Nacht der Versuchung
in ihrem Herzen. Ich muß verhindern, daß er sich weiter in Klaus' Vertrauen einschleicht, nur um seine Teufeleien um so raffinierter einfädeln zu können. Ich muß Klaus vor ihm warnen, ohne mich selbst zu gefährden.
»Klaus«, begann sie und legte ihre Hand auf seine Schulter. »Bist du tatsächlich so sicher, daß dieser Mann etwas taugt?«
»Aber ja.« Klaus Blankers nickte. »Er bringt alles mit, was einen guten Manager ausmacht: Intelligenz, Wendigkeit, Scharfblick, tadelloses Benehmen, gekonnte Menschenbehandlung, Einfühlungsvermögen …«
»Du sprichst ja geradezu begeistert von ihm«, sagte Margit, innerlich entsetzt.
»Ich bin es auch.« Er stieß mit ihr an, als wollte er Pommers Karriere feiern. »Aber mir scheint, du denkst genau das Gegenteil. Ist es, weil er vorigen Monat mit dieser Sonja Richartz ankam?«
Sie schwieg, preßte die Lippen zusammen.
»Ich kann dich verstehen«, fuhr Klaus fort. »Aber glaube mir, Pommer konnte im Grunde nichts dafür. Die Richartz hat sich einfach an ihn herangemacht und ihn eingewickelt. Heute würde ihm das schon nicht mehr passieren.«
Er füllte die Gläser nach, drückte Margit an sich. »So, und nun sprechen wir endlich von etwas anderem. Nächste Woche muß ich für ein paar Tage nach Schweden, es geht um größere Stahllieferungen für die neuen Maschinen. Und danach machen wir wieder mal einen kurzen Verschnauf-Urlaub in unserem Heidehaus, einverstanden?«
»Das wäre wunderbar, Klaus …«
Margit bemühte sich, fröhlich zu sein. Aber ihr Herz blutete. Nun ist alles vorbei, dachte sie. Ich habe die letzte Chance verspielt, ihm die Wahrheit zu sagen. Wenn Klaus sie jemals erfährt … er wird mir nicht mehr verzeihen.
Sie stand auf. »Ich will rasch mal nach dem Kind sehen«, sagte sie.
Monika. Die kleine, dicke, süße, unschuldige Monika. An ihrem Bettchen saß Margit wenig später, blickte unablässig auf das schlafende runde Gesichtchen, auf die geballten Fäustchen. Als müßte sie sich hier neue seelische Kraft holen für das, was ihr noch bevorstand.
*
Klaus Blankers hatte seine Reise nach Schweden angetreten, die letzte größere Geschäftsreise in diesem Jahr. Fred Pommer begleitete ihn. Er hatte Sonja Richartz vorher versprechen müssen, auf dieser Fahrt einen neuen Vorstoß in Sachen Firmenfusion zu unternehmen. Auf einer Reise bieten sich immer Gelegenheiten dazu, man sitzt abends an der Hotelbar zusammen, redet über dieses und jenes, kommt sich menschlich näher …
»Ich werde es schon schaukeln«, hatte Pommer beim Abschied großspurig zu Sonja gesagt. »Den guten Blankers wickle ich inzwischen um den Finger.«
Aber Sonja Richartz begnügte sich nicht mit diesen Aussichten. Sie hatte noch ein anderes Eisen im Feuer: Margit Blankers. Es ließ sich weichklopfen, davon war Sonja überzeugt. Man mußte es nur richtig anfangen.
Als Geliebte Fred Pommers hatte sie noch dreimal versucht, ihn über sein früheres Verhältnis mit Margit auszuhorchen. Vergeblich. Auch in den zärtlichsten Stunden, in denen ein Mann sonst Geist und Gewissen verliert, war es ihr nicht gelungen, Pommer zum Sprechen zu bringen. Eiskalt wich er ihren Fragen aus und blieb bei seiner unglaubhaften Erzählung von dem Unfall in der Heide.
Nun entschloß Sonja Richartz sich zu einem Alleingang.
Am dritten Tag nach Blankers' und Freds Abreise rief sie in der Blankers-Villa an, stellte sich als Masseuse vor und fragte den Diener, wann die gnädige Frau allein sei.
»Sie können sofort kommen!« sagte der Diener und hängte ein.
Sonja kam. Sie wurde, als sie ihren Namen nannte, sofort in den Salon geführt.
Margit stand in einem langen Hauskleid vor dem Fenster. »Sie wünschen?« fragte sie steif.
Sonja Richartz lächelte. »Wenn Sie mich so direkt fragen: Ich brauche Geld. Bitte entschuldigen Sie diese Unverschämtheit, aber Sie wollten ja eine möglichst knappe und präzise Antwort. Sie kennen die Lage meiner Firma, Ihr Mann hat Ihnen bestimmt davon erzählt. Die Katastrophe wäre aufzuhalten, wenn Ihr Mann sich dafür erwärmen könnte, meinen Betrieb mit langfristigen Aufträgen wieder zu sanieren. Ich will ja nichts geschenkt haben! Ich kämpfe nur um das Erbe meines seligen Mannes …«
Sonja machte eine wirkungsvolle Pause. Ihre Stimme wurde jetzt klagend, wehmütig. »Bevor Sie in das Leben von Klaus traten, sah alles so hoffnungsvoll für mich aus. Dann kamen Sie, und ich sah mich um alle Chancen gebracht. Eigentlich müßte ich Sie hassen, Frau
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