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Nacht des Flamingos

Nacht des Flamingos

Titel: Nacht des Flamingos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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könnte?«
    »Ich hoffte, sie wäre registriert.«
    Das schüttelte mit Nachdruck den Kopf.
      »Bestimmt nicht. Wir haben einen neuen Plan ausgearbeitet. Diesem Plan zufolge müssen sich alle registrierten Süchtigen jeden Samstagmorgen in meiner Abteilung im Saint-GregoryKrankenhaus einer Untersuchung unterziehen.«
    »Abgesehen von den üblichen Besuchen beim Hausarzt?«
      »Richtig. Sie können sich darauf verlassen, Sergeant. Wenn das Mädchen von unserer Kartei erfaßt wäre, dann wäre sie mir auch bekannt.«
    Miller leerte seine Tasse.
      »Da werde ich wohl unverrichteterdinge wieder abziehen müssen. Ich habe noch viel zu erledigen.«
      »Versuchen Sie doch Ihr Glück einmal bei Chuck Lazer«, schlug Dr. Das vor. »Wenn überhaupt jemand Ihnen weiterhelfen kann, dann er.«
    »Das ist ein guter Gedanke«, meinte Miller. »Wie geht es ihm eigentlich? Hält er sich immer noch tapfer?«
      »O ja. Seit zehn Monaten schon. Wirklich eine bemerkenswerte Leistung. Ganz besonders, wenn man in Betracht zieht, daß er täglich sieben Gran Heroin und sechs Gran Kokain zu sich genommen hat.«
    »Ich hörte, daß er einen kleinen Spielklub aufgezogen hat.«
      »Stimmt. Der Klub heißt ›Berkeley‹. Er ist am Cork Square. Sehr exklusiv. Waren Sie denn noch nie dort?«
      »Ich habe zwar zur Eröffnung eine Einladung bekommen, doch ich hatte keine Zeit. Ist er immer noch so ein glänzender Klavierspieler?«
      »O ja. Im Jazz könnte ihn selbst ein Oscar Peterson kaum übertrumpfen. Ich war letzten Samstag im Klub. Wir haben von Ihnen gesprochen.«
      »Ich werd' mal bei ihm vorbeischauen«, verkündete Miller. »Wo wohnt er denn jetzt?«
      »Er hat eine Wohnung über seinem Klub. Sehr hübsch. Aber jetzt wird er wahrscheinlich noch in den Federn sein.«
    »Wir werden sehen.«
      Sie traten in den Flur hinaus. Dr. Das öffnete die Wohnungstür und schüttelte Nick Miller die Hand.
      »Wenn ich Ihnen in irgendeiner Weise behilflich sein kann…«
      »Ich werde mich melden«, sagte Miller und eilte die Treppe hinunter zu seinem Mini-Cooper.

    Der Cork Square war das grüne Herz der Stadt. Alte Sykomoren beschatteten im Sommer den Platz und die alten Häuser, die ihn in vornehmer Zurückgezogenheit umgaben. Hier lebten zumeist Ärzte und Rechtsanwälte.
    Eine cremefarben gestrichene Tür führte in den »Berkeley Club«. Der Türknauf aus Messing leuchtete im winterlich bleichen Sonnenlicht. Selbst die Neonleuchtschrift wirkte überraschend dezent. Das Schild war offenbar von einem Fachmann mit viel Geschmack entworfen worden.
      Miller ließ seinen Wagen an den Bordstein heranrollen und hielt. Er stieg aus und sah sich das Gebäude an.
      »Hallo, Nick, Sie treulose Tomate! Was führt Sie denn hierher?«
      Der Ruf schallte laut über den Platz. Als Miller sich umdrehte, bemerkte er Chuck Lazer, der unter den Bäumen hervortrat. Die beiden Dalmatiner, die er an einer Doppelleine führte, spannten die sehnigen Körper und wollten vorwärtsstürmen.
      Miller ging dem Mann entgegen. Er bog von dem schmalen Pfad ab und eilte über das regennasse Gras.
    »Tag, Chuck. Was haben Sie denn da?«
    Der Amerikaner grinste.
      »Das gehört zu meinem neuen Image. Die Gäste sind begeistert. Gibt dem Klub Atmosphäre. Aber das ist ja im Moment unwichtig. Wie geht es Ihnen? Wir haben uns ja ewig nicht gesehen.«
      Er sprudelte über vor Freude, und er meinte es ehrlich. Seine blauen Augen blitzten.
      Als Miller vor fast einem Jahr Chuck Lazer im Zusammenhang mit einer Mordsache, in der er die Ermittlungen führte, kennengelernt hatte, war der Amerikaner hoffnungslos dem Heroin verfallen gewesen. Er hatte das hagere, fleischlose Gesicht eines ausgezehrten Heiligen gehabt. Jetzt hatten die mageren Wangen sich gefüllt. Der sachkundig gestutzte Vollbart und der teure Tweedsakko verliehen dem Amerikaner die sportlich elegante Note des Weltmanns.
    Er machte die Hunde von der Leine frei, und die beiden Dalmatiner rannten schnüffelnd auf die Blumenbeete zu, während er sich mit Miller auf einer Bank niederließ.
      »Ich war eben bei Das«, berichtete Miller. »Er sagte mir, daß er neulich mal Ihrem Klub einen Besuch abgestattet hat. Er hat Sie in den höchsten Tönen gelobt.«
    Miller bot ihm eine Zigarette an.
      Lazer lachte. »Ja, um mich braucht sich keiner mehr Sorgen zu machen, Nick. Ich bin für den Rest meines Lebens geheilt.« Er steckte sich seine Zigarette an und blies eine

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