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Nacht der Zaubertiere

Nacht der Zaubertiere

Titel: Nacht der Zaubertiere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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beide.
    Der Roboter drosch wieder auf Viktors Zehen los, und ein neuerliches Donnergrollen klang so mit den Faustschlägen der Blechpuppe zusammen, daß sie das gewaltige Getöse zu verursachen schien.
    Viktor holte aus und trat dem kleinen Metallmann in die Seite. Da holperte plötzlich ein Schratz in der Kiste aus dem Unkraut. Krumm, wie verkrüppelt, mit einem Clownsgesicht und behandschuhten Pranken, mit denen er sich vorwärtsstieß. Er kicherte schrill, als ob er gleich einen Anfall bekäme, und kreischte: »Hol ihn runter! Mach ihn klein, so klein wie wir!«
    Da brummte etwas in der nassen Nacht, und eine Spielzeughornisse von der Größe einer Bierdose schnarrte so dicht an Viktors Gesicht vorbei, daß er zurückzuckte. Im Licht der Taschenlampe erkannte er einen Stachel, der so groß wie ein Taschenmesser war. Im nächsten Augenblick wurde ihm klar, daß die Hornisse zum Sturzangriff auf ihn ansetzte, und er warf sich zu Boden, um ihrem Dolch zu entkommen. Er spürte, wie ihm das Insekt am Kopf vorbeischoß und sein Gesicht nur um einen Fingerbreit verfehlte. Schon als er auf den Boden knallte, begann er mit Händen und Füßen um sich zu schlagen und zu treten, um diese unheimlichen mörderischen Puppen zu verscheuchen.
    Er hörte, wie eines dieser unmöglichen kleinen Geschöpfe sagte: »Laßt ihn liegen. Los, kommt! Die Zaubertiere werden zur Autostraße wollen, wir müssen sie aufhalten!«
    Viktor trat weiter um sich, bis er erschöpft war. Als er schließlich mit schlaffen Gliedern dalag, erwartete er, wieder angegriffen zu werden. Aber der Roboter, die Marionetten, der Schratz in der Kiste und die Hornisse waren verschwunden. Er war allein mit dem Sturm und der Nacht.
    Mit jagendem Herzen richtete er sich wieder auf. Er zitterte am ganzen Leib. Er hob seine Taschenlampe auf und ließ ihr Licht einmal im Kreise wandern.
    Nichts.
    Er schaute zum Wald hinüber, in dem die Puppen offensichtlich verschwunden waren, und er überlegte, ob er sie verfolgen sollte. Doch dann wandte er sich um und rannte zu seinem Wagen zurück, um sich in Sicherheit zu bringen, und verriegelte sofort alle Türen.
    Dann saß er da, mitten auf der Fahrbahn, und starrte durch die regenblinde Windschutzscheibe auf den Ausschnitt der Straße und des Waldes, den seine Scheinwerfer beleuchteten. Er zitterte immer noch und konnte seine Glieder nicht beherrschen. Er zwickte sich wieder.
    »Autsch!«
    Noch mal. »Autsch!«
    Er konnte sich das, was er gerade erlebt hatte, nicht erklären. Es paßte nicht zueinander. Er war ein Mann von Logik und Verstand, ein Mann, der mit Zahlen umging und sich auf Zahlen verließ. Er liebte seine Zahlen. Sie bereiteten ihm keine Überraschungen, sie hatten nichts mit Zauber und Magie zu tun. Er zog ein Leben ohne diese beiden unerklärlichen Mächte vor, und er hatte keine Ahnung, wie er zurechtkommen würde, wenn er sich eingestehen müßte, daß die Welt in Wirklichkeit mehr so war, wie Isaak sie immer gesehen hatte, und nicht im geringsten so zuverlässig geordnet und so logisch, wie Viktor es immer geglaubt hatte.
    »Autsch!« Noch einmal gekniffen. »Autsch!« Nur noch einmal, ein letztes Mal. »Autsch!«
     
     
    Einstein und die anderen Zaubertiere folgten Amos und erreichten heil und sicher eine Raststätte. Auf dem Dach des langen einstöckigen Gebäudes flimmerte eine Neonschrift in Orange und Rot: Antons Rasthöhle. Benzin und Imbiß. Diese leuchtenden Neonfarben spiegelten sich im nassen Asphalt und in den Pfützen. Und sie funkelten und zuckten so, als ob alles in Flammen stünde, ohne zu verbrennen.
    An der Vorderseite von Antons Rasthöhle war viel los. Laster und Personenwagen bildeten vor den Zapfsäulen eine lange Schlange. Hinter der Tankstelle konnte man die großen Glasfenster der Gaststätte erkennen, die einen guten Ausblick auf die Straße und in die stürmische Nacht boten.
    Aber an der Seite des Gebäudes, wo vierzig oder fünfzig große Lastwagen in Reih und Glied parkten, war es ruhig. Von Zeit zu Zeit kam ein neuer Lastzug an, und der Fahrer rannte so rasch wie möglich durch den Regen in das Lokal. Noch seltener kam ein Fahrer aus der Gaststätte, lief zu seinem Laster und bog mit donnernden Motoren in die Autobahn ein. Meistens lag der Parkplatz ein-
    sam und verlassen da, und nur der Regen prasselte aufs Pflaster.
    Einstein und die anderen Zaubertiere folgten Amos um die Pfützen herum und durch den Widerschein des orangeroten Neonfeuers bis in die Finsternis unter einem

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