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Nacht der Zaubertiere

Nacht der Zaubertiere

Titel: Nacht der Zaubertiere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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Aufgabe nicht gewachsen bin.«
    »Aber bis hierher sind wir noch recht gut gekommen«, sagte Karamel.
    »Das ist nicht einmal ein Hundertstel der ganzen Strecke«, bemerkte Amos.
    »Du wirst uns schon hinbringen«, sagte Karamel vertrauensvoll. »Was sollen wir als nächstes tun?«
    Amos dachte einen Augenblick nach. Der Regen tropfte von allen Seiten des Lasters herab. Die Luft stank nach Benzin und Öl, denn über den Köpfen der Zaubertiere verliefen das Gestänge und die Leitungen des Motors.
    Draußen auf der Autobahn plärrte eine Hupe.
    Schließlich sagte Amos mit einer sehr viel fröhlicheren Stimme: »Mir ist gerade ein passendes Gedicht von Adam Riese eingefallen... «
    Einstein stöhnte auf, und die anderen Zaubertiere stimmten ein, sogar Karamel.
    »Nicht schon wieder Adam Riese«, flehte der Gestiefelte Kater.
    »Mach meinetwegen einen Knoten in meine Löffel und häng mich dran auf«, sagte Hupf, »aber verschon uns mit dem Quatsch von Adam Riese.«
    »Ich habe euch erklärt«, sagte Amos unbeirrt, »daß Adam Riese ein großer Dichter ist. In Vater Isaaks Bibliothek habe ich viele Bücher studiert, auch solche mit Gedichten. Ich weiß also über sowas Bescheid. Eines Tages gedenke ich selber Gedichte zu verfassen, und ich kann wirklich nur hoffen, daß ich auch nur halb so gut wie Adam Riese sein werde.«
    Einstein sagte: »Jedesmal hältst du uns die gleiche Predigt, aber deshalb mag ich Adam Riese noch lange nicht.«
    »Du bist vielleicht ein guter Elefant und weißt viel über die afrikanische Steppe und die Heilkraft des Regenwassers«, sagte Amos geduldig, »aber für die edleren Dinge des Lebens hast du deshalb doch kein Gefühl.«
    »Fang an«, sagte Hupf, »sag uns das Riesengedicht auf, dann haben wir’s hinter uns.«
    Wieder rollte ein Lastzug auf den Parkplatz, und sie mußten warten, bis der Motorenlärm verstummt war. Da reckte sich Amos stolz in die Höhe, wölbte die Brust vor und sprach mit Hingabe und Leidenschaft die folgenden Verse:
    »Wenn deine Puschen fadenscheinig sind, zerlatscht und dünn und alt, mein Kind, wenn deine Sohlen erste Blasen zeigen, ist’s Zeit, auf einen Wagen umzusteigen.«
    »Puschen?« fragte Hupf. »Wie kann Riese ein großer Dichter sein, wenn er solche Wörter wie Puschen und zerlatscht benutzt?«
    »Ein Dichter besitzt die Freiheit, die Wörter zu wählen, die er braucht«, erklärte Amos.
    Ein heftiger Windstoß fuhr über den Parkplatz und heulte wie eine arme Seele.
    Der Alte hob die Stimme, um das Getöse zu übertönen, und fragte: »Und du behauptest, daß dieser Adam Riese den Literaturnobelpreis bekommen hat?«
    »Nun ja«, antwortete Amos, »ich weiß nicht ganz genau, ob es der Nobelpreis war, aber irgendwas Großes war es ganz bestimmt.«
    »Nicht den Nobel-«, sagte Hupf, »den Simpelpreis.«
    Der Gestiefelte Kater klagte: »Adam Rieses Reime klingen genauso wie mein Kostüm jetzt aussieht. Alles im Eimer. Einfach grauenhaft.«
    Als sich der Wind wieder legte und das Heulen zu einem Pfeifen erstarb, fragte Einstein: »Gut, gut, aber inwiefern bezieht sich dieses Gedicht von Adam Riese auf unsere gegenwärtige Lage?«
    »Das ist doch ganz klar«, antwortete Amos, »in die Stadt ist es noch weit, und wir alle sind völlig erschöpft, also brauchen wir Räder. Wir klettern in einen dieser Anhänger und lassen uns fahren.«
    »Und woher sollen wir wissen, ob wir im richtigen Anhänger landen? Ob der in die Stadt fährt oder etwa in die entgegengesetzte Richtung?« fragte der Alte.
    »Vater Isaak wird uns beschützen«, antwortete
    Amos, »er wird uns nicht den falschen wählen lassen.«
     
     
    Rex führte seine teuflische Bande durch ein Loch im Zaun auf einen Fußweg am Rande des Parkplatzes.
    »Hier müssen sie irgendwo sein«, sagte er und musterte die geparkten Lastzüge, die in der dunklen Nacht wie schlafende Dinosaurier wirkten.
    »Ja«, zischte Lissie, »und ob sie hier sind! Es stinkt hier geradezu nach ihrer Güte.«
    »Ekelhaft, was?« fragte der Schratz.
    Der Eisenbeißer knirschte mit seinen Metallkiefern und ließ die stählernen Handgelenke knacken. Die Stecherin surrte über ihnen im Kreis.
    »Also auf! Raus und her mit ihnen!« rief Rex. »Wir wollen sie Glied für Glied zerreißen und zerrupfen und damit Kissen füllen.«
     
     
    Nach stundenlanger Wanderschaft kam Zack in eine kleine Ortschaft, die über hundert Meilen südlich der Stadt lag. Diese Ortschaft war sehr alt. Die Gebäude bestanden aus Klinker und Backstein und

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