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Nacht des Verfuehrers - Roman

Nacht des Verfuehrers - Roman

Titel: Nacht des Verfuehrers - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lydia Joyce Gabi Langmack
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ziemlich sicher, dass es ihm nicht gefallen würde.
     
    Sie brachten die völlig konfuse Alcy in ein kleines Schlafzimmer tief im Labyrinth des Hauses. Es standen vier gro ße Bettstellen darin, sodass fast kein freier Platz mehr blieb. Trotzdem wimmelte das Zimmer alsbald von über einem Dutzend Frauen, die Alcy in einer Weise begafften, die eher neugierig als unhöflich war. Sie halfen ihr aus den Kleidern inklusive – dem Himmel sei Dank – aus dem Korsett, das entsetztes Staunen und große Neugier hervorrief. Zum Glück entdeckten sie den Beutel mit den Münzen nicht, den Alcy ins Futter geschoben hatte, aber sie jauchzten erfreut auf, als sie das Geld in ihrer Rocktasche entdeckten, und reichten das Kleidungsstück mit gro ßen Augen und ehrfürchtigen Kommentaren herum, bis die Matriarchin, die Alcy schon bei der Ankunft gesehen
hatte, es konfiszierte. Sie vermutete irgendwie, dass die Hajduken nichts von dem Fund erfahren und sie das Geld auch nie mehr wiedersehen würde.
    Alcys ramponierte Kleider wurden fortgeschafft, um vor dem Feuer zu trocknen, wie die Matriarchin ihr in schwerfälligem Deutsch erklärte. Ein paar andere Frauen plünderten ihre eigenen Sachen und brachten ihr etwas, das sie in der Zwischenzeit anziehen konnte. Die Stoffe waren rau und dick, der Schnitt ungewohnt. Alcy zog die Röcke übereinander, und eine der Frauen – sie war kaum mehr als ein Mädchen – zeigte ihr, wie die Weste über der Bluse geschlossen wurde; sie fungierte eher als eine Art Stütze, denn als Mieder, und wurde über den Kleidern getragen und nicht darunter. Alcy kam sich fremd und unzivilisiert vor. Die Frauen gaben ihr ein Kopftuch und ließen keinen Zweifel daran, dass sittsame Frauen nicht barhäuptig gingen – hier genauso wenig wie in Konstantinopel; und die Schuhe fühlten sich schwer und unnachgiebig an, ganz anders, als die hübschen kleinen Stiefeletten, die sie gerade ausgezogen hatte.
    Als sie angekleidet war, brachten die Frauen ein Stück Brot und eine Schüssel mit nach Knoblauch riechender Gemüsesuppe. Alcy hatte in ihrem ganzen Leben noch nie etwas so Einfaches gegessen. Selbst ihr Porridge aus Kindertagen war mit Zimt bestreut gewesen. Obwohl sie plötzlich hungrig war, musste sie sich zwingen, mehr als ein paar Löffel zu essen, und sie sagte sich, dass das nur natürlich war, wenn man feinere Speisen gewohnt war.
    Aber sie wusste tief im Inneren, dass ihre Appetitlosigkeit nicht an der schlichten Kost lag. Sie sah im Geiste Dumitrus Gesicht, als man sie weggebracht hatte – sein
breites falsches Grinsen, das dennoch herzzerreißend gewesen war, und die leeren hoffnungslosen Augen.
    Sie legte den Löffel weg. O Gott, Dumitru, was passiert mit uns?
    Sie bereute es nicht, aus Severinor fortgelaufen zu sein, nicht nach alldem, was Dumitru getan hatte. Und sie sagte sich, dass alles, was ihm jetzt widerfuhr, seine eigene Schuld war, weil er sie nicht hatte gehen lassen. Aber sie musste sich dennoch fragen, was ihre Flucht in Gang gesetzt hatte. Würde man sie je auslösen? Würde er sie auslösen? Was konnten diese Männer von ihm wollen? Das würde allein die Zeit erweisen. Aber so, wie die Dinge lagen, brachte sie vor Furcht nichts hinunter, wobei sie nicht wusste, ob sie um sich selbst Angst hatte, um Dumitru oder vor etwas weniger Greifbarem.
    Sie versicherte ihrem faszinierten Publikum, dass das Essen wundervoll sei, sie aber keinen Bissen mehr zu sich nehmen könne. Die Frauen waren konsterniert, bis eine etwas auf Serbisch sagte, als sei ihr gerade etwas klar geworden, wobei sie eine Handbewegung machte, als wolle sie Alcy um die Taille fassen. Alcy lächelte gequält, weil die Frau offensichtlich dachte, für ihren fehlenden Appetit sei das Korsett verantwortlich. Jedenfalls waren die Frauen danach fast übertrieben mitfühlend.
    Genau in diesem Moment erschien ein Mädchen unter der mit einer Stoffbahn verhängten Tür und sagte aufgeregt etwas. Die Frauen kreischten begeistert, liefen aus dem Zimmer und zogen Alcy mit.
     
    Was auch immer diese Revolutionäre mit ihm vorhatten, die Einheimischen behandelten Dumitru gut. Sie gaben
ihm Kleider, damit die seinen trocknen konnten, nur leider keine Schuhe – um seine Flucht zu verhindern, wie er vermutete. Dann sperrten sie ihn mit einem Haufen Decken für ein oder zwei Stunden in einen Schuppen. Schließlich ging die Tür auf, und die drei Revolutionäre kamen herein, der eine mit einer Lampe, die anderen beiden mit Pistolen in den

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