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Nacht des Verfuehrers - Roman

Nacht des Verfuehrers - Roman

Titel: Nacht des Verfuehrers - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lydia Joyce Gabi Langmack
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verbringen. Was können Sie mir hier in Rumänien bieten, dass das aufwöge?« Sie schüttelte den Kopf, die schwarzen Löckchen tanzten im Kerzenlicht. »Wollen Sie mich vielleicht in die Hauptstadt der Walachei bringen, welches jämmerliche Dorf auch immer diese unpassende Bezeichnung trägt?«, fragte sie vorwurfsvoll. »Oder wollen wir als Gesandte an den Hof des osmanischen Herrschers gehen, damit
ich meine Tage in einem Konstantinopeler Harem verleben kann?«
    »Wir brauchen hier in Severinor keine Herrscher, walachische nicht und andere auch nicht«, sagte Dumitru trocken und ignorierte ihren Tonfall. »Unsere Berge schützen uns gut – zu ausgedehnt und zu schwierig, aber auch zu wertlos, als dass andere sich darum streiten würden. Es ist wahr, wir zollen unsere Loyalität immer dem Herrscher, der uns gerade passt, aber wir huldigen ihm nur mit Worten, nicht mit Gold oder Männern.« Er lächelte schief. »Was den Besuch in Konstantinopel angeht, da wäre der Sultan nicht gerade erfreut, mich zu sehen.«
    Alcyone runzelte die Stirn und drehte eine unbenutzte Gabel zwischen den Fingern. »Und da liegt der Hase im Pfeffer. Das Arrangement war ganz simpel: meine Mitgift für einen Titel und eine glitzernde Hauptstadt. Sie können mir nur eines von beidem bieten.« Sie sah ihn geradeheraus an.
    Dumitru unterdrückte mit Mühe ein Schnauben. »Dieses Argument ist nur etwas wert, wenn Baron Benedek János die Absicht gehabt hätte, seinen Teil des Handels einzuhalten. Die Wahrheit ist, dass er Ihnen genauso gut den Mond hätte anbieten können.«
    »Was soll das heißen?«, wollte sie wissen, die Augen argwöhnisch zusammengezogen.
    »Er ist in Wirklichkeit nur ein Bojare, kein Baron, und das bedeutet, dass er für die Österreicher nicht mehr als ein Großgrundbesitzer ist.«
    »Er ist also nicht von Adel?«, fragte sie, obwohl er ihrem Gesicht ansah, dass sie bereits sicher war, was er antworten würde.

    Er gestattete sich ein Lächeln, auch wenn es einen herben Zug hatte. »Außerhalb seiner Heimat würde man ihn nicht als Edelmann betrachten.«
    Alcy war einen Moment lang still, als denke sie darüber nach, ob sie ihm glauben sollte. »Sie haben angedeutet, dass er mir Wien gleichfalls nicht hätte bieten können«, sagte sie schließlich.
    »Hätte Benedek sein Versprechen gehalten, dann hätte er Sie in eine Stadt gebracht, wo er keinen kennt und auch ihn keiner kennt, geschweige denn, sich um ihn schert. Sein Interesse gilt nicht Wien, sondern seinem geliebten Ungarn und dem Aufstand, den er mit Ihrer großzügigen Mitgift finanzieren wollte.« Dumitru schüttelte den Kopf. »Er würde auf den Kaiser spucken, wenn er könnte, und der Kaiser würde ihn ebenso wenig mögen wie der Sultan mich; er würde sich irgendeinen Vorwand suchen, Benedek ins Gefängnis zu werfen, sobald er in seine Reichweite käme. Wie kommt es, dass Sie so nach der feinen Gesellschaft trachten? Sie haben angedeutet, dass Sie in London nicht glücklich waren, ich kann mir nicht vorstellen, wie Sie am gestrengen Habsburger Hof glücklicher sein sollten.«
    »Meine Motive gehen Sie nichts an«, sagte Alcy steif. »Aber wenn das, was Sie sagen, wahr ist, habe ich nur die Wahl, ob ich mit einem walachischen Adeligen, der mich entführt hat, im Exil lebe oder mit einem ungarischen Hochstapler, der mich sechs Monate lang belogen hat.« Ihre angewiderte Miene schmerzte ihn.
    »Ich habe nie gesagt, dass Sie eine Wahl haben«, erwiderte er so verärgert, dass er sich zu einer Erklärung gezwungen sah, die er nie hatte abgeben wollen.

    Ihre Augen blitzen auf, sie hatte verstanden; ihr ganzer Körper spannte sich. »Diese Ehe ist nicht unwiderruflich, so lange sie nicht vollzogen ist.« Sie stolperte ein wenig über das vorletzte Wort und wandte kurz den Blick ab. Es war nicht simple Scheu oder Feinfühligkeit – nicht bei dem Ausdruck, den er über ihr Gesicht hatte huschen sehen, bevor sie ihn kaschiert hatte.
    Es gab kein Zurück mehr, also antwortete er einfach: »Ich weiß.«
    »Sie werden mich also dazu zwingen?« Er musste ihr zugestehen, dass sie weder schockiert noch hysterisch klang. Stattdessen erbleichte sie und reckte das Kinn wie ein Soldat, der dem Erschießungskommando gegenübersteht, sodass er sich jetzt mehr wie ein Monster fühlte als durch alles, was sie hätte sagen können.
    »Ich werde Sie nötigen «, korrigierte er. »Nicht zwingen. Das macht mir zwar keine Freude, aber es steht zu viel auf dem Spiel. Ich bin kein

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