Nacht der Sünde
Aphrodisiakum. Obwohl Kates Körper bereits vor fiebriger Erwartung anfing zu zittern, antwortete sie nicht gleich. Ihr Kopf sank gegen die Kopfstütze, während er sie liebkoste und mit süßen Liebesbissen quälte. „Du hast dich sogar extra noch einmal rasiert“, stellte sie fest.
„Stimmt.“ Seine heiße Zunge umspielte ihre Brustspitzen. „Und dafür habe ich doch wirklich eine Belohnung verdient, findest du nicht?“
„Mein Bett ist aber viel zu schmal für zwei“, gab sie zu bedenken.
„Macht nichts, das schaffen wir schon.“ Er richtete sich wieder auf und strich ihre Kleidung glatt. Band sich den Schlips ab und öffnete den obersten Kragenknopf. Mit beiden Händen umschloss er ihr Gesicht und schaute ihr tief in die Augen. „Bitte, sag ja, Kate. Bitte.“
Sie wusste, dass es nicht für immer sein würde. In dieser Hinsicht war er immer offen gewesen, ganz abgesehen davon, dass sie es ja auch gar nicht wollte. Und doch hatte er sich heute Abend erstaunlich viel Mühe gegeben, vor ihren Eltern eine gute Figur zu machen. Warum interessierte ihn überhaupt, was sie über ihn dachten? Er hatte sich ernsthaft bemüht, obwohl ihr sein Unbehagen nicht entgangen war. Er hatte es für sie getan.
„Ja“, flüsterte sie.
Kate fiel endlos. Schroffe Klippen sausten an ihr vorbei, kaum eine Handbreit von ihrem Kopf entfernt. Heulend entriss der Wind ihr den Schrei, der sich ihr auf die Lippen legte. Der mit Steinen bedeckte Boden kam mit rasender Geschwindigkeit auf sie zu …
Sie erwachte keuchend und mit Herzklopfen, die Finger ins Laken gekrallt. Als sie tief durchatmete, stieg ihr der Duft nach Duschgel in die Nase, und gleich darauf drang tröstlich normales Wasserrauschen aus dem Bad an ihr Ohr.
Es war lange her, seit sie diesen Traum zum letzten Mal gehabt hatte.
„Guten Morgen.“ Herrlich nackt bis auf einen knappen schwarzen Slip, der seinen Waschbrettbauch und die muskulösen Beine vorteilhaft betonte, kam Damon ins Zimmer.
„Hi.“ Sie verbannte die Erinnerung an den verstörenden Traum und schaute auf ihren Wecker. „Warum so eilig? Wir müssen doch erst in zwei Stunden im Büro sein.“ Mit einem ausgiebigen Recken hoffte sie, ihn noch einmal in ihre Arme zu locken.
Aber er schlüpfte eilig in sein Hemd. „Ich muss noch ein paar Sachen erledigen, weil ich beschlossen habe, übers Wochenende wegzufahren.“
„Was? Wieso?“ Plötzlich wurde ihr ganz flau im Magen. Warum hatte er nichts gesagt?
Warum sollte er? Schließlich war er ihr keine Rechenschaft schuldig, oder? Obwohl sie fand, dass es nur fair gewesen wäre.
„Ich weiß es erst seit heute Morgen“, gab er zurück, während er nach einer Socke fahndete.
„Du hast dir heute früh schon eine Reise gebucht?“, fragte sie ungläubig und beobachtete, wie er seine Hose ausschüttelte und hineinstieg.
„Ja, um sechs.“
Als sie nichts darauf sagte, musterte er sie und fügte schließlich hinzu: „Aber ich bin heute noch im Büro, und Montagfrüh komme ich zurück.“
Wie betäubt streckte sie die Hand nach ihrem Morgenrock aus, der am Fußende des Betts lag. Sie wickelte sich fest ein und verknotete den Gürtel. „Wohin fährst du?“
„Nach Kuala Lumpur.“
„Nach Malaysia ? Aber wir waren doch eben erst auf Bali. Was zum Kuckuck willst du in Kuala Lumpur?“ Sie musste einfach fragen, auch wenn es sie nichts anging.
Was ein Fehler war, wie sich gleich darauf herausstellte.
„Ich habe mich mit Seb und einem anderen Kumpel für morgen zu einem Sprung angemeldet.“ Er fand die Socke. „So eine Gelegenheit kann ich mir unmöglich entgehen lassen.“
Ihr wurde schlagartig übel. Natürlich hatte sie gewusst, dass Fallschirmspringen zu seinen Leidenschaften gehörte. Was sie nicht einmal besonders ungewöhnlich fand, denn Fallschirmspringen war mittlerweile ein beliebter Sport. Gefallen musste es ihr deshalb noch lange nicht.
„In Sydney kannst du auch Fallschirmspringen, dafür musst du doch nicht extra nach Kuala Lumpur.“
Darauf hielt Damon mitten in der Bewegung inne und schaute sie an. „Es ist ein Objektsprung.“
Sie hörte ihr eigenes Keuchen. Ein Objektsprung!
Ein selbstmörderischer Sprung von festen Objekten wie Brücken, Türmen, Hochhäusern oder Bergen mit nur einem Fallschirm. Wenn sich dieser aus irgendeinem Grund nicht öffnete, landete man zerschmettert am Boden. „Das ist reiner Selbstmord. Ich hatte also doch recht! Du bist genauso egozentrisch, tollkühn und verantwortungslos, wie ich
Weitere Kostenlose Bücher