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Nacht des Flamingos

Nacht des Flamingos

Titel: Nacht des Flamingos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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gerade die Haustür auf.
    »Erfolg gehabt?« fragte er, als Miller ihn erreichte.
    »Das kann man wohl sagen. Wie geht's Harriet Craig?«
      »Sie wird sich schon erholen, wenn sie den ersten Schock überwunden hat. Und was unternehmen wir jetzt?«
      »Wir fahren zum ›Flamingo Club‹«, versetzte Miller. »Dort werden wir uns mit Mr. Maxwell Vernon unterhalten. Ich erkläre es Ihnen unterwegs.«
    Er stieg eilig die Treppe hinunter. Als er hinter das Lenkrad seines Wagens glitt, zitterten seine Hände.
    Max Vernons Büro war ein Prunkraum in mattem Weiß und Gold. Die Ausstattung zeugte von sicherem Geschmack. An den Wänden hingen teure Stiche, die mit Kunstverstand ausgesucht waren, und im offenen Kamin prasselte ein loderndes Feuer. Maxwell Vernon wirkte sehr distinguiert und sehr aristokratisch, wie er da hinter seinem massiven Schreibtisch saß. Die letzten Strahlen der Nachmittagssonne fingen sich in seinem Haar.
      Es klopfte kurz an der Tür, dann wurde die Klinke heruntergedrückt und Stratton trat ein.
    »Hier sind die Abrechnungen, die Sie haben wollten.«
      Vernon legte seinen Füllfederhalter nieder und lehnte sich zurück.
      »Gut gemacht, Billy. Lassen Sie die Unterlagen auf meinem Schreibtisch liegen, sonst noch etwas?«
    »Ja, es handelt sich um diesen Kriminalbeamten.«
    »Miller?«
      »Genau. Leider sind Sie da gewaltig auf dem Holzweg. Dem Burschen ist nichts vorzuwerfen. Anscheinend ist sein Bruder Eigentümer einer Reihe von Fernsehgeschäften. Miller ist stiller Teilhaber. Da kommen die Moneten her.«
      »Aber das verstößt doch gegen die gesetzliche Vorschrift«, rief Vernon. »Polizeibeamten ist es nicht gestattet, nebenberufliche Geschäftsinteressen zu haben.«
      Stratton nickte. »Aber es hat den Anschein, als wüßte bei der hiesigen Polizei jeder davon. Man übersieht es einfach. Miller scheint der Stolz der ganzen Dienststelle zu sein. Er hat die Universität besucht, ein abgeschlossenes Jurastudium hinter sich und so weiter und so fort.«
    »Tatsächlich?« meinte Vernon. »Das ist wirklich interessant.«
    Vom Korridor her kam Lärm. Gleich darauf wurde mit heftigem Ruck die Tür aufgestoßen. Miller trat ins Zimmer. Hinter ihm tauchten Jack Brady und Carver auf, die einander mit feindseligen Blicken musterten. Stratton machte einen Schritt zur Tür, geschmeidig und rasch wie ein Ballettänzer. Seine rechte Hand glitt in die Tasche.
    Miller hob warnend den Finger.
    »Wagen Sie es ja nicht!«
      Vernon blieb, scheinbar ganz ungerührt, hinter seinem Schreibtisch sitzen. Auf seinen Lippen lag ein dünnes Lächeln.
    »Bitte, kommen Sie doch herein«, sagte er ironisch.
      »Das habe ich auch vor«, entgegnete Miller. »Aber schicken Sie Ihre beiden Leibwächter erst mal hinaus. Wir sind amtlich hier.«
      »Sie Großmaul –«, begann Carver wütend, doch Vernons Stimme, die kalt und scharf war wie Stahl, unterbrach ihn.
    »Ich rufe, wenn ich Sie brauche.«
      Carver und Stratton gehorchten ohne ein Wort des Widerspruchs. Als sich die Tür hinter ihnen schloß, wurde das Lächeln Max Vernons breiter.
    »Disziplin ist alles.«
    »Einmal Soldat, immer Soldat, was?« bemerkte Miller.
      Vernon steckte gemächlich eine Zigarette in die Spitze aus grünem Jade und blickte dann auf.
      »Ich stelle fest, Sie haben Nachforschungen über mich angestellt, Sergeant.«
      »Worauf Sie sich verlassen können«, versetzte Miller. »Der Yard zeigte sich sehr interessiert, als wir meldeten, daß Sie wieder aufgetaucht seien.«
    »Wir wollen doch mal eines klarstellen«, sagte Vernon scharf. »Ich betreibe hier ein reelles Geschäft, das nicht gegen Recht und Gesetz verstößt. Und das trifft auch auf meine übrigen Geschäfte zu. Wenn Sie sonst noch etwas zu sagen haben, schlage ich vor, daß Sie sich mit meinen Anwälten unterhalten.« Er griff nach dem Telefon.
      »Wir haben heute morgen Joanna Craig aus dem Fluß gezogen«, erklärte Miller ruhig.
      Für den Bruchteil eines Augenblicks verkrampfte sich Vernons Hand, die den Telefonhörer hielt. Dann überflog ein Ausdruck des Schocks sein Gesicht.
      »Joanna? Aus dem Fluß? Das kann ich nicht glauben. Sind Sie ganz sicher, daß Sie sich nicht täuschen?«
    »Natürlich. Warum sollten wir das nicht sein?«
      »Soweit ich weiß, lebte sie unter angenommenem Namen. Sie wollte untertauchen und verhindern, daß ihre Angehörigen sie ausfindig machten. Ich glaube, sie hatte Schwierigkeiten zu Hause.« Er

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