»
    «Viel Erfolg!»
    Cloë rannte beinahe davon.
    Der nächste Besucher war Hubertus Hohenstein. Er kam mit schnellen Schritten auf den Jeep zu und lächelte sein mildes, entschuldigendes

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