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Nacht des Schicksals

Nacht des Schicksals

Titel: Nacht des Schicksals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Grace Green
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sie ihre Fahrräder. Jodis Vater kam nicht mehr in die Nähe von Rosemount, und Kendra wurde nicht mehr in das Haus in der Calder Street eingeladen.
    Oft dachte sie wehmütig daran, wie viel Spaß sie mit Brodies Familie gehabt hatte, doch Gedanken an ihn unterdrückte sie entschlossen. Als Megan eines Abends verkündete, dass Mr Spencer nach Auskunft von Jodi gelegentlich Mitzis Schwester Vivi ausführte, tat Kendra so, als wäre sie an dieser Mitteilung nur mäßig interessiert.
    “Wie schön.” Sie griff nach dem Fernsehprogramm. “Hast du sie schon einmal gesehen?”
    “Oh ja. Sie arbeitet in der Cafeteria unserer Schule.”
    “Ist sie hübsch?”
    “Sie sieht so ähnlich aus wie die hier.” Megan deutete auf das Titelbild der Fernsehzeitschrift. “Könnte ihr Zwilling sein. Ja, die sieht aus wie Vivis Double.”
    Kendras Magen krampfte sich zusammen. Sie versuchte, sich einzureden, dass es ihr völlig gleichgültig war, ob Brodie mit der Zwillingsschwester von Marilyn Monroe ausging. Es wollte ihr nicht recht gelingen.
    An einem frostigen Donnerstagmorgen Ende Oktober rief Sam Fleet an und teilte Kendra mit, dass sie nach Rosemount zurückkehren könne. In Erwartung des Anrufs hatte Kendra bereits gepackt. Als sie den Hörer auflegte, schweifte ihr Blick auf die andere Straßenseite zum flackernden Neonlicht.
    Zum Glück würde sie das nun nicht mehr sehen müssen! Sie zog ihren Anorak an und griff nach ihrer Handtasche. Sie konnte es kaum erwarten, nach Hause zu kommen. Nach Rosemount … zu einem neuen Anfang!
    Brodie hörte den Wagen in die Einfahrt rollen. Er stand mit dem Rücken zur Tür in der Eingangshalle, den Blick fest auf die Mahagonitreppe gerichtet. Beim vertrauten Klang des Wagens hatte sein Herz schneller zu schlagen begonnen. Als er jetzt Kendras Schritte auf dem Kies vor dem Haus hörte, beschleunigte sich sein Puls abermals. Sie musste seinen Wagen vor dem Haus gesehen haben. Er ballte die Hände in der Tasche zu Fäusten und wartete.
    Jetzt hörte der Kies auf zu knirschen. Kendra kam die Treppe herauf. Die Tür ging auf. Brodie spürte den Augenblick, in dem sie ihn entdeckte. Dann wurde es totenstill im Haus, allerdings nur drei Sekunden lang.
    “Was machst du denn hier?”, fragte Kendra angespannt.
    Brodie holte tief Luft und wandte sich um. Sein Herz klopfte unregelmäßig. Verdammt, er hatte vergessen, wie schön sie war! Ihr Haar glänzte wie ein goldener Umhang. Ihre Augen waren dunkel wie bittere Schokolade, die Haut so glatt wie Samt.
    “Ich bin zur Abnahme gekommen”, antwortete er. “Ich mache die Abschlussinspektion immer selbst, ehe ich ein Projekt abzeichne.”
    “Also ist das erledigt? Die Abschlussinspektion?”
    “Damit bin ich fertig. Sam hat gute Arbeit geleistet.”
    “Und warum bist du dann noch hier?”
    “Ich wollte noch einmal mit dir über die Treppe reden”, erklärte er. “Wir können das jetzt in Angriff nahmen, wenn du dieses schöne Stück noch immer abreißen willst.”
    “Dafür hättest du anrufen können. Und die Antwort ist: Ja, ich will sie immer noch abreißen.”
    “Ich kann dich nicht umstimmen?”
    “Nein.”
    Störrisch wie ein Maulesel, dachte Brodie. “Dein Großvater würde sich im Grabe umdrehen, wenn er wüsste …”
    “Lass ihn sich umdrehen!” Sie ließ ihre Handtasche auf das Tischchen neben der Eingangstür fallen. “Ich finde bestimmt eine andere Baufirma, wenn du den Auftrag nicht annehmen willst.”
    “Wir haben einen Vertrag.”
    “Richtig. Aber ich bin die Bauherrin und bestimme, was gemacht wird.”
    Er seufzte und hob abwehrend die Hände. “Du bist der Boss. Aber bitte verrate mir wenigstens, warum du dich an diesem Kunstwerk versündigen willst.”
    Kendra hob trotzig das Kinn. “Sie ist gefährlich.”
    Brodie sah sie ungläubig an. “Wieso gefährlich? Sie ist stabil, ich habe das überprüft.”
    “Es hat nichts mit der Struktur zu tun. Megan kann es nicht lassen, das Geländer hinabzurutschen, und ich fürchte, dass sie stürzt und sich verletzt.”
    “Hast du es ihr denn verboten?”
    “Natürlich.”
    “Und trotzdem …?”
    “Sobald sie glaubt, dass ich sie nicht sehe. Wir sind in den letzten Wochen oft hier gewesen, und ich habe sie ein paarmal dabei erwischt, wie sie raketengleich hinabgeschossen ist. Wenn diese Treppe verschwunden ist, ist das Problem gelöst.”
    “Hast du ihr gesagt, was du vorhast?”
    “Nein. Ich habe es so entschieden und sehe keinen Grund, mit ihr darüber zu

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