Nacht der Sünde
schon mal hin, dein Gepäck kommt gleich. Oder willst du dich lieber erst ausziehen?“
Völlig verunsichert sah sie zu ihm.
„Es ist alles in Ordnung, Kate“, versuchte er sie zu beruhigen. „Ich wollte …“
„Warum hast du mich hierhergebracht?“, fragte sie so leise, dass Jenny es nicht hören konnte. „Ich kenne diese Leute doch gar nicht.“
„Aber ich. Das erkläre ich dir alles später. Jetzt musst du erst einmal schlafen. Heute Nacht passe ich auf dich auf, das ist ärztliche Anweisung.“
„Aber …“
Mit einem leisen Lächeln legte er ihr einen Finger auf die Lippen. „Später.“ Damit drückte er sie unnachgiebig in die Kissen und dimmte das Licht. Um weiteren Nachfragen aus dem Weg zu gehen, küsste er sie leicht auf die Stirn und verließ dann eilig das Zimmer.
Aus der Küche drangen Jennys und Leighs Stimmen auf den Flur. Damon folgte ihrem Klang und dem Duft vom frischgebackenem Brot. Als er die Küche betrat, holte Jenny gerade einen großen Laib Brot aus dem Backofen.
„Hat sie es sich gemütlich gemacht?“ Die ältere Frau legte die Topflappen beiseite und ging um den Tisch herum, um Damon noch einmal zu umarmen.
„Davon verstehe ich nichts, aber sie ist im Bett, wo ich ein Auge auf sie werfen kann.“
Jenny musterte ihn eindringlich – viel zu eindringlich für seinen Geschmack. „ Zwei Augen , würde ich eher sagen.“
Augenzwinkernd streckte er die Hand aus, um sich eine Ecke von dem warmen Brot abzubrechen.
Dafür erntete er einen scherzhaften Klaps auf die Hand von Jenny. „He! Finger weg. Es wird gewartet bis zum Abendessen. Und danach muss ich wohl mal ein ernstes Wörtchen mit Ihnen reden, scheint mir.“
„Ich kann Ihnen nur raten, nicht zu widersprechen, Sohn“, warf Leigh warnend ein.
„Na klar, so wie du, stimmt’s, Leigh?“ Seine Frau schnaubte laut, aber Damon wusste, dass die beiden sich von Herzen zugetan waren.
Was war es, das diese zwei Menschen seit mehr als drei Jahrzehnten zusammenhielt? Damon wusste es nicht, aber vielleicht ahnte er es ja.
Jenny war die Nachbarin seiner Großmutter gewesen. Da sie keine eigenen Kinder bekommen konnte, hatte sie jede Gelegenheit genutzt, sich um Damon zu kümmern. Darum würde er sich selbstverständlich geduldig anhören, was sie ihm zu sagen hatte. Obwohl ihn allein die Aussicht darauf einigermaßen nervös machte. Jenny war eine scharfsichtige Frau, und er hielt es nicht für ausgeschlossen, dass sie etwas entdeckt hatte, von dem er nichts wissen wollte – zumindest noch nicht. Geschweige denn darüber sprechen.
12. KAPITEL
Als sie langsam aus den Tiefen des Schlafs emporkam, noch einmal abtauchte und wieder erwachte, fühlte Kate sich wunderbar behaglich. Alles war gut. Damon lag neben ihr. Sie fühlte sich sicher und geborgen.
Damon. Wie hatte sie sich bloß so Hals über Kopf in ihn verlieben können, ganz ohne an die Folgen zu denken? Es war ihr vollkommen unverständlich. Dabei kannte sie ihn doch kaum!
Aber sie liebte seine Lebenslust und Intensität, sie mochte es, dass er nach seinen eigenen Maßstäben lebte und sich nicht um die Meinung der anderen scherte. Ihm verdankte sie es, dass sie sich selbst in einem anderen Licht sah. Er hatte sie aus ihrer Ecke herausgeholt, in der sie sich mehr oder weniger bequem eingerichtet hatte, und ihr gezeigt, dass Arbeit nur das halbe Leben war.
Oh, Gott, gar nichts ist gut, dachte sie gleich darauf, plötzlich mehr als beunruhigt. Ganz im Gegenteil. Sie saß in der Patsche. Damon, der auf der anderen Seite des Bettes lag, erwachte langsam. Als er sie ansah, war es, als ob diese dunklen Pupillen sie aufsogen. Ja, sie saß wirklich ganz tief in der Patsche.
Er schob eine Hand unter seine Wange und lächelte sie an. „Guten Morgen.“
„Morgen.“ Sie schluckte, und einen Moment später schossen ihr zu ihrer Bestürzung Tränen in die Augen. Montag war alles vorbei.
Besorgt streckte er die Hand aus, um ihr eine Träne vorsichtig abzuwischen. „He, was ist denn los?“, fragte er. „Tut dir irgendetwas weh?“
Nur mein Herz. Kate zwang sich zu lächeln. „Nein, mir geht es gut. Obwohl es mir noch wesentlich besser gehen würde, wenn du nackt mit mir unter einer Decke lägest.“
„Bist du sicher? Aber du hast doch gesagt …“
„Vergiss es und komm einfach her.“
„Nichts lieber als das, Süße.“ Seine heisere Stimme und seine Finger auf ihrem Gesicht lösten ein heftiges Kribbeln zwischen ihren Beinen aus. Oh, dieses Lächeln
Weitere Kostenlose Bücher