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Nacht des Flamingos

Nacht des Flamingos

Titel: Nacht des Flamingos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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sie in der Stadt zu treffen. Sie war in einem entsetzlichen Zustand.«
    »Kein Wunder!«
    Sie drehte sich abrupt um und blickte ihm voll ins Gesicht.
      »O nein«, rief sie. »Es war viel schlimmer. Viel, viel schlimmer. Man hatte ihr nämlich eine Heroinspritze gegeben, während sie ohnmächtig war.«
    Millers Kehle war wie zugeschnürt. Er sprang auf und ging mit steifen Bewegungen zur Tür. Seine Hände waren zu Fäusten geballt. Als er sich umdrehte, wich sie vor dem zornigen Ausdruck seiner Augen zurück.
    »Max Vernon?«
    »Ich weiß es nicht. Ich kann es nicht beweisen.«
      Mit drei raschen Schritten durchquerte Miller das Zimmer und packte sie heftig an den Schultern.
    »War es Max Vernon?«
    »Ja, wer soll es denn sonst gewesen sein?« schrie sie.
      Einen Moment lang stand er reglos. Seine Hände umschlossen noch immer ihre Schultern. Dann wandte er sich ab. Mit müdem Schritt ging sie zum Bett zurück und ließ sich darauf niederfallen.
      »Sie hatte keine Ahnung, was mit ihr geschehen war. Sie wußte nur, daß ihr Körper etwas brauchte.«
      »Und nur ein Mensch war in der Lage, es ihr zu verschaffen«, sagte Miller bitter. »Sie war nicht nur dem Rauschgift verfallen, sie war auch Max Vernon verfallen.«
    Als Monica Grey weitersprach, klang ihre Stimme tonlos.
      »Sie kam plötzlich mit ihrem Vater und ihrer Schwester nicht mehr aus. Dauernd gab es Szenen. Und dann kam es zu dem Auftritt in der Akademie, und sie wurde hinausgeworfen. Ihr ganzes Wesen veränderte sich. So wirkt Heroin auf manche Menschen. Ich habe das schon früher erlebt.«
    »Sie zog also hierher?«
    »Max hielt das für eine gute Lösung. Merkwürdig, aber eine Weile glaubte ich wirklich, er hätte sich ernsthaft in sie verliebt. Sie mußte dauernd bei ihm im Klub sein, und wenn ein anderer Mann auch nur in ihre Nähe kam…« Sie fröstelte. »Max hatte immer diese beiden brutalen Burschen um sich, Carver und Stratton. Eines Abends auf einer Party versuchte ein Mann mit Joanna anzubändeln. Sie schleppten ihn kurzerhand hinaus in die Hintergasse und prügelten den armen Kerl halb zu Tode. Ich hörte später, daß er das rechte Auge verlor.«
      »Und wann änderte sich die Beziehung zwischen Joanna und Max Vernon?«
    Sie warf ihm einen raschen Blick zu.
    »Ihnen entgeht nicht so leicht etwas, wie?«
    »Das kann ich mir in meinem Beruf nicht leisten.«
      »Ich habe keine Ahnung, was geschah, doch vor zwei, drei Wochen ungefähr änderte sich Max' Verhalten ihr gegenüber schlagartig.«
    »Sie erwartete ein Kind. Wußten Sie das?«
    Sie schüttelte hastig den Kopf.
      »Nein – nein, ich hatte keine Ahnung. Vielleicht ist das die Erklärung.«
    »Hat er sie denn ganz fallengelassen?«
      Sie nickte. »Er sagte ihr, sie sollte sich im Klub nicht mehr sehen lassen. Und daran hat sie sich gehalten. Bis gestern abend.«
    »Was passierte gestern abend?«
      »Max gab eine Party – es war keine große Sache, nur ein gesellschaftliches Beisammensein im kleinen Kreis. In der Hauptsache persönliche Bekannte.«
    »Und Sie waren auch dort?«
      »Ich bin immer dort«, versetzte sie. »Das gehört zu meinem Job. Das hatte er mir auch nicht gesagt, als ich mich um die Stellung bewarb. Na ja, es muß so gegen neun Uhr gewesen sein. Es war gerade ein bißchen Schwung in die Gesellschaft gekommen, als sich plötzlich die Tür öffnete und Joanna auftauchte.«
    »Einfach so?«
    »Ja, anscheinend hatte sie den Schlüssel zur Privattüre noch. Max Vernon kochte vor Wut. Er zog sie in eine Ecke und machte ihr einen Mordskrach. Ich konnte nicht hören, was sie sagte, aber man brauchte nur ihr Gesicht zu sehen, um zu wissen, daß sie verzweifelt war und ihn um Hilfe anflehte.«
    »Und dann?«
      »Wie gesagt, ich konnte nicht hören, was sie sagte, aber er lachte ihr ins Gesicht und rief: ›Bleibt immer noch der Fluß, mein Kind.‹ Ich war nicht die einzige, die das hörte.«
      Es war lange still. Dann sagte Miller ruhig: »Es sieht so aus, als hätte sie ihn beim Wort genommen.«
    Monica Grey antwortete nicht.
    Miller stand auf. »Weiß Vernon, daß sie tot ist?«
    »Keine Ahnung.«
      »Sie haben nicht mit ihm gesprochen, seit ich zuletzt hier war?«
    Sie schüttelte den Kopf.
      »Gut«, sagte er und ging zur Tür. Als er die Klinke herunterdrückte, drehte er sich noch einmal um. »Wenn Sie ein Wort verlauten lassen, können Sie sich auf etwas gefaßt machen.«
      Als er die Treppe hinuntereilte, stieß Brady

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