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Nacht des Verfuehrers - Roman

Nacht des Verfuehrers - Roman

Titel: Nacht des Verfuehrers - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lydia Joyce Gabi Langmack
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kosten nur einmal Geld, Küchenchefs die ganze Zeit über – insbesondere, wenn man sie dazu bringen will, in einer abgelegenen Gegend wie dieser zu arbeiten.«
    Alcy nahm vorsichtig einen Schluck, um den peinlich unverfrorenen Hinweis auf die Beweggründe zu überspielen, die ihn veranlasst hatten, sich eine reiche englische Braut zu suchen. Die Suppe war heiß und reichhaltig, sie schmeckte aromatisch nach Fisch, Butter und Kräutern. »Nun, ich muss sagen, Ihr Koch hat sich tapfer geschlagen mit nichts als Büchern zur Anleitung, und noch dazu französischen, oder?«
    Baron Benedek lächelte – wölfisch, so erschien es ihr zumindest. »Tja, da haben Sie schon das nächste Problem entdeckt, dass ich zu überwinden hatte. Nicht nur, dass der Koch kein Französisch beherrscht, er kann auch nicht lesen – in keiner Sprache. Ich habe viele Nächte damit zugebracht,
ihm in der Küche meine Rezeptübersetzungen vorzutragen, bevor er eine respektable Béchamelsoße zustande gebracht hat. Also streiche ich die Hälfte Ihres Lobs für mich selbst ein, die andere Hälfte reiche ich an denjenigen weiter, dem es gebührt.« Er rief einen der Dienstboten herbei, der sich respektvoll verneigte. Der Baron sprach in derselben Sprache zu ihm, die schon der Priester benutzt hatte, und bedeutete Alcy mit seinem Blick, dass er ihre Worte übersetzte. Der Lakai verbeugte sich und wiederholte den Text, bevor er den Salon verließ.
    Sie verfielen in Schweigen, was Baron Benedek zu begrüßen schien. Alcy aß weiter, während sie das Wissen bedrückte, dass sie jetzt seine Frau und damit sozusagen auch die Gastgeberin war, was ihr die Last aufbürdete, für das höfliche Tischgespräch zu sorgen, das in einer Situation wie dieser erwartet werden durfte.
    »Sie haben hier eine wirklich schöne Suite«, sagte sie heiter. »Ich nehme an, sie nimmt das ganze oberste Stockwerk der Festung ein? Der Ausblick ist beneidenswert.«
    In seinem Blick flackerte wieder Belustigung auf. »Eine Idee meines Großvaters. Der Ausblick für die Seele, das Treppensteigen gegen die körperliche Trägheit.«
    Alcy zog ein Gesicht. »Ich glaube nicht, dass ich Ihren Großvater sonderlich gemocht hätte, auch wenn er sich mit meinem vermutlich gut vertragen hätte. Ich würde eher sagen, dass einen die Lage der Gemächer an einem kalten Wintertag dazu veranlassen kann, im Bett zu bleiben, denn sobald man die Suite verlässt, sind die Bettdecken unerträglich weit weg, so man zurückkehren möchte.«
    Er lachte in einem leisen tiefen Bariton, der ihr einen
Schauder über die Haut jagte. »Ich fürchte, mein Großvater hat nie jemanden mit derartigen Argumenten kennengelernt, Miss Carter.« Er runzelte tadelnd die Stirn, weil er sie bei ihrem Mädchennamen genannt hatte. »Alcyone.« Er sprach den Namen Al -zi- oh-ne aus , als sei er griechisch.
    »Al- si -on-ne«, korrigierte sie ihn. »Im Englischen wird das C weich ausgesprochen.« Sie zögerte, bevor sie hinzusetzte: »Die meisten Leute, die mich bei meinem Vornamen nennen, sagen aber einfach nur Alcy.«
    »Alcy.« Er sprach den Namen aus, als koste er ihn. »Das hört sich nach einer auf den Kopf gestellten ›Alice‹ an. Aber es schmeichelt dem Ohr und der Zunge. Er passt zu Ihnen.«
    Ja . Alice war der Name einer normalen, respektablen jungen Lady. Stell sie auf den Kopf, und was herauskommt, ist Alcy. Sie löffelte schnell wieder ihre Suppe und verdrängte den Gedanken.
    »Sie haben mir nie erklärt, weswegen Ihnen Ihre Eltern einen so ungewöhnlichen Namen gegeben haben«, fuhr der Baron fort.
    »Meine Mutter liebt alte Liebesgeschichten, sowohl die klassischen wie auch die europäischen«, sagte Alcy. »Isolde und Heloise wollte mein Vater nicht gutheißen, aber Alcyone hat ihm gefallen. Der Name entstammt einer griechischen Sage -«
    »Die mir bekannt ist«, unterbrach er sie und bedachte sie mit einem etwas gönnerhaften Lächeln. Alcy versuchte, ruhig zu bleiben. »Es ist eine Sage ohne Mord, ohne Boshaftigkeit oder Tragik; aber ungewöhnlich genug, um sie in Erinnerung zu behalten.«

    »Die glückliche Geschichte eines Paares, dessen Liebe belohnt wird«, stimmte sie mit einem säuerlichen Unterton zu, den sie nicht ganz unter Kontrolle bekam.
    »Könnten nur alle Menschen so glücklich werden.« Er sah sie unverwandt an. Gab er seiner Hoffnung Ausdruck, oder war das ein Scherz? Sie vermochte es, trotz seines harmlosen Gesichtsausdrucks, nicht zu sagen. Doch bevor Alcy der Frage auf taktvolle

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