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Nacht der Versuchung

Nacht der Versuchung

Titel: Nacht der Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Penny Jordan
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Ich darf Ihnen versichern, dass es wahr ist. Meine Schwester hätte sofort gesehen, dass Sie die ideale Frau für Xavier wären.”
    Sie, die ideale Frau für Xavier? Ein merkwürdiges Gefühl durchzuckte Mariella, und sie unterdrückte es sofort. “Ich habe nicht die Absicht, überhaupt jemals zu heiraten”, sagte sie rasch.
    “Sehen Sie? Das allein zeigt schon, wie viel Sie und Xavier gemeinsam haben.” Madame Flavel winkte ab. “Aber ich bin nicht meine Schwester. Ich mische mich nicht in das Leben anderer Menschen ein und versuche es zu manipulieren.
Non!
Aber ich bin neugierig. Warum haben Sie sich entschieden, nicht zu heiraten? Bei Xavier ist das relativ einleuchtend. Meine Schwester hat ihm die Sorge eingeimpft, dass er keine Frau finden könne, die bereit sei, seine Hingabe an seine Lebensaufgabe, die traditionelle Lebensweise seines Stammes, zu schützen und zu bewahren, zu teilen. Das ist natürlich Unsinn, aber Sophia hat es größtenteils selbst verschuldet. Sie hat Xavier als jungen Mann nach Frankreich geschickt, in der Hoffnung, er würde unter den Töchtern in unseren Kreisen eine passende Braut finden. Aber diese Mädchen können nur in Paris existieren. Allein die Vorstellung, einmal im Jahr mit dem Stamm durch die Wüste zu ziehen, wie Xavier es immer getan hat, wäre ihnen unerträglich. Ja, Xavier braucht eine Frau, die die Traditionen seines Stammes genauso leidenschaftlich annimmt und achtet wie er. Eine Frau, die auch ihn leidenschaftlich annimmt und liebt, denn wie Sie sicher längst herausgefunden haben, ist Xavier ein sehr leidenschaftlicher Mann.”
    Mariella sah die alte Dame argwöhnisch an. Was genau wollte Xaviers Großtante damit andeuten? Ihrer Unschuldsmiene war nichts zu entnehmen, aber zumindest hatte sie Mariellas Interesse geweckt. “Sie sprechen von dem Stamm und von Xaviers Engagement für die alten Traditionen, aber ich weiß eigentlich gar nicht genau, was Sie damit meinen …?”
    “Non?
Nun, der Stamm, in den Xaviers Vorfahren eingeheiratet haben, ist einzigartig in seiner Lebensweise, und es war das Lebenswerk von Xaviers Großvater und wäre das seines Vaters gewesen, wenn der nicht so früh gestorben wäre, das traditionelle Nomadenleben des Stammes zu bewahren, aber gleichzeitig die Stammesmitglieder zu ermutigen, die sich in die moderne Gesellschaft integrieren wollen. Deshalb hat jedes Kind des Stammes Anspruch auf eine gute Ausbildung und freie Berufswahl, gleichzeitig ist jedes Mitglied des Stammes verpflichtet, zumindest wenige Wochen des Jahres zusammen mit dem Stamm auf den traditionellen Nomadenrouten zu verbringen. Manche Stammesmitglieder haben sich entschieden, ihr Leben ganz nach den alten Traditionen auszurichten, und sie werden von den anderen hoch geachtet, auch von jenen, die es in der modernen Gesellschaft bis in Spitzenpositionen geschafft haben. Xavier hat dabei eine Doppelrolle zu erfüllen. Einerseits muss er als Geschäftsmann dafür sorgen, das Erbe seines Großvaters zu vermehren, sodass die finanzielle Zukunft des Stammes gesichert ist. Andererseits muss er sich den Respekt des Stammes bewahren, indem er die alten Traditionen achtet und pflegt. Er hat dies von jeher als seine Pflicht betrachtet, die er bereitwillig auf sich nimmt. Aber ich glaube, es wird für ihn ein sehr einsamer Weg, wenn er nicht eine Frau findet, die die Wichtigkeit dieser Aufgabe begreift und bereit ist, dieses Leben mit ihm zu teilen.”
    Mariella hatte schweigend zugehört. Der Xavier, den Madame Flavel ihr beschrieb, war ein Mann voller Pflichtgefühl und Verantwortungsbewusstsein, ein Mann, den sie unter anderen Umständen respektiert und bewundert hätte.
    “Madame, Sie brauchen wirklich nicht hierzubleiben”, versicherte Mariella zum unzähligsten Male, während sie den langen Gang zur Loge studierte, der ihre Leinwand sein würde. Fleur strampelte zufrieden in ihrem Kinderwagen, und Mariella hatte auf einer mitgebrachten Staffelei die Fotos befestigt, die sie von den Pferden des Prinzen gemacht hatte.
    “Aber gerade zu diesem Zweck hat Xavier mich doch gerufen”, widersprach die alte Dame energisch.
    “Sie werden sich langweilen, wenn Sie da sitzen und mir beim Arbeiten zusehen.”
    “Ich habe mich noch nie gelangweilt. Ich habe meine Stickerei und meine Zeitung, und schon bald wird Ali wieder auftauchen und uns zu einem kleinen Imbiss und einem Mittagsschläfchen abholen.”
    Resigniert nahm Mariella ihre Zeichenkohle zur Hand und machte sich an die

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