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Nacht des Ketzers

Nacht des Ketzers

Titel: Nacht des Ketzers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Weinek
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Fälschung Massimos wieder zusammen. Eigentlich hätte er Beccaria, der immer noch wie irr stumm vor sich hin starrte, verhaften und sofort wegen Hochverrats hinrichten lassen können. Doch sein Plan war ein noch viel schrecklicherer. So leicht würde er es dem  Ordensgeneral nicht machen.
    „Nun, werter Signore Beccaria …“ Sein Tonfall war härter geworden, er betonte jedes Wort einzeln. „Zum Inhalt dieser Schrift werdet Ihr doch sicher einiges zu sagen haben.“
    Beccaria ahnte, worauf der Kardinal hinauswollte. Unfähig, auch nur ein Wort zu sagen, suchte er Halt an der Kante seines Schreibtisches.
    Bellarmins Stimme war nun so laut, dass ihn auch noch die am weitesten entfernt stehende Wache hören konnte.
    „Ordensgeneral Beccaria, ich klage Euch der Ketzerei gegen Gott den Allmächtigen und die heilige römisch-katholische Kirche an. Bringt ihn in die Engelsburg.“
    Beccaria stöhnte auf. Er wusste nur zu gut, was das bedeutete. Kein rascher Tod, wie er gehofft hatte. Bellarmin würde ihn vorführen wie die Gaukler einen Tanzbären, er würde ihn verhöhnen und verspotten, und am Ende standen Folter und Tod. Der Ordensgeneral spürte einen Stich in der Herzgegend, zwei Wachen eilten herbei, stützten ihn. Zu Fuß musste er seinen schweren Weg zur Engelsburg antreten. Zum Glück war es Nacht, und die wenigen Menschen, die ihnen begegneten, erkannten ihn nicht, zumal er die Kapuze seines Umhanges tief in die Stirn gezogen hatte. Doch was spielte das jetzt noch für eine Rolle? Beccaria hatte das Gefühl, als würde er jeden Augenblick aus einem bösen Traum erwachen. Das durfte, konnte doch alles nicht sein! Sein Plan war doch zu genial gewesen. Verrat. Es konnte nur Verrat gewesen sein. Oh, wie schlecht waren doch die Menschen, ging es ihm durch den Kopf. Was hätte er für sie und die Religion nicht alles tun können. Er musste aufpassen, nicht zu stolpern. Die Wachen trieben ihn zur Eile an, seine Hände waren gefesselt. Aber nach Eile war ihm gar nicht zumute. Nur allzu gut wusste er, was ihn erwartete. Das Stechen in der Herzgegend war verschwunden. Er schwitzte. Ihm war heiß und kalt zugleich. Ein Zustand, den er oft bei zur Folter Verurteilten gesehen hatte. Nun verspürte er ihn am eigenen Leib, und zum ersten Mal in seinem Leben wusste er, was Todesangst bedeutete.
     
    ***
     
    Bellarmin verließ zufrieden das Haus des Ordensgenerals. Durch diesen Schachzug würde er seine Stellung beim Papst wieder stärken, und als Nächstes würde er den Fall Giordano Bruno abschließen.

Kapitel 42
     
    Mit heftigen Hieben trieben die beiden ihre Tiere an, wohl wissend, dass sie gegen die schnelleren Pferde so gut wie keine Chance hatten. Noch verdeckten Bäume die Sicht der Verfolger auf die Flüchtenden, doch je höher sie den Berghang hinaufritten, desto spärlicher wurde die Vegetation. Die Esel hielten sich tapfer, schienen in dem unwegsamen Gelände gegenüber den Pferden besser voranzukommen. Dennoch hörte Guiseppe bereits nahe Stimmen. Er begann leise zu beten. Giordano erkannte die einzige Chance, die sie hatten. Sie mussten in für die Pferde unzugängliches Gelände gelangen, und zwar so rasch als möglich.
    „Da, da sind sie!“ Die Hugenotten hatten sie endlich ausgemacht. Mit lauten Schreien und Peitschen trieben sie ihre Pferde an. Laut wiehernd schienen sich die ersten Tiere zu weigern, den felsigen Pfad in dem von ihnen geforderten Tempo weiter zu galoppieren. Giordano hieb so heftig auf das Hinterteil seines Esels, dass dieses zu bluten begann. Er wollte sein Leben nicht hier in den Bergen von Toulouse beenden, hingeschlachtet von ein paar halbwüchsigen Narren, die für irgendeine Idee, die sie ohnedies nicht verstanden, zu töten bereit waren. Guiseppe, immer noch kreidebleich vor Angst, ließ sich von dem Älteren leiten. Überleben, das war jetzt das Wichtigste, und noch etwas: Während er, so wie er es im Kloster gelernt hatte, seine Gebetsformeln murmelte, ohne mit den Gedanken dabei zu sein, sah er sie wieder vor Augen. Anna. Warum, um alles in der Welt, hatte er sie im Stich gelassen?
    „Schneller, gleich haben wir sie!“
    „Holt sie euch!“
    „An den nächsten Baum mit ihnen!“
    Wild schrien die jungen Männer durcheinander. Nur noch etwa fünfzig Meter trennten sie von den beiden Freunden. Hastig sah Giordano nach links und rechts. Wo war ein Ausweg? Rechts von ihnen ging es den Hang hinunter, links von ihnen ragten immer wieder steile Felszacken auf. Noch etwa dreißig

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