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Nacht der Zaubertiere

Nacht der Zaubertiere

Titel: Nacht der Zaubertiere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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verwandelt und die Fahrbahn mit Eis überzogen hatte.
    Die Zaubertiere konnten den bemalten Glasknopf, das linke Auge des Gestiefelten Katers, nicht wiederfinden. Er war auf der einen Seite etwas abgeflacht, so daß er nicht weit weg gekullert sein konnte. Sie schauten unter und hinter den grünen
    Müllcontainern nach. Sie wühlten zwischen den großen Holzkisten herum und stöberten in jedem Abfallhaufen, aber der leuchtende Glasknopf war nirgendwo zu entdecken.
    Der Gestiefelte Kater hatte keine Schmerzen, denn dazu fehlte ihm das Empfindungsvermögen. Gefühle konnte er sehr wohl verspüren, Furcht zum Beispiel oder Liebe, Freude und Trauer. Weil er aber nur ein ausgestopftes Spielzeugtier war, wurde er von Hitze, Kälte und anderen körperlichen Empfindungen kaum oder gar nicht belästigt. Sein Wahrnehmungsvermögen war natürlich beeinträchtigt. Er konnte nur noch mit seinem rechten Auge sehen, so daß er links eine blinde Seite hatte, was sich in künftigen Kämpfen als gefährlich erweisen konnte.
    Was den Gestiefelten Kater jedoch am meisten bekümmerte, war sein Äußeres. Während sich seine Freunde um ihn scharten, warf er sich verzweifelt gegen den Müllcontainer, verbarg sein Gesicht und versuchte, so wenig wie möglich von sich zu zeigen. »Ach, schaut mich doch nur an. Nein, nein, schaut mich lieber gar nicht an! Ich bin in einem entsetzlichen Zustand. Klitschnaß, von oben bis unten verdreckt, und meine Hose ist in Fetzen. Und schaut euch doch nur diesen jämmerlichen Hut an! Nein, schaut ihn nicht an! Schaut nicht her! Wenn ihr nur ein wenig Mitgefühl habt, so starrt mich nicht so an. Ach, was ist aus mir geworden, ich kann mich ja kaum noch einen Kater nennen.«
    »Mir kommst du prächtig vor«, sagte Amos.
    »Schaust du mich etwa an?« fragte der Gestiefel-
    te Kater, das Gesicht noch immer schamhaft hinter den Pfoten verborgen.
    »Ich kann auch nichts Abstoßendes an dir sehen«, stimmte Einstein zu, »ein bißchen zerrauft, das schon, aber das wirkt eigentlich nur heldenhaft und nobel.«
    »Schaust du mich etwa auch an?« jammerte der Gestiefelte Kater.
    »Ich find’ dich toll«, sagte Hupf, »toll und herrlich heldenhaft!«
    »Umwerfend«, sagte der Alte.
    »Ihr schaut mich ja alle an!« sagte der Gestiefelte Kater und trampelte verzweifelt mit den Füßen auf den Boden. Amos sagte: »Also bitte, mein Kater, jetzt quäl dich nicht so. Du bist weder für dich eine Schande noch für die Katzenschaft im allgemeinen. Und denk doch nur daran, wie Hamlet im letzten Akt ausgesehen hat!«
    »Also... ich weiß nicht«, murmelte der Gestiefelte Kater, immer noch an den Container gelehnt.
    »Na und vorher«, fuhr Amos fort, »nach all den Degengefechten, war er da etwa nicht verschwitzt und zerrauft, was meinst du?«
    »Hmmhmm«, machte der Gestiefelte Kater nachdenklich. »Und trotzdem ist er weltberühmt geworden.«
    Karamel sagte: »Katerchen, wir wollen alle so hübsch wie möglich aussehen, aber wirklich wichtig ist doch nur, was wir sind. Das Innere ist viel wichtiger als das Äußere. Und innen drin, da bist du ein guter Kater, vielleicht der beste Kater auf der Welt — tapfer, zuverlässig, ehrlich und treu. Und
    diese herrlichen Eigenschaften haben deine Freunde immer vor Augen, gleichgültig wie naß und schmutzig und zerfetzt du sein magst.«
    Ganz langsam und verlegen drehte sich der Gestiefelte Kater um und schaute die anderen an, wobei er ihnen sein zerschlagenes einäugiges Gesicht zeigte. »Wie häßlich bin ich?« frage er mit Zitterstimme.
    »Ach«, sagte Hupf, »ganz bestimmt so häßlich wie Cary Grant. Und ganz bestimmt so häßlich wie Clark Gable. Aber längst nicht so häßlich wie Douglas Fairbanks, bei weitem nicht!«
    »Aber hör mal«, sagte der Gestiefelte Kater verwirrt, »die waren doch alle überhaupt nicht häßlich!«
    »Genau! Genau, genau«, kicherte Hupf, »du bist eben nicht häßlicher als Gable oder Grant oder Fairbanks.«
    Der Gestiefelte Kater blinzelte ihn mit seinem einen Auge mißtrauisch an. Dann musterte er einen seiner Freunde nach dem anderen. Seine schmutzige, abgerissene und einäugige Erscheinung schien sie weder abzustoßen noch zu erschrecken.
    »Also jetzt, wo ich dich genau betrachten kann«, sagte Hupf und tat, als ob er sich herausputzte, »vielleicht bist du doch ein klitzekleines bißchen häßlicher als ich, aber schließlich — wer ist das nicht?«
    Der Gestiefelte Kater lachte, und die anderen Tiere stimmten ein.
    Hupf grinste übers

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