Nacht des Schicksals
hatte.
Einen Moment lang gab Kendra sich ihren Träumen hin. Sie stellte sich vor, wie sie als strahlende Braut die Treppe hinuntergeschwebt kam, um den Mann zu heiraten, den sie anbetete …
Sie seufzte und wischte sich eine Träne aus dem Augenwinkel. Das würde nie geschehen. Sie hatte Angst, Brodie die Wahrheit zu sagen, Angst davor, dass er sie dann mit anderen Augen sehen würde.
Megan war da ganz anders. Wenn sie die Wahrheit wüsste, würde sie sofort zu Brodie gehen und es ihm sagen. Sie würde das Risiko auf sich nehmen und die Konsequenzen tragen. Wenn sie doch nur so mutig wäre wie ihre Tochter!
Auf dem Weg zur Küche hörte Kendra das Telefon klingeln. Bevor sie es erreichte, hatte Megan schon abgenommen.
“Es ist für mich, Mom!”, rief sie. “Es ist Jodi.”
Kendra nickte geistesabwesend und nahm eine Dose Limonade aus dem Kühlschrank. Sie riss den Verschluss auf, und während sie trank, ließ sie den Blick in der Küche umherschweifen.
Lakeview Construction
hatte ausgezeichnete Arbeit geleistet, und Sam Fleets Beratung bezüglich Farbe und Design war unbezahlbar gewesen. Die neuen Einbaumöbel waren technisch auf dem modernsten Stand, und mit ihren warmen Farben verliehen sie der Küche eine gemütliche Note.
“Mom.” Megan legte die Hand auf den Hörer. “Hayley wird morgen Abend Lasagne als Geburtstagsessen für mich machen, und ich bin eingeladen, über Nacht zu bleiben. Sie sagt, sie möchten gern mit mir feiern. Wir konnten ja keine Geburtstagsparty organisieren, weil wir nicht genau wussten, wann wir in unser Haus zurückkehren dürfen. Ist das okay?”
Kendra verspürte heftige Schuldgefühle. Der nächste Tag war nicht wirklich Megans Geburtstag. Dieser war im Juli unbemerkt verstrichen. “Ja, natürlich”, antwortete sie. “Und bedank dich bei Jodi. Wann sollst du denn kommen?”
Megan nahm die Hand vom Hörer und sagte freudig: “Meine Mom sagt Ja. Danke, Jodi … Und wann?” Ihre Augen glänzten. “Okay. Wir sehen uns dann in der Schule.”
“Megan!” Kendra trat näher. “Ich möchte mit Hayley sprechen, falls sie da ist.”
“Ist Hayley da? Meine Mom will mit ihr sprechen.” Nach einer Pause streckte Megan ihr den Hörer entgegen. “Hier.”
Kendra nahm das Telefon. “Hayley? Es ist sehr nett von euch, eine Party für Megan zu organisieren. Ich wollte einen Geburtstagskuchen backen. Den kann ich dann ja rechtzeitig vorbeibringen.”
“Oh ja, das wäre toll”, erwiderte Hayley. “Kannst du einen richtig großen machen? Es werden eine Menge Leute da sein. Zoe kommt, und Jack hat auch noch einen Freund eingeladen.”
Nachdem sie aufgelegt hatte, fragte Kendra Megan: “Um welche Zeit sollst du denn da sein?”
“Jodi hat gesagt, wir sollen um sechs kommen.”
“Wir?”
“Na klar, du auch, Mom. Ich dachte, das wüsstest du. Wir sind beide eingeladen, und ich habe für dich mit zugesagt. Als ob wir meinen Geburtstag feiern und dich allein lassen könnten!” Megan schüttelte ungläubig den Kopf. “Du müsstest wissen, dass die Spencers so etwas nie machen würden!”
Kendra schlug das Herz bis zum Hals. Würde Brodie auch auf der Party sein? Und würde er Vivi mitbringen?
Pünktlich um sechs klingelte Kendra an der Haustür der Spencers, und Hayley ließ ihre Gäste herein. Sie nahm ihnen die Jacken ab und führte sie durch die Halle zur geschlossenen Tür des Wohnzimmers.
“Jodi ist da drinnen”, sagte sie beiläufig und öffnete die Tür. Dann trat sie zurück und schob Megan vorwärts.
“Überraschung!”, erscholl ein vielstimmiger Chor.
Kendra war verblüfft. Über Megans Kopf hinweg sah sie mehr als ein Dutzend kleiner Mädchen aufgeregt auf und ab springen.
Hinter der Bar stand Brodie. Er war allein. Als sich ihre Blicke trafen, zog er die Augenbrauen hoch, als wäre er überrascht, sie zu sehen. Errötend blickte sie zur Seite.
Jodi war herübergekommen und zerrte die verblüffte Megan mit sich zu der Kindergruppe. “Du musst alle Geschenke vor dem Essen aufmachen”, verkündete sie. “Hier.” Sie streckte Megan ein bunt verpacktes Päckchen entgegen. “Fang mit meinem an!”
Alle umringten Megan, die sich auf den Teppich setzte und Jodis Päckchen zu öffnen begann.
“Ich habe alle Mädchen aus der Klasse eingeladen”, erklärte Hayley. “Aber jetzt musst du Zoe und mich entschuldigen, wir müssen den Tisch in der Küche decken.”
Sie verschwanden, und Kendra blieb nichts anderes übrig, als sich zu Brodie zu
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