Nacht der Sünde
anfangs dachte.“
In seinen Augen blitzte etwas auf … Bedauern? Aber dann winkte er ab. „Übertreib nicht schon wieder, Kate. Mir passiert schon nichts, mach dir keine Sorgen.“
„ Was sagst du da ? Ich soll mir keine Sorgen machen?“ Sie fuhr sich mit beiden Händen durchs Haar und wandte sich ab, unfähig, ihn noch länger anzusehen. Als in ihrer Kehle ein gallebitterer Geschmack aufstieg, presste sie fest die Lippen zusammen.
Im nächsten Moment spürte sie seine Hand auf ihrer Schulter.
„Montagfrüh bin ich wieder da, und gänzlich unversehrt, versprochen.“
In ihren Augen standen Tränen. Sie atmete langsam tief durch und schüttelte seine Hand ab. Aber dann zwang sie sich, ihn anzusehen. „Und würde es etwas ändern, wenn ich dir sage, dass ich dich liebe und dich bitte, es nicht zu tun?“
Damon erstarrte. Sein Gesicht wurde blass. „Oh, Kate …“ In dem nachfolgenden Schweigen hörte Kate, wie ihr Herz in tausend Stücke zersprang.
„Ich bin, wie ich bin, Kate, und nicht einmal du kannst mich ändern. Du solltest mich nicht lieben.“
„Das stimmt, ich sollte es nicht, und ich will es auch nicht, aber was kann ich tun? Wir bekommen nicht immer, was wir uns wünschen, und ebenso wenig können wir uns aussuchen, wen wir lieben.“ Sie zog den Morgenrock noch fester um sich und zwang sich, ihm weiterhin in die Augen zu sehen.
Vor ihr stand nicht der Damon, den sie kannte. Sein Gesicht wirkte bleich, fast eingefallen, der Mund zusammenpresst. Zum ersten Mal schaute sie hinter die so selbstbewusste Fassade direkt auf den Mann. Doch selbst jetzt kämpfte er noch gegen seine Verletzungen an. Denn er war eindeutig verletzt, zutiefst verletzt sogar. Das konnte sie ganz deutlich erkennen.
„Einen Mann wie mich braucht keine Frau, Kate, und du schon gar nicht.“ In seinen Augen rang Hoffnungslosigkeit mit Sehnsucht und Verlangen. „Du brauchst einen Mann, der dir gibt, was du verdienst. Ein Zuhause und eine Familie.“
„Für mich ist meine Arbeit das Wichtigste.“ Daran musste sie nur weiterhin ganz fest glauben. Alles andere wäre ohne Damon … „Aber für dich gibt es trotz all deines Wagemuts ein Risiko, das du nicht bereit bist einzugehen. Es ist das größte Risiko von allen, aber auch das, das sich am meisten lohnt. Denk dran, wenn du dein Leben aufs Spiel setzt.“
14. KAPITEL
Nachdem Damon gegangen war – ohne Frühstück, ohne Abschied – traf Kate eine Entscheidung. Sie beschloss, sich den Tag freizunehmen. Ihre Arbeit war eben nicht das Wichtigste. Schade nur, dass sie das jetzt erst begriff. Die Ironie daran war, dass sie diese Erkenntnis Damon verdankte. Sie rief Sandy an, um ihr Bescheid zu sagen, bevor Damon kam.
Einfach einen Tag freizunehmen, wäre ihr früher nie eingefallen, außer im Falle einer Krankheit. Als sie jetzt plötzlich Zeit hatte, wusste sie nicht, was sie damit anfangen sollte. Also überlegte sie, vielleicht doch ins Büro zu gehen. Aber die Vorstellung, Damon vor seiner Abreise noch einmal sehen zu müssen, schreckte sie ab. Da putzte sie schon lieber die ganze Wohnung, bis jeder Winkel blitzte. Abends fiel sie erschöpft ins Bett, konnte aber nicht einschlafen, weil sie ständig darauf wartete, dass Damon anrief, um ihr zu sagen, dass er es sich anders überlegt hätte und doch nicht fahren würde.
Doch als der Samstagmorgen heraufdämmerte, wusste sie, dass alle Hoffnung vergebens gewesen war. Um mit niemandem reden zu müssen, stellte sie ihr Handy aus und legte auch das Festnetztelefon lahm.
Am späten Vormittag, als Kate am Küchentisch saß und düster vor sich hinstarrte, tauchte ihre Schwester Rosa auf. „He, was ist los? Wir wollten doch einen Einkaufsbummel machen“, sagte Rosa vorwurfsvoll, während sie Kate eindringlich von Kopf bis Fuß musterte. „Auf deinem Handy meldet sich ständig nur der Anrufbeantworter und das Festnetz … oje … was hast du denn?“
Kate schossen die Tränen in die Augen. Sie schluckte verzweifelt, bevor sie schluchzte: „Ich bin verloren, Rosa.“
„Oh, Kate, sag doch nicht so was. Was ist denn los?“, fragte Rose und streichelte ihr den Kopf.
„Ich habe mich unsterblich verliebt.“
Beißender Schweißgeruch lag in der Luft, als der Aufzug mit den Objektspringern ganz oben im vierhunderteinundzwanzig Meter hohen KL Tower anlangte. Damon, Seb und Sebs Kumpel Brad, die ihre Fallschirme bereits umgeschnallt hatten, traten an der Spitze einer Horde Gleichgesinnter auf die Plattform hinaus ins
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