Nacht der Zaubertiere
Hupf. »Wenn du mich ansengelst, dann werd’ ich... dann werd’ ich... «
»Na was denn?« fragte Lissie. »Heulen?«
»Nein«, antwortete Hupf, »ich werde .. . rasen vor Wut! Jawohl, das werd’ ich machen. Ich werde rasen vor Wut, und dann übernehme ich keine Verantwortung mehr für das, was passiert.«
»Schau mich nur an«, sagte Rex und tat so, als ob er vor Angst schlotterte. »Ach, was jagst du mir für einen Schrecken ein. Ich zittere und bebe. Ein rasendes Karnickel. Oh, wie fürchterlich. Und wie mußt du erst sein, wenn du wirklich in Wut gerätst.«
Hupf hing an den Ohren in der eisernen Faust des Roboters und versuchte verzweifelt, mit den Füßen Halt auf dem Boden zu gewinnen, wurde aber immer wieder hochgerissen. Er keuchte: »Darauf kannste wohl wetten. Wenn ich vor Wut rase, dann bin ich nämlich gefährlich. Wirklich, dann könnt’ ich euch die Glieder einzeln ausreißen und die Räder auch. Und wenn ich dann mit euch fertig bin, dann seid ihr nichts als ein Haufen Holzsplitter und ein bißchen verbogenes Metall. Ha-ah, das wird schön gräßlich sein. Ich werd’ schon ganz krank, wenn ich nur dran denke. Aber ich kann’s nicht ändern. Wenn ich wirklich wütend werde, dann kann ich nicht mehr an mich halten, dann bin ich nur ein wildes, wildes Tier. Also ärgert mich lieber nicht, und tut mir auch nichts an. Laßt es lieber sein.«
Das grausame Gelächter der bösen Spielzeugfiguren hallte von allen Seiten wider.
»Na gut«, sagte Hupf seufzend, »ich hab’s wenigstens versucht.«
Schließlich machten sie vor einem großen Wandschrank aus Eichenholz halt, dessen Vorderseite aus Glas bestand, hinter dem Gewehre und Flinten zu sehen waren.
Eisenbeißer zerrte Hupf wieder vom Boden hoch, und Rex legte dem Karnickel die scharfe Klinge an die Gurgel. Der Schratz und Lissie kamen herbeigeeilt, um nichts zu verpassen.
»Weißt du, was jetzt mit dir passiert, du albernes Karnickel?« fragte Rex.
Hupf schluckte. »Vielleicht hast du dein Herz entdeckt, hast Mitleid mit mir, läßt mich laufen? Und das wär’s dann.«
»Nein«, antwortete Rex, »das passiert garantiert nicht als nächstes.«
Hupf sagte: »Warte mal, laß mich noch mal raten. Also wollen wir mal sehen... Jetzt passiert vielleicht folgendes: Mir fällt ein wirklich guter Witz ein, und dabei kapierst du endlich, was für ein hochbegabtes Komisches Karnickel ich bin, und dann verschonst du mich, weil ich dich so gut unterhalte.«
»Witze kann ich nicht ausstehen«, sagte Rex.
»Und Tricks? Ich kann Kunststücke.«
»Taschenspieler kann ich auch nicht ausstehen.«
»Vogelrufe? Ich kann wie ein Vogel pfeifen.«
»Das liebliche Gezwitscher der Vögel geht mir auf die Nerven. Das heisere Krächzen der Geier ist mir lieber.«
»Na gut, aber vielleicht marschiert plötzlich ein ganzer Trupp redender Runkelrüben durch den Laden, und du bist so baff, daß Runkelrüben reden können, daß du mich ganz und gar vergißt.«
Rex zwinkerte: »Bist du verrückt, Karnickel? Glaubst du wirklich, daß hier ein ganzer Trupp redender Runkelrüben durchkommen könnte?«
Hupf verdrehte die Augen, um einen Blick auf die messerscharfe Klinge an seinem Hals werfen zu können, schluckte dann abermals und sagte: »Man darf die Hoffnung nicht aufgeben, weißt du. Ich will einfach nicht aufgeben.«
»Aber redende Runkelrüben?«
»Ach, es können auch Step tanzende Pampelmusen sein«, antwortete Hupf.
Rex knurrte, als ob er ein Hund wäre. »Du bist wirklich ein total verrücktes Karnickel. Jetzt werd’ ich dir mal sagen, was als nächstes passiert, du Trottel mit Schlappohren.« Er drückte Hupf die Klinge fester auf die Kehle. »Wir werden deine Freunde mit den weichen Bäuchen nach allen Regeln der Kunst in eine Falle locken. Und ich haue dich nur jetzt noch nicht in Stücke, weil du heil und ganz einen viel besseren Köder abgibst.«
»Köder«, wiederholte Eisenbeißer mit seiner eisigen Stimme.
»Köder«, schrie der Schratz und lachte schrill.
»Köder?« fragte Hupf.
»Köder für deine Freunde«, erklärte Rex, »das spart mir und meinen Leuten Zeit. Zwingt uns nicht, hinter ihnen herzurennen. Die Sorte kenn’ ich nämlich. Gutmütige Narren. Gefühlvolle Dummköpfe. Bringen’s nicht übers Herz, dich im Stich zu lassen. Sind bis oben hin vollgestopft mit so sinnlosem Zeug wie Ehre, Pflicht, Verantwortung und Freundschaft. Haha! Die werden wieder auftauchen, um dich zu retten, darauf könnt’ ich Gift nehmen. Aber wir sind
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