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Nacht des Verfuehrers - Roman

Nacht des Verfuehrers - Roman

Titel: Nacht des Verfuehrers - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lydia Joyce Gabi Langmack
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grünen Augen wirkten jetzt, da ihr Gesicht noch schmaler und feiner gezeichnet war, sogar noch größer und leuchtender. Welche Erfahrung vermochte ihre Schönheit nicht noch zu unterstreichen und in ein strahlenderes Licht zu stellen? Bei ihrer Ankunft in Severinor war sie der Inbegriff einer konventionellen Schönheit gewesen – eine Frau, von der ein Mann sich auf der Stelle angezogen fühlt. Aber nun hatte die Krankheit sie in ein überirdisches Wesen verwandelt.
    »Du bist es«, hauchte sie, und die leichte Anspannung verschwand. »Ich habe nicht zu glauben gewagt …« Sie stiegen in die Kutsche, und eine große verschleierte Türkin folgte ihnen und machte die Tür zu. Alcy ignorierte die Frau und küsste ihn mit einer Gewalt, die ihre Zerbrechlichkeit Lügen strafte. Gott, ihre Lippen fühlten sich so gut an, und ihr Körper – dünn, aber so real – drückte sich so wundervoll an den seinen. Sie duftete nach exotischem
Parfüm und schmeckte nach fremdartigen Gewürzen, aber unter alldem war sie immer noch sie selbst mit ihrem unveränderlichen, unglaublichen Duft und ihrem Geschmack; all das gehörte genauso zu ihr wie ihr Körper, ihr Verstand und ihr unbezähmbarer Wille.
    Endlich löste sie sich seufzend von ihm, und er drängte sie, neben ihm Platz zu nehmen. Sie setzte sich, sank in einer Weise auf das Polster, die ihre Schwäche verriet, dem wilden Kuss zum Trotz. Sie lehnte sich kraftlos an ihn. »Ich hätte nicht gedacht, dass ich dich je wiedersehen würde«, sagte sie auf Französisch mit einem Blick in Richtung Anstandsdame, die missbilligend dreinzuschauen versuchte, andererseits aber beeindruckt schien, soweit Dumitru das dem schmalen Streifen entnehmen konnte, der um die Augen von ihrem Gesicht zu erkennen war.
    »Mir ist es mit dir genauso ergangen«, gab Dumitru zu.
    Sie kuschelte sich an ihn. »Ich habe Angst, Dumitru«, sagte sie leise.
    Sein Herz krampfte sich zusammen. »Brauchst du nicht«, sagte er.
    »Erzähl mir nicht, dass wir nichts zu fürchten hätten«, erwiderte sie ernst. »Ich weiß, wohin wir fahren, ich weiß, was der Sultan dir antun kann, sobald wir erst einmal dort sind.«
    Ich bezweifle, dass du dir das vorstellen kannst, mein Liebes, dachte Dumitru in einer Art belustigter Verzweiflung. Laut sagte er jedoch: »Ich wollte nur sagen, dass Furcht keinem von uns beiden etwas bringt.«
    Sie sagte lange nichts und meinte schließlich: »Keiner von uns wird noch einmal entkommen können, oder? Sie haben mir gesagt, dass du gleichfalls krank warst, und ich
sehe es deinem Gesicht ja auch an. Ich wollte dir eigentlich sagen, dass du ohne mich fliehen sollst, weil sie mir nichts tun werden, aber jetzt erkenne ich, dass das unmöglich ist.« Sie lächelte traurig. »Wir hätten uns unsere Flucht vor den Serben besser bis kurz vor Konstantinopel aufgespart.«
    »Ich würde niemals ohne dich fliehen, selbst wenn sich die Gelegenheit böte«, erwiderte Dumitru nur.
    »Das ist doch dumm«, schnappte sie, die Augen vor Wut blitzend.
    »Ich habe nie behauptet, nicht dumm zu sein«, stimmte er schlicht zu. »Aber das ist jetzt eine müßige Frage, oder?«
    »Ja«, sagte sie. »Wir sind jetzt zusammen, im Guten wie im Bösen.«
    Der bulgarisch-osmanische Hauptmann brüllte drau ßen vor der Kutsche einen Befehl, und die Männer bezogen ihre Positionen.
    Dumitru sagte: »Ich habe etwas, das dir gehört.« Er zog das sorgsam verpackte Bündel mit dem Geld aus dem Mantel und reichte es ihr.
    »Wird mir das irgendwie weiterhelfen?«, fragte sie und sah ihn fassungslos an, während sie das Päckchen zwischen den Röcken verschwinden ließ. Sie musste da irgendwo eine versteckte Tasche haben. Klug von ihr!
    »Ich bezweifle es, aber man kann nie wissen. Jedenfalls tut es dir vielleicht eher Gutes als mir – da bin ich mir sicher.«
    »Ich werde alles tun, was ich kann, Dumitru«, sagte Alcy ernst. »Ich weiß nicht, ob ich etwas bewirken kann, aber wenn ich nur die leiseste Chance sehe, werde ich sie nicht ungenutzt verstreichen lassen.«

    Dumitru runzelte die Stirn. »Riskiere nicht zu viel, Alcy. Ich könnte es mir nie verzeihen, wenn dir etwas zustoßen würde.«
    Sie schaute weg. »Ich habe keine Angst. Und wenn mir etwas zustieße, würdest du es vermutlich sowieso nie erfahren.«
    Dumitru wusste, dass gegen ihren Starrsinn kein Kraut gewachsen war. Deshalb sagte er nichts, als die Kutsche sich in Bewegung setzte, um sie nach Konstantinopel zu bringen und ihn in sein

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