Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nacht der Versuchung

Nacht der Versuchung

Titel: Nacht der Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
Vom Netzwerk:
wenn dir eines Tages die Wahrheit den Boden unter den Füßen wegreißt und du aus deinen Glücksträumen erwachst?
    Verhüte Gott, daß dies jemals geschieht!
    Am Morgen, nachdem Blankers ins Werk gefahren war, ließ Margit sich vom Chauffeur zu ihrer Mutter bringen. Sie brauchte nicht viel zu reden und zu erklären. Lisa Bernhardt sah ihre Tochter nur an und wußte Bescheid.
    »Wieder die alte Geschichte?« fragte sie nur. »Neue Schwierigkeiten mit diesem Pommer?«
    Margit nickte. Sie warf sich in den Sessel und bedeckte das Gesicht mit beiden Händen. »Er war da … bei Klaus im Büro«, stammelte sie. »Mit … mit dieser Sonja Richartz. Die beiden müssen sich kennen! Ich ahne schon, was da auf mich zukommt. O Mama … ich habe Angst …«
    »Hat er was gesagt? Irgendeine Andeutung gemacht? Oder sie?«
    »Nein, nichts. Aber wer Fred kennt, der weiß, was diese Bekanntschaft bedeutet. Er treibt mich zum Wahnsinn, Mama. Ich fühle es, einmal kommt der Tag, wo ich nicht mehr kann, wo ich wieder dastehe wie damals am Hafen …« Margit nahm die Hände vom Gesicht. Ihre Augen waren gerötet von tausend ungeweinten Tränen.
    In diesem Moment faßte Lisa Bernhardt einen kurzen, festen Entschluß. Sie packte Margit ins Bett, gab ihr Tee zu trinken, in den sie ein leichtes Schlafpulver gemischt hatte, rief dann eine Taxe an und ließ sich zu den Blankers-Werken fahren. Dort fragte sie bei der Auskunft nach Herrn Pommer.
    Zehn Minuten später saß Lisa Bernhardt in einem kleinen Büro dem Mann gegenüber, der in seinen Händen das Glück von zwei Familien hielt. Sie erkannte ihn wieder, sie hatte ihn ja bei der Taufe der kleinen Monika kurz gesehen.
    Ein blasierter, geschniegelter Affe, dachte sie. Diese wie gelackten schwarzen Haare, der kleine schwarze Schnurrbart, dieses maliziöse Lächeln … mein Gott, wie kann ein Mann wie Klaus Blankers nur auf so einen Blender hereinfallen? Und was noch schlimmer ist: Wie konnte Margit, meine Tochter, sich an einen solchen Kerl verlieren! Müßte man wieder neunzehn sein, um das verstehen zu können?
    Lisa Bernhardt schüttelte unwillkürlich den Kopf.
    Pommer zog die Augenbrauen hoch. »Im Zimmer geirrt, gnädige Frau? Wollten Sie nicht mich sprechen?« Eine kleine Verbeugung. »Mein Name ist Pommer.«
    »Ich wollte Sie sprechen.« Lisa atmete tief ein. »Ich bin Margits Mutter …«
    »Ach!« Er lächelte sie an. »Richtig, jetzt fällt mir auch ein, wo ich Sie schon einmal gesehen habe. Nach der Taufe!« Er rückte ihr einen Sessel zurecht, bot ihr sehr galant Platz an. »Was kann ich für Sie tun, gnädige Frau?«
    Zögernd setzte sie sich. Seine Höflichkeit entwaffnete sie für kurze Zeit. »Sie wissen, warum ich hier bin«, sagte sie endlich.
    »Ehrlich gesagt, nein!« Sein Gesicht war glatt, undurchdringlich, eine höfliche Maske.
    »Margit hat mir alles erzählt«, fuhr Lisa Bernhardt fort. »Leider nur zu spät.«
    »Ich verstehe nicht …« Pommer war ehrlich verwirrt. Was hat Margit erzählt? dachte er blitzschnell. Alles? Was bedeutet das: alles?
    Er räusperte sich, zündete sich eine Zigarette an. »Wollen Sie sich nicht deutlicher ausdrücken, gnädige Frau? Ihre Tochter hat sich nach meinem Unfall in der Heide in rührender Weise …«
    »Lassen Sie endlich das Theater!« unterbrach Lisa Bernhardt ihn schroff. »Ich weiß alles. Von dem Urlaub an der Ostsee bis zum Treffen in der Heide …«
    »Aha.« Pommer ließ jetzt die Maske fallen. Das Versteckspielen hatte keinen Sinn mehr. »Und nun?« fragte er und setzte sich hinter seinen Schreibtisch.
    »Ich bin gekommen, um Ihnen zu sagen: Lassen Sie endlich meine Tochter in Ruhe!«
    »Aha«, sagte Pommer wieder. Ein dünnes Lächeln huschte über sein Gesicht. »Margit hat also Angst, und deshalb schickt sie Sie zu mir. Aber liebe gnädige Frau … was kann ich schon gegen diese Angst tun? Eine Vergangenheit läßt sich nun mal nicht auslöschen.«
    »Sie erpressen Margit!« stieß Lisa Bernhardt hervor. »Sie wollen mit dieser einen Nacht an der Ostsee ihr ganzes Leben zerstören. Sie sind ein Schuft!«
    Fred Pommer hob die Brauen. Diese Frau ist zu allem entschlossen, dachte er. Eine Henne, die um ihr Küken kämpft. Mit solchen Gegnerinnen ist nicht zu spaßen. Ich werde sie einwickeln müssen.
    Fred kratzte allen Charme zusammen, beugte sich vor und sah Lisa Bernhardt mit seinen großen blauen Augen an. »Jeden anderen Besucher, der mir so etwas zu sagen wagte, würde ich hinauswerfen«, sagte er leise, aber

Weitere Kostenlose Bücher