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Nacht der Versuchung

Nacht der Versuchung

Titel: Nacht der Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Blankers. Denn wer ist einer Frau schon verhaßter als die Nebenbuhlerin? Aber ich kann solche niedrigen Gefühle gegen Sie nicht aufbringen, meine Beste. Im Gegenteil, ich habe tiefes Mitleid mit Ihnen.«
    »Mitleid? Mit mir?« Margit hob den Kopf. »Was soll das?«
    »Nun …« Jetzt lächelte Sonja Richartz wieder. »Ich würde in Ihrer Situation auch nicht mehr ruhig schlafen können. Ich würde sogar halb wahnsinnig dabei. Der Gedanke, daß Ihr Mann keine Ahnung hat, wer Fred Pommer einmal für Sie war …«
    »Wie bitte?« Margit richtete sich kerzengerade auf und kam langsam auf die andere zu. »Was reden Sie da?«
    Sonja Richartz wurde unsicher. Sie hatte Erschrecken bei Margit erwartet, Verwirrung. Hilflosigkeit, die ihr letzte Bestätigung ihrer Vermutungen gab. Statt dessen reagierte diese junge Frau, als gäbe es wirklich in ihrem Leben kein drohendes Geheimnis.
    »Herr Pommer ist der Meinung …«, begann Sonja.
    »Wenn Herr Pommer eine Meinung hat, so soll er sie meinem Mann vortragen.« Es klang stolz und sicher.
    Sonja biß sich auf die Unterlippe. »Fred hat mir einiges erzählt«, sagte sie leichthin.
    Margit hob den Kopf noch höher. »Was hat Herr Pommer erzählt?«
    »Von früher …«
    »Von dem Unfall in der Heide?«
    »Noch früher.«
    »Was habe ich mit seinen Jugenderinnerungen zu tun?«
    »Sie spielen darin eine Rolle, Frau Blankers.«
    »So? Sagte das Herr Pommer?« Margits Stimme war von entwaffnender Gleichgültigkeit. »Ich werde meinen Mann bitten, Herrn Pommer wegen Beleidigung zur Rechenschaft zu ziehen.«
    Sonja gab es auf. Ihr Bluff war endgültig zusammengebrochen, und sie begann einzusehen, daß ihr ganzer Besuch hier eine große Dummheit gewesen war. Sie hatte nichts an Beweisen in der Hand. Und was Pommer mit ihr anstellen würde, wenn er von dieser Unterredung erfuhr – nicht auszudenken! Sonja hätte sich selber ohrfeigen können.
    Margit klingelte nach dem Diener und sagte kalt: »Frau Richartz möchte gehen, Karl. Begleiten Sie sie bitte hinaus.«
    Draußen im Wagen fiel die letzte Selbstbeherrschung von Sonja Richartz ab. Sie ließ den Motor aufheulen und weinte vor Wut und Enttäuschung.
    *
    Aber auch von Margit war die starre Maske der Selbstsicherheit abgefallen. Das Gespräch mit der Rivalin hatte wie mit glühenden Zangen an ihren Nerven gezerrt. Nur mit unmenschlicher Anstrengung war es ihr gelungen, die Rolle der nichtsahnenden, stolzen, überlegenen Frau durchzuhalten. Jetzt, da sie wieder allein war, ließ sie sich stöhnend in einen Sessel sinken und vergrub das Gesicht in den Händen.
    Die Angst hatte sie wieder. Die Not. Die Verzweiflung.
    Hörte das grausame Spiel denn niemals auf? Was wußte Sonja Richartz wirklich? Bluffte sie nur? Oder hatte Pommer ihr alles verraten?
    Aus dem Kinderzimmer, das jenseits der großen Diele lag, kam jetzt helles, klagendes Weinen. Rasch lief Margit hinüber, hob die kleine Monika aus dem Bettchen, drückte sie an sich. Sie merkte kaum, wie sich die Tränen des Kindes mit ihren eigenen vermischten. Oh, mein Kleines, dachte sie nur immer wieder. Noch ahnst du von allem nichts. Noch gibt es für dich keine Furcht, keine Bedrohung, kein Herzeleid. Wird Fred Pommers satanische Macht eines Tages auch dein Leben überschatten?
    Später saß sie allein auf der Couch am Kamin, las in einem Buch, ohne den Inhalt in sich aufzunehmen, lauschte auf jedes winzige Geräusch in dem großen Haus. Außer ihr und dem schlafenden Kind war niemand mehr hier. Sie hatte den Diener Karl ins Kino geschickt, das Dienstmädchen hatte sowieso heute frei. Lähmende Einsamkeit breitete ihre Schwingen aus.
    Gegen neun Uhr schellte es. Margit erhob sich zögernd, ging zur Haustür, öffnete.
    »Gott zum Gruß!« Fred Pommer trat ein.
    Margit hatte das Gefühl, ein Alptraum hätte sie überfallen. Der Boden unter ihr schwankte, das Haus schwankte, Fred Pommers grinsendes Gesicht schwankte vor ihren Augen.
    »Was … was soll das?« würgte sie hervor. »Wie kommst du hierher? Ich denke, du bist in Schweden …«
    »Ich fliege morgen mittag zurück. Dein Mann hat mich nur für einen Tag hierhergeschickt, um ein paar wichtige Akten aus dem Tresor zu holen. Und da dachte ich mir: Was sollst du den ganzen Abend herumlungern? Besuche doch die liebe kleine Margit!«
    »Und … und Sonja Richartz?«
    »Die weiß gar nicht, daß ich in Deutschland bin. Vom Flugplatz zum Werk, vom Werk zu dir – wenn das nicht alte Liebe ist!«
    »Laß das!« Margit hatte sich

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