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Nacht der Versuchung

Nacht der Versuchung

Titel: Nacht der Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Penny Jordan
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Arbeit, insgeheim entschlossen, sich keineswegs ein “Mittagsschläfchen” zu gönnen. Vor ihrem geistigen Auge hatte sie bereits eine genau Vorstellung, wie der Fries einmal aussehen sollte, und im Nu war sie ganz in ihre Arbeit vertieft. Als Hintergrund für die Pferde wollte sie nicht die Rennbahn wählen, sondern die dramatische Darstellung eines wogenden Ozeans, aus dem die Pferde hervortreten würden – für ein Volk, dem Wasser ein so lebenswichtiges Thema war, sicher ein besonders eindrucksvoller Anblick. Seine Hoheit jedenfalls war von der Idee sehr angetan gewesen.
    Erst als sie einen leichten Krampf in den Fingern bekam, legte sie eine kleine Verschnaufpause ein. Madame Flavel war in ihrem bequemen Lehnstuhl, den Ali ihr samt Fußschemel gebracht hatte, eingenickt, ihr leises Schnarchen schien Fleur zu faszinieren. Mariella trank einige Schlucke aus der Wasserflasche, die sie mitgebracht hatte, und betrachtete ihre kleine Nichte liebevoll. Wo war nur Tanya? Warum rief sie nicht an?
    Die Tür zum Gang ging auf, und Ali und Hera erschienen.
    “Du liebe Güte, ist es schon Mittag?” Madame Flavel setzte sich schlagartig auf.
    Widerstrebend packte Mariella ihre Sachen zusammen. Sie hätte lieber weitergearbeitet, anstatt zur Villa zurückzukehren, aber Madame Flavel war eine alte Dame, und man konnte ihr nicht zumuten, pausenlos dabeizusitzen.

9. KAPITEL
    A m Ende der Woche fand Mariella die erzwungenen Arbeitspausen zunehmend frustrierend.
    “Es gefällt mir gar nicht, dass Sie so entschlossen sind, nicht zu heiraten,
chérie”
, plauderte Madame Flavel in der ihr eigenen Art. “Ist eine unglückliche Liebe der Grund dafür?”
    “Man könnte es so ausdrücken”, antwortete Mariella gutmütig.
    “Er hat Ihnen also das Herz gebrochen, aber Sie sind jung, und die Zeit heilt alle Wunden …”
    “Er hat nicht mir, sondern meiner Mutter das Herz gebrochen”, unterbrach Mariella den Redeschwall der alten Dame, “und die Wunde ist nie wirklich verheilt, nicht einmal, als meine Mutter meinen Stiefvater kennenlernte und heiratete. Sie hat meinem Vater vertraut, als er ihr sagte, er liebe sie, hat sich ganz auf ihn verlassen … und er hat dieses Vertrauen belohnt, indem er uns beide im Stich gelassen hat.”
    “Ich verstehe, und weil Ihr Vater Ihre Mutter und Sie so tief verletzt hat, sind Sie entschlossen, selber nie einem Mann zu vertrauen?”, bemerkte Madame Flavel. “Wissen Sie, nicht alle Männer sind wie Ihr Vater,
chérie.”
    “Mag sein, aber ich will das Risiko erst gar nicht eingehen.” Mariella war froh, dass Alis Auftauchen dieses Gespräch beendete.
    Es war zwei Uhr nachmittags, und Madame Flavel machte ihren Mittagsschlaf. Mariella ging ruhelos durch den Garten. Es drängte sie, an ihrem Fries weiterzuarbeiten. Schließlich blieb sie stehen, fasste einen Entschluss und eilte ins Haus zurück, um Fleur zu holen.
    Ali nickte nur wortlos, als sie ihn rief, um ihm zu sagen, dass sie mit Fleur zur Rennbahn zurückwolle. Die Mittagshitze draußen war unerträglich, und die Luft flirrte in der gleißenden Sonne. Aber der Wagen war angenehm klimatisiert, ebenso wie die Loge und der Zugang, in dem Mariella arbeitete, und sobald Ali sie und Fleur hineinbegleitet hatte, machte sie sich an die Arbeit.
    Inzwischen war eine transportable Arbeitsbühne errichtet worden, die es ihr erlaubte, auch im oberen Bereich der Wand zu arbeiten. Fleur schlief tief und fest in ihrem Kinderwagen, und Mariella nutzte die Zeit, um konzentriert am Ebenbild des stolzesten und wildesten Hengstes des Prinzen zu malen, der mit wehender Mähne aus der schäumenden See galoppierte.
    Irgendwann nahm sie am Rande wahr, dass eine Tür geöffnet wurde und sich Schritte näherten. Fleur war anscheinend aufgewacht und gluckste vergnügt und zufrieden vor sich hin. Immer noch war Mariella ganz in ihre Arbeit vertieft. Aber plötzlich bemerkte sie aus dem Augenwinkel eine Bewegung und wandte sich um. Sie erstarrte wie vom Donner gerührt, als sie Xavier sah, der neben Fleurs Kinderwagen stand.
    “Xavier …” Unwillkürlich wollte sie einen Schritt vorwärts machen, besann sich aber noch rechtzeitig, dass sie ja auf der Arbeitsbühne stand. “Was tun Sie hier?”, fragte sie angriffslustig, um ihre Befangenheit zu überspielen.
    “Wissen Sie eigentlich, welchen Kummer Sie Cecille bereitet haben, indem Sie meine Anweisungen missachtet haben?”, fragte er schroff.
    Mariella wich seinem Blick aus. Sie mochte Madame Flavel und

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