Nacht der Sünde
Reitersitz auf ihm und schaute ihn an.
Sie glaubte, in seinen Augen zu ertrinken. Da wurden alle Machtfantasien plötzlich nebensächlich. Jetzt ging es um mehr, um viel mehr.
„Du kehrst mein Innerstes nach außen“, keuchte er.
„Du meinst Shakira erregt dich?“
Erstaunlich langsam schüttelte er den Kopf. „Shakira auch, aber Kate noch viel mehr.“
Kate? Die langweilige, ängstliche Kate? „Das meinst du doch nicht ernst.“
„Und ob ich das ernst meine.“ Er streckte die Hände nach ihr aus und versuchte, ihren Rock loszuwerden. „Komm schon, Süße, jetzt ist wirklich Schluss mit lustig. Wie geht das Ding hier auf?“ Er fand den Haken und öffnete ihn. Als die Stoffbahnen auseinanderfielen, war sie seinen Blicken schutzlos preisgegeben. „Jetzt will ich nämlich Kate lieben und nur sie. Und sie überall berühren. Überall.“
„Und was ist, wenn für mich noch nicht Schluss ist?“
Er streckte die Hände nach ihren Brüsten aus. „Ist es aber.“
Jeder Widerspruch war zwecklos. Und außerdem Zeitverschwendung, weil sie genauso nach ihm hungerte wie er nach ihr.
Als ihr Flugzeug am frühen Morgen über Sydney zum Landeanflug ansetzte, glänzte das gezackte Dach der Oper wie ein rosa Segel in der Sonne. Die Fähren im Hafen zogen weiße Gischtfahnen durch das glitzernde Wasser. Und obwohl es erst sieben Uhr war, pulsierte auf den Hauptstraßen der Stadt bereits der Verkehr.
Heute war Kates letzter „freier“ Tag. Ab Montag würde sie wieder eine von unzähligen anderen Angestellten sein, die morgens ins Büro hetzten. Allerdings eine, die sich bestimmt nicht auf ihre Arbeit konzentrieren konnte, weil sie zu abgelenkt war. Denn nur ein paar Meter von ihr entfernt würde der Mann an seinem Schreibtisch sitzen, der in den letzten zehn Tage ihr Liebhaber gewesen war. Sein Duft würde ihr in die Nase steigen, wenn er an ihren Schreibtisch kam, um etwas zu besprechen, mit dieser vertrauten tiefen Stimme, die sie an ganz andere Situationen erinnerte.
Während das Flugzeug ausrollte, zog sie sich ihre Kostümjacke über und schlüpfte in ihre Schuhe. Und was für Schuhe! Sie hatte unmöglich an ihnen vorbei gehen können. Schwarze glänzende Pumps mit zwölf Zentimeter hohen Absätzen. Direkt aus einer Edelboutique am Flughafen.
So elegante Schuhe hatte sie noch nie besessen. So unpraktische allerdings auch nicht, aber das kümmerte sie nicht. Bisher war sie so vernünftig gewesen, ihrer Hüftprobleme wegen auf hohe Absätze zu verzichten. Andererseits hatte sie sich noch nie so umwerfend weiblich und begehrenswert gefühlt wie in diesen Schuhen. Was natürlich auch etwas mit Damons Reaktion zusammenhing.
Obwohl es natürlich ein Fehler gewesen war, die Schuhe im Flugzeug zu tragen. Aber ihr blieb nichts anderes übrig, da sie ihre bequemen alten Schuhe sofort nach dem Kauf der neuen im Überschwang der Gefühle in den Mülleimer auf der Flughafentoilette geworfen hatte.
Sobald das Flugzeug stehenblieb, rafften die Passagiere ihre Habseligkeiten zusammen und standen auf, um der Enge entfliehen zu können.
Kate stöckelte leicht unsicher hinter Damon die Gangway hinab. Dabei verwünschte sie sich selbst für ihre Unvernunft. Wie idiotisch musste man eigentlich sein, um auf so einer langen Reise dermaßen unpraktische Schuhe anzuziehen? Als sie die Gepäckausgabe erreichten, warteten ihre Reisetaschen bereits auf sie. Das gehört zu den Vorteilen, wenn man erster Klasse flog. Nachdem sie alles eingesammelt hatten, folgte Kate Damon zum Aufzug.
Bis der Lift kam und sich die Türen öffneten, dauerte es einen Moment. Kate wollte gerade hinter Damon einsteigen, da passierte es. Alles lief plötzlich wie in Zeitlupe vor ihren Augen ab. Sie merkte, wie ihr Bleistiftabsatz in dem schmalen Spalt zwischen Aufzug und Fußboden stecken blieb. Gleich darauf durchzuckte ein stechender Schmerz ihren Knöchel, so heftig, dass ihr die Luft wegblieb. In derselben Sekunde wurde ihr schwarz vor Augen, und irgendetwas zog ihr den Boden unter den Füßen weg.
Ohne Kate aus den Augen zu lassen, fuhr Damon sich mit der Hand über sein mit Bartstoppeln bedecktes Kinn. Nachdem sie mit dem Krankenwagen ins Krankenhaus gebracht worden war, stand sie noch unter Beobachtung. Ihr Knöchel war verstaucht, und bei dem anschließenden Sturz hatte sie sich möglicherweise eine leichte Gehirnerschütterung zugezogen, aber das war zum Glück alles.
Im Moment schlief sie. Die Beule an ihrem Hinterkopf war vom Haar verdeckt,
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