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Nacht der Sünde

Nacht der Sünde

Titel: Nacht der Sünde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ANNE OLIVER
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aber Damon wusste, dass es sich um ein Prachtexemplar handelte.
    Ihm saß der Schreck immer noch in den Knochen. Alles war so schnell passiert, dass er keine Möglichkeit gehabt hatte einzugreifen. Dabei waren alte Erinnerungen an eine Zeit, in der er sich ebenso hilflos gefühlt hatte, wieder an die Oberfläche gekommen. Während sich in seinem Kopf ein und derselbe Gedanke ständig wiederholt hatte, kämpfte er gegen einen Panikanfall. Nicht noch einmal, nie wieder .
    Jetzt presste er die Kiefer aufeinander und versuchte, sich zu beruhigen. Reg dich endlich ab. Es ist ja nichts Schlimmes pas siert.
    Was jedoch kaum etwas nützte, da er verstandesmäßigen Argumenten im Moment nicht zugänglich war. Er hatte schon einmal einen Menschen geliebt und verloren, ein zweites Mal würde er das nicht ertragen.
    Moment einmal. Geliebt?
    Was er für Kate fühlte, war doch nicht etwa Liebe ?
    Der Gedanke erschütterte ihn zutiefst und verursachte ihm Gänsehaut. Er wollte diese Gefühle nicht, auf gar keinen Fall. Was sollte er damit anfangen?
    Himmel!
    Er stand auf und trat ans Fenster. Fünf Stockwerke unter ihm lag der Hafen, in dem rege Betriebsamkeit herrschte, die Straßen waren voller Autos. Beim Blick in die Tiefe rieselte ihm ein vertrauter Schauer über den Rücken. Er brauchte dringend eine Ablenkung, einen Adrenalinkick, und zwar so schnell wie möglich. Sobald es Kate besser ging.
    Als Kate die Augen öffnete, sah sie hohe Eukalyptusbäume, deren Stämme die untergehende Sonne in ein rosafarbenes Licht tauchte. Vom Krankenhaus aus waren sie mit dem Taxi zu Bryces Apartment gefahren, um Damons Wagen zu holen. Doch anschließend hatte Damon sie trotz ihres Protests nicht zu Hause abgeliefert.
    „Wo sind wir?“, fragte sie erstaunt.
    „Etwa eine Stunde hinter Sydney, am Hawkesbury River.“
    Überrascht wandte sie den Kopf zu dem großen Haus, das zwischen den Bäumen lag. Es stand dicht am Rand einer steilen Anhöhe und war aus Holz und Quarzstein erbaut. Die Scheiben der großen Fenster glänzten in der Spätabendsonne, und Material und Form des Hauses passten sich perfekt seiner Umgebung an.
    Nachdem Damon eine steile Auffahrt hinaufgefahren war und direkt vor dem Haus anhielt, fragte Kate wieder: „Wo sind wir?“
    „In deinem Zuhause für die nächsten beiden Tage. Wie fühlst du dich?“
    „Gut.“ Bis auf das ständige Pochen in ihrem Fußgelenk und die leichten Kopfschmerzen, die sich nicht legen wollten. Aber das behielt sie für sich.
    Damon stieg aus, ging mit schnellen Schritten ums Auto und öffnete die Beifahrertür. Die klare frische Luft des australischen Buschs, angereichert mit Holzkohlenduft, drang ins Innere des Wagens. Ohne ein Wort hob Damon Kate hoch und trug sie den kurzen Weg zum Haus, dessen Tür sich öffnete, noch bevor er geklopft hatte.
    Die Frau auf der Schwelle war klein und mollig, mit einer duftigen Wolke grauer Haare auf dem Kopf und lebhaft funkelnden blauen Augen. Hinter ihr sah Kate einen etwa gleichaltrigen großen hageren Mann in einer Strickjacke.
    „Hallo, Jenny“, sagte Damon in einem Ton entspannter Vertrautheit, dann nickte er dem Mann freundlich zu. „Leigh.“
    Nachdem Jenny ihn begrüßt hatte, wandte sie sich lächelnd an Kate. „Und Sie müssen Kate sein.“
    „Kate, ich möchte dir meine Freunde Leigh und Jenny Charlesworth vorstellen.“
    Ebenfalls lächelnd nickte Kate dem älteren Ehepaar zu, wobei sie sich wünschte, Damon würde sie endlich absetzen und aufhören, sie wie eine Schwerkranke zu behandeln. „Es freut mich, Sie kennenzulernen. Hoffentlich störe ich nicht. Damon …“
    „Stören?“, fragte Jenny verblüfft, und Kate registrierte, dass sie Luft holte, um weiterzusprechen, doch als sie Damons gerunzelte Stirn sah, hielt sie inne.
    Was bedeutete das? Kate hätte Damon gern gefragt, warum er sie hierhergebracht hatte, aber er gab ihr keine Gelegenheit. Dafür betrat er das Haus, als ob es sein eigenes wäre, und trug sie durch eine Eingangshalle mit einem großen gemauerten Kamin, von der ein Flur abzweigte. Dabei unterhielt er sich mit Jenny, die ihnen folgte.
    Er trug sie in das erste Zimmer, an dem sie vorbeikamen. Die Lampe auf dem Nachttisch neben dem Bett tauchte den Raum in ein weiches Licht, die Vorhänge an den Fenstern waren zugezogen. Behutsam setzte er Kate auf dem Bett ab, dessen Tagesdecke zurückgeschlagen war, und zog ihr die leichten Ballerinas aus, die er im Krankenhaus aus ihrer Reisetasche geholt hatte. „Leg dich

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