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Nacht des Flamingos

Nacht des Flamingos

Titel: Nacht des Flamingos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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Lazer.
      Carver machte einen Schritt nach vorn, doch ehe etwas geschehen konnte, bemerkte Miller rasch: »Oh, Sie tragen die alte Schulkrawatte von Eton.«
    Vernon wandte sich ihm zu. Sein Lächeln war ungetrübt.
      »Wie erfreulich: Sie sind der erste hier oben, der sie erkannt hat. Wir sind hier natürlich auch ziemlich weit nördlich.«
      »Eine gefährliche Gegend«, meinte Miller. »Man sagt uns nach, daß wir unser Mißtrauen gegen Fremde so weit treiben, auf den arglosen Wanderer auf unseren Straßen Felsbrocken von den Bergen herabzuwälzen.«
      »Faszinierend.« Vernon wandte sich wieder Lazer zu. »Machen Sie mich mit Ihrem Freund bekannt, Chuck.«
      »Aber gern«, erwiderte Lazer. »Nick Miller, Sergeant bei der hiesigen Kriminalpolizei.«
      Über Vernons Züge huschte ein flüchtiger Ausdruck der Überraschung, dann streckte er die Hand aus.
    »Freut mich, Sie kennenzulernen.«
      Miller blieb unbewegt sitzen, die Hände in den Manteltaschen.
    »Das beruht leider nicht auf Gegenseitigkeit.«
      »Ich würde Ihnen raten, hier nicht so große Töne zu spucken«, fuhr Carver ihn böse an.
      Er machte eine Bewegung, als wollte er auf Miller losgehen. Lazer pfiff zweimal, und die beiden Dalmatiner schossen herbei. Sie blieben neben ihrem Herrn stehen, die sehnigen Körper gespannt, die schmalen Schnauzen auf Carver gerichtet. Aus den Tiefen ihrer Kehlen kam ein grollendes Knurren.
    Carver zögerte, und Miller lachte.
      »Diese Hunde wurden im achtzehnten Jahrhundert darauf abgerichtet, die Postkutschen zu begleiten und vor Straßenräubern zu schützen, mein Lieber.«
      Ein böser Funke glomm in Carvers Augen auf. Vernon lachte leise.
    »Nicht schlecht«, sagte er. »Nicht schlecht.« Er blickte Carver grinsend an. »Man lernt jeden Tag etwas Neues.«
      Ohne ein weiteres Wort wandte er sich ab und schritt zurück zu seinem Rolls-Royce. Carver und Stratton eilten ihm beflissen nach.
      Lazer beugte sich hinunter und kraulte die beiden Hunde hinter den Ohren.
      »Ich fürchte, die Burschen werden sich nicht so leicht abschütteln lassen, Chuck«, sagte Miller leise.
    »Ich werd' schon mit ihnen fertig werden.«
    Miller schüttelte den Kopf.
      »Das sollten Sie lieber mir überlassen. Das ist kein gutgemeinter Rat, sondern ein Befehl.« Er stand auf und lächelte. »Ich muß mich wieder auf die Socken machen.«
      Lazer stand ebenfalls auf. Er zog eine kleine, goldgeränderte Karte aus seiner Brusttasche.
      »Das verstößt zwar gegen die Regeln des Anstands, aber vielleicht nehmen Sie die Mitgliedskarte trotzdem an. Kommen Sie doch mal im Klub vorbei. Es ist schon so lange her, daß ich Sie am Klavier gehört habe.«
      »Hm, das läßt sich vielleicht machen«, antwortete Miller. Dann drehte er sich um und schritt über den Rasen davon.
      Während der Rolls-Royce sich gemächlich in den Verkehrsstrom einreihte, beugte sich Max Vernon nach vorn und schob die gläserne Trennscheibe zur Seite.
      »Ist Ihnen dieser Miller ein Begriff?« fragte er. »Wissen Sie was über ihn?«
    »Nie von ihm gehört«, erwiderte der Chauffeur.
      »Dann wird's Zeit, daß wir anfangen nachzuforschen. Ich möchte alles wissen – alles!«
    »Besondere Gründe?« fragte Carver.
    »Höchst einfach. Der einzige Kriminalbeamte meiner Bekanntschaft, der es sich leisten konnte, Maßanzüge zu tragen, sitzt wegen Bestechung.«
      Carver riß die Augen auf. Vernon schloß die Trennscheibe wieder und lehnte sich in die Polster. Mit einem dünnen Lächeln auf dem Gesicht steckte er sich eine Zigarette an.

    3

    Henry Wade war dick und behäbig. Außerdem war er fast kahl. Er hatte ein schwammiges Doppelkinn und trug eine Hornbrille. Insgesamt wirkte er wie ein Buchmacher, dessen Geschäfte florieren.
      Doch er war kein Buchmacher. Er war der Leiter der Spurensicherungsabteilung und bekleidete den Rang eines Inspektors. Das breite Lächeln, aus dem Gutmütigkeit und Wohlwollen sprachen, ließ nicht ahnen, daß er einen messerscharfen Verstand besaß.
      Als Miller das kleine Büro betrat, das sich an das Labor anschloß, saß Wade vor seinem Schreibtisch und füllte einen Fragebogen aus.
    Er drehte sich um und lächelte.
      »Tag, Nick. Ich hab' mir schon gedacht, daß Sie früher oder später hier auftauchen würden.«
    »Haben Sie etwas für mich?«
    »Leider nicht viel. Kommen Sie, dann zeig' ich's Ihnen.«
      Miller folgte ihm ins Labor. Er nickte den Laboranten zu, die an

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