Nacht der Sünde
wirkenden Paul Fielding allein. Nachdem sie in einem nicht sehr großen Wohnzimmer, das im Stil der siebziger Jahre eingerichtet war, auf einer steifen Couch Platz genommen hatten, fragte Paul: „Und war Ihre Reise erfolgreich?“
„Ja sehr, danke. Waren Sie schon einmal auf Bali?“
„Nein, bisher nicht. So lange Flüge sind meine Sache nicht.“
„Ja, das kann ganz schön anstrengend sein“, stimmte Damon zu. „Sind Sie gerade erst aus Coffs Harbour zurückgekommen?“
„So ist es – ein Familientreffen. Bedauerlich, dass Katerina nicht teilnehmen konnte. Wo die Familie doch das Wichtigste im Leben ist.“
„Ja.“
Ganz unübersehbar wollte der Mann ihn einschätzen. Obwohl Paul Fielding einen Kopf kleiner war als Damon, strahlte er eine ungeheure Präsenz aus. Möglichst unauffällig weitete Damon mit einem Finger seinen Hemdkragen.
„Haben Sie auch Familie?“
Für einen kurzen Moment wünschte Damon sich, er könnte seine Eltern als seine Familie bezeichnen, aus reiner Sentimentalität, mehr nicht. „Nein, ich hatte nur Bryce“, antwortet er dann.
Kates Vater nickte. „Mein Beileid. Ich habe gehört, dass Sie nur vorübergehend in Sydney sind. Wo leben Sie denn normalerweise, wenn ich fragen darf?“
„In Phoenix, Arizona.“
„In den Vereinigten Staaten? Das ist weit weg.“ Jetzt spießte er Damon mit seinem Blick förmlich auf. „Ich möchte nicht, dass mein Mädchen verletzt wird.“
Was brachte den Mann dazu, so mit ihm zu reden? „Ich habe nicht die Absicht, Kate zu verletzen“, gab er knapp zurück.
„Sie tun es doch jetzt schon. Aber mit Ihrem Gewissen werden Sie allein klarkommen müssen.“
Bei aller Anmaßung konnte Damon Kates Vater irgendwie verstehen. Er liebte seine Tochter und wollte sie vor den Gefahren des Lebens beschützen. Doch das war nicht möglich, weil jeder Mensch seine eigenen Erfahrungen machen musste. „Ich verstehe Sie. Aber Kate ist seit vielen Jahren erwachsen. Sie lebt ihr eigenes Leben und trifft ihre eigenen Entscheidungen.“ Um Himmels Willen. Konnte er eigentlich nie den Mund halten?
Paul schnaubte verächtlich. „Sie hat ein viel zu weiches Herz. Wenn sie sich gegen mich schon nicht behaupten kann, gegen wen kann sie es denn dann?“
„Da muss ich Ihnen widersprechen. An ihrem Arbeitsplatz ist sie sehr durchsetzungsfähig.“
„Na schön, gut für sie.“ Auf einmal wirkte Paul, als ob er in sich zusammenfiele, während er langsam ausatmete. „Ich will nur das Beste für Katerina. Rosa ist mit einem Franzosen verlobt. Wer weiß, wie lange es dauert, bis die beiden beschließen, nach Frankreich zu gehen?“ Das Gesicht des Mannes verdüsterte sich. „Dann bleibt uns nur noch Katerina.“
„Katerina wird Ihnen bleiben, Paul“, versicherte Damon ruhig. „Für Ihre Tochter ist die Familie das Wichtigste.“
Nach einem Moment der Stille, in dem Paul Damon lange musterte, nickte er. Seine Stimmung schien sich etwas aufzuhellen. „Sind Sie Rugby-, Fußball- oder ein Aussie Rules-Fan?“, fragte er, schaltete den Fernseher an und suchte nach einem Kanal, wo gerade ein Fußballspiel lief.
„Ich versuche, überall auf dem Laufenden zu bleiben, obwohl man Aussie Rules in den Staaten nicht gerade oft zu sehen bekommt.“
In kameradschaftlichem Schweigen sahen sie fortan auf den Bildschirm und ließen sich von der Spannung des Spiels einfangen. Harte Schale, weicher Kern, dachte Damon, während er Kates Vater einen Blick zuwarf.
Um zehn winkte Kate ihren Eltern zum Abschied. Als Damon rückwärts aus der Einfahrt fuhr, atmete sie auf. Ihre Mum hatte Damon mit seinem Charme praktisch auf Anhieb für sich gewonnen, während ihr Dad … nun, er war immer etwas langsamer, doch zumindest schien er Damon zu respektieren. Als ihren Chef natürlich. Und als ihren Geliebten?
Ihr Gedankenfluss brach jäh ab, weil Damon den Wagen schon nach wenigen Metern wieder zum Stehen brachte. Seine Augen glitzerten im kalten Schein der Neonlaterne. Bevor sie fragen konnte, warum er angehalten hatte, zog er sie an sich und küsste sie leidenschaftlich.
Als er sich von ihr löste, schnappten beide nach Luft. „Danach habe ich mich schon den ganzen Tag gesehnt“, sagte er heiser und fuhr ihr dabei mit einer Hand über die Brüste … und dann gleich noch einmal mit beiden Händen.
„Und ich will es die ganze Nacht lang tun.“ Er beugte den Kopf über ihre Brüste. „Ich möchte heute bei dir bleiben, bitte.“
Seine Worte wirkten wie ein
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