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Nacht der Versuchung

Nacht der Versuchung

Titel: Nacht der Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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eindringlich. »Ihnen als Margits Mutter verzeihe ich es. Und nun hören Sie mir bitte gut zu, gnädige Frau: Ich habe nicht die geringste Absicht, Margits glückliche Ehe zu gefährden. Zugegeben, diese Stellung hier habe ich mir verschafft, indem ich Ihre Tochter ein bißchen unter Druck setzte. Wenn man so dasteht wie ich damals, darf man nicht zimperlich sein in der Wahl seiner Mittel.«
    »Genau das habe ich von Ihnen erwartet!« rief Lisa empört.
    Er hob die Hand. »Lassen Sie mich bitte ausreden. Tatsache ist, daß ich jetzt den Posten habe. Eine interessante Arbeit, ein gutes Gehalt. Herr Blankers vertraut mir. Abgesehen davon, daß es menschlich höchst schäbig wäre: Welches Interesse sollte ich um Himmels willen daran haben, weiter in die private Sphäre meines Chefs einzudringen? Wenn einer von nun an froh ist, daß die Geschichte von damals vergessen wird, dann doch wohl ich. Außer Margit natürlich«, fügte er mit einem bedeutungsvollen Lächeln hinzu.
    Lisa Bernhardt suchte nach Worten, nach Argumenten. Aber sie fand keine. Was dieser Mann da sagte, klang logisch. Und sogar ehrlich.
    »Sehen Sie«, fuhr er fort. »Die Dinge sind genauso gelaufen, wie es für alle Beteiligten am besten war. Ich habe meinen Job, Margit hat ihre Ruhe, Herr Blankers hat weiter die Illusion, ein unberührtes Mädchen geheiratet zu haben. Niemand tut dem anderen mehr weh. Warum wollen Sie nun alles wieder aufrühren, gnädige Frau? Warum?«
    »Weil … weil Margit Angst hat«, preßte Lisa Bernhardt heraus. »Sie fühlt sich von Ihnen bedroht.«
    »So ein Unsinn!« Er stand auf, trat ans Fenster. »Sagen Sie ihr: Fred Pommer ist zufrieden mit dem, was er erreicht hat. Er ist ihr und vor allem Herrn Blankers sehr dankbar. Sie soll doch endlich aufhören, sich selbst verrückt zu machen!«
    Auch Lisa hatte sich erhoben. Unschlüssig sah sie Pommer an. In ihr rangen Zweifel und Erleichterung miteinander. »Sie versprechen mir also, Margit in Ruhe zu lassen?« fragte sie.
    »Großes Ehrenwort.« Er kam auf sie zu und zog die Schultern hoch. »Wenn Sie mir nicht glauben wollen, kann ich es nicht ändern. Ich warne nur vor unüberlegten Schritten!«
    »Danke«, sagte Lisa Bernhardt leise. »Ich werde es Margit sagen.«
    An der Tür zögerte sie ein paar Sekunden lang. Dann überwand sie sich und gab Pommer die Hand. Es war wie eine stumme Abbitte.
    Als die Frau hinaus war, starrte Fred Pommer noch eine Zeitlang gedankenverloren hinter ihr her. Jetzt wird sie nach Hause kommen, dachte er, und Margit beruhigen. Dieser Pommer ist ja gar nicht so, wird sie sagen. Er hat versprochen, kein Unheil mehr zu stiften. Ich habe es wieder mal geschafft.
    Und er dachte weiter: Fast wünschte ich mir, ich könnte dieses Versprechen halten.
    Es war eine moralische Anwandlung, die genauso rasch wieder verging, wie sie gekommen war.
    *
    Vier Wochen später überraschte Klaus Blankers seine Frau mit der Mitteilung, daß er Fred Pommer aus der Spesenkontrolle herausgenommen habe. »Weißt du«, sagte er nach dem Abendessen, als sie gemütlich vor dem Kamin zusammensaßen und der Diener eine Ananasbowle servierte, »dieser Pommer, dein Protektionskind, ist wirklich ein talentierter Bursche, war viel zu schade für den Routinekram mit den Spesen. Er hat mich mit großartigen Rationalisierungsvorschlägen für die Betriebsverwaltung überrascht. Ich kann dir das im einzelnen nicht erklären … aber dieser Pommer hat wirklich Köpfchen. Ich habe ihn deshalb …«
    »Befördert …«, sagte Margit tonlos und rührte in ihrem Bowlenglas.
    »Ja. Er ist ab nächstem Ersten mein Direktionsassistent. Sozusagen meine rechte Hand, verstehst du?«
    »Nein!« Es war wie ein Aufschrei.
    Blankers sah Margit erstaunt an. »Was soll denn das, Liebes? Hast du neuerdings was gegen ihn?« Er fischte mit einem silbernen Gäbelchen die Ananasstücke aus dem Wein und aß sie. »Ich jedenfalls freue mich, daß ihn der Zufall in unsere Firma gebracht hat. Was meine Direktoren seit Jahren nicht erkannten, das überblickt dieser Kerl in ein paar Wochen. Erstaunlich, alle Achtung.«
    In diesem Augenblick war Margit versucht, ihrem Mann alles zu sagen. Aber dann sah sie in Klaus' Augen, wie fröhlich und gelöst von allen Sorgen er war, wie er sich ehrlich über Pommers Tüchtigkeit freute. Da verbiß sie sich die Worte, die in ihre Kehle drängten.
    Zugleich jedoch stieg heißer Zorn gegen Pommer in ihr hoch. Ich muß seinen Aufstieg verhindern, hämmerte es in ihrem Hirn,

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