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Nacht des Verfuehrers - Roman

Nacht des Verfuehrers - Roman

Titel: Nacht des Verfuehrers - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lydia Joyce Gabi Langmack
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brutaler Mensch, aber Sie werden diese Gemächer nicht verlassen, bis wir nicht jedes rechtliche Hindernis, das noch zwischen uns steht, aus dem Weg geräumt haben und wirklich Mann und Frau sind. Sie sollten auch wissen, dass ich einen Erben haben will. Und wenn ich ein Bauernmädchen dafür bezahlen muss, sich als Ihre Zofe auszugeben und an Ihrer statt mein Kind auszutragen, dann werde ich es tun. Aber ich glaube, dass Sie über kurz oder lang jede Alternative reizvoller finden werden, als hier in diesen Räumen zu bleiben.«
    Alcyone zuckte der dreisten Worte wegen nicht einmal zusammen. »Angenommen, ich würde heute Nacht nachgeben. Wenn ich dann nicht sofort schwanger würde, könnte ich immer noch behaupten, Sie seien Ihren ehelichen
Pflichten nicht nachgekommen, und die Ehe annullieren lassen«, konterte sie mit nur einer winzigen Spur von Verärgerung in der unterkühlten Stimme. »Mein Wort stünde gegen das Ihre, und selbst wenn man mich zwingen würde, mich einer entwürdigenden Untersuchung zu unterziehen, könnte ich bereits vor unserer Heirat ruiniert worden sein, wie Sie ja gerade ausgeführt haben.«
    Dumitru beantwortete Logik mit Logik. »Wenn es Ihnen gelänge, eine Annullierung zu erreichen, wären Sie tatsächlich ruiniert. Und glauben Sie etwa, Ihnen bekäme das besser als mir?«
    »Meinen Sie etwa, dass es mich zum gegenwärtigen Zeitpunkt kümmert, ob ich mich wieder verheiraten kann?« Sie sah ihn unverwandt an, das Gesicht reglos und klar, als sei es aus Alabaster gemeißelt. »Spieler, Lügner, Schmeichler, falsche Freunde und Gecken haben sich mir als Heiratskandidaten angedient. Die Jungfernschaft erscheint da vergleichsweise reizlos.« Es überraschte ihn, so viel Schmerz in ihren grünen Augen zu sehen und festzustellen, dass viel von der Verbitterung in ihrer Stimme sich gegen sie selbst zu richten schien, als gebe sie sich selbst die Schuld für all die Gaunereien. »Ich könnte gleichfalls behaupten, nie konvertiert zu sein. In Anbetracht dessen, dass ich bei dieser Farce von einer Zeremonie kaum ein Wort verstanden habe, läge darin einiges an Wahrheit. Die Annullierung wäre dann vom Vollzug der Ehe unabhängig.«
    Sie setzte ihre Worte immer noch präzise, aber die winzige Röte, die sich in ihre blassen Wangen geschlichen hatte, bezeugte, dass sie nicht so leidenschaftslos war, wie es den Anschein hatte. Es handelte sich auch nicht um Zornesröte,
denn Zorn ließ ihr Gesicht versteinern. Es handelte sich um eine gänzliche andere Gefühlsregung.
    »Warum wehren Sie sich so?«, fragte er leise. »Ich kann nicht glauben, dass Ihnen der Wiener Kaiserhof so viel bedeutet. Was haben Sie einzuwenden?«
    Sie schloss einen Moment lang die Augen, und ihre Stirn kräuselte sich kurz, bevor sie sich wieder zu glatter Perfektion straffte. Dann sah sie ihn an, fixierte ihn mit klarem Blick. »Verstehen Sie denn nicht, Graf Dumitru oder Constantinescu oder wer auch immer Sie sind? Sie lassen mir keine Wahl.«
    »Aber dennoch wehren Sie sich«, sagte er und war sich nicht sicher, ob sie sich lächerlich machen oder zu einem profunden Schlag ausholen würde.
    »Und deshalb wehre ich mich«, sagte sie verärgert, wobei ihre reglose Miene sich plötzlich frustriert verzog. »Ich verwahre mich gegen diese vermeintliche Unabhängigkeit, solange ich in alles einwillige, was man von mir erwartet.« Sie zupfte an der doppelten Halskette aus Smaragden und Saphiren, einer raffinierten Reminiszenz an den Tudor-Stil, die mit dem strahlenden Türkis ihres Kleides spielte. Sie warf ihm den Anhänger hin, forderte seine Aufmerksamkeit ein. »Das Ding ist fünfhundert Pfund wert, aber bei der Macht, die ich derzeit über mein Leben habe, könnte es genauso gut ein eiserner Kragen mit Kette sein. Ich habe gelesen, dass es eine Zeit gab, als die türkischen Sultane nur dem Titel nach Herrscher waren. Man hat sie in prachtvoller, ohnmächtiger Isolation gehalten. In Palästen, die zu goldenen Käfigen wurden. Auch ich weiß, dass nicht jedes Gefängnis Gitter hat.«
    »Ich werde Ihnen nicht die Freiheit geben, Alcyone«,
sagte Dumitru leise. Aber ein Teil von ihm wollte es, plötzlich und unbedingt – um den Schmerz dieser Frau zu lindern, die er kaum kannte; um die Pein aus ihren Augen zu tilgen, auch wenn der Preis dafür unbezahlbar war.
    »Natürlich werden Sie das nicht.« Sie gab einen seltsamen Laut von sich, der mehr wie ein Schluchzen als wie ein Lachen klang. »Selbst mein Vater, der mich angebetet

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