Nacht des Begehrens - Cole, K: Nacht des Begehrens
bevor er von einem Dutzend Vampire entdeckt und grausam verprügelt worden war.
Er würde nach Russland fliegen und noch einmal so nahe komme n …
Die Erinnerung, wie sie erst gestern unter ihm gelegen hatte, stieg in ihm auf; sie hatte den Kopf auf dem Kissen hin und her geworfen, und der wunderbare Duft ihres Haars hatte ihn eingehüllt. Er würde niemals ihren Geruch vergessen, denn er hatte ihn für alle Zeit in sich aufgenommen, schon in der ersten Nacht, als er erkannte, was sie für ihn war. Die Erinnerung daran gab ihm den Hinweis, wie er das zu seinem Zweck ausnutzen konnte.
Er konnte sie finden. Es war ihm schon einmal gelungen. Er musste nur in ihre Nähe kommen, und ihr Duft würde ihn direkt bis nach Helvita führen.
Es war ihre Bestimmung, von ihm gefunden zu werden.
Eine tiefe Stimme erklang aus den Schatten. „Dann lass mich sehen, worauf mein General es abgesehen hatte.“
Ihre Augen wandten sich in die Richtung, aus der die Stimme kam. Sie wusste, dass sie noch vor einer Sekunde allein hier gewesen war, doch jetzt erblickte sie ihn hinter seinem riesigen Schreibtisch sitzend, noch bevor er eine Lampe anzündete. Das Licht spiegelte sich in seinen roten Augen.
Anspannung schien in Wellen von ihm auszugehen, und er starrte sie an, als ob er einen Geist sähe.
Man hatte sie gezwungen, bis weit nach Sonnenaufgang allein in dieser gespenstischen Burg zu warten, aus deren Tiefen immer wieder Schreie empordrangen. In dieser Zeit hatte sie eine Art Katharsis durchgemacht. Ihre Gedanken hatten sich beruhigt, und ihre Entschlossenheit war noch stärker geworden, bis sie die Unnachgiebigkeit eines Kristalls erreicht hatte. Sie stellte sich vor, dass sie sich jetzt genauso fühlte wie ihre Tanten vor einem wichtigen Kampf. Nun wartete sie geduldig darauf, die Angelegenheit auf die eine oder andere Weise zu Ende zu bringen. Sie wusste: Nur einer von ihnen würde diesen Raum lebend verlassen.
Demestriu rief eine Wache herbei. „Lass Ivo nicht herein, wenn er zurückkommt“, befahl er dem Vampir. „Ganz gleich, was er sagt oder tut. Erwähne mit keinem Wort, dass sie gefunden wurde. Solltest du es doch tun, werde ich dich die nächsten paar Jahre ohne Eingeweide am Leben erhalten.“
Na schön. Sie war mit diesen Drohungen aufgewachsen, die innerhalb der Mythenwelt so beliebt waren. Sie fingen immer mit Wenn du dies tust oder jenes nicht tust an und endeten mit Dann wirst du schon sehen, was du davon hast ; aber dieser Kerl war wirklich gut.
Demestriu translozierte zur Tür, um den Riegel vorzuschieben, nachdem die Wache den Raum verlassen hatte.
So, s o … niemand kann sich hinein- oder hinaustranslozieren, und jetzt kann auch keiner mehr hinaus gehen ?
Als Demestriu zu seinem Stuhl zurückkehrte, waren die Spuren jeglicher Überraschung, die er vielleicht verspürt hatte, verschwunden. Er musterte sie ohne jede Gefühlsregung. „Dein Gesicht gleicht dem deiner Mutter haargenau.“
„Danke. Das haben mir meine Tanten auch oft versichert.“
„Ich wusste, dass Ivo etwas vorhatte. Mir war klar, dass er auf der Suche nach etwas war, und ich wusste, dass er dabei Dutzende unserer Soldaten verloren hatte. Drei allein in Schottland. Also kam mir der Gedanke, ihm zu nehmen, was auch immer er um ein Haar gefunden hätte. Ich hatte nicht erwartet, dass er hinter meiner Tochter her war.“
„Was will dieser Kerl von mir?“, fragte sie, obwohl sie es sich ganz gut vorstellen konnte, nachdem sie nun ihren verfluchten Stammbaum kannte.
„Ivo hat die letzten Jahrhunderte damit verbracht, ein Komplott zu schmieden, da er es auf meine Krone abgesehen hat. Doch er weiß: Es gibt etwas, das der Horde heilig ist: ihre Blutlinien. Er weiß, dass er ohne eine Verbindung mit der königlichen Familie nicht regieren kann, und dann hat er zufällig eine entdeckt: meine Tochter.“
„Dann dachte er also, er kann dich einfach aus dem Weg räumen und mich dazu zwingen, ihn zu heiraten?“
„Genau.“ Nach einer kurzen Pause fuhr er fort. „Warum hast du mich nicht schon früher aufgesucht?“
„Ich habe erst vor ungefähr acht Stunden erfahren, dass du mein Vater bist.“
In seinen Augen flackerte kurz eine Gefühlswallung auf, so flüchtig, dass sie dachte, sie habe sie sich wohl nur eingebildet. „Deine Mutte r … Sie hat es dir nie gesagt?“
„Ich habe sie nie kennengelernt. Sie starb gleich nach meiner Geburt.“
„So rasch?“, fragte er mit leiser Stimme, als ob er zu sich selbst
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