Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nacht des Verfuehrers - Roman

Nacht des Verfuehrers - Roman

Titel: Nacht des Verfuehrers - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lydia Joyce Gabi Langmack
Vom Netzwerk:
Händen.
    Kein Gottvertrauen, dachte Dumitru trocken.
    »Guten Abend, Graf Severinor. Sie dürfen mich … Lazar nennen«, intonierte der große Mann, der sich gerade nach dem heldenhaften Märtyrerprinzen aus der sagenumwobenen Schlacht von Kosovo Polje benannt hatte.
    »Sie können mich meinetwegen einen Vollidioten nennen, das ist mir egal«, erwiderte Dumitru und lehnte sich an die Wand. »Sagen Sie mir einfach nur, was Sie wollen.«
    Die Männer schienen verwirrt. »Ich weiß, dass Sie in der Walachei als ein Mann von Rang gelten«, erwiderte ihr Sprecher, der leicht gereizt wirkte. »Von großem Einfluss. Von großer Diskretion und Intelligenz.« Er hörte sich, was den letzten Punkt anging, etwas zweifelnd an.
    »Ich habe Einfluss, wenn mir danach ist«, erwiderte Dumitru knapp. »Aber mir ist gerade nicht danach.«
    Einer der beiden anderen Männer, ein kleiner Blonder, machte ein finsteres Gesicht. »Sie sind nicht in der Position, sich das aussuchen zu können.«
    Der große Mann hob die Hand. »Vergeben Sie ihm. Mein Bruder hat ein hitziges Temperament, aber es macht ihm sehr zu schaffen, unser Land unter dem korrupten Regime Prinz Obrenovis leiden zu sehen.«
    »Prinz Obrenovi ist ein Christ und Serbe«, erwiderte Dumitru.

    Das Gesicht des großen Mannes verdüsterte sich. »Er beutet sein Volk aus, bezieht seine Macht vom Sultan und gestattet den Türken, auf unserem geheiligten Boden Truppen zu stationieren.«
    »Und was sollte ich dagegen tun können?«, fragte Dumitru gelangweilt. Er war nicht in Stimmung für Spielchen. »Wenn Sie nicht meinen würden, dass ich Ihren Plänen nützlich sein könnte, hätten Sie kein Interesse an mir.«
    Der große Mann breitete die Hände aus. »Sie sind der Graf von Severinor. Ihre Familie blickt auf eine heroische, patriotische Geschichte zurück, die Sie durch Ihre Spionagetätigkeit fortgeschrieben haben.«
    »Mein Großvater war der einzige Patriot, und er ist dafür gestorben«, sagte Dumitru verächtlich. »Mir geht es allein um den Bestand meines Landes.«
    »Das behaupten Sie«, sagte der Mann zweifelnd. »Aber die Wahrheit ist ein wankelmütiges Ding. Sie sind in gewissen serbischen Kreisen für Ihren tapferen, geheimen Kampf bekannt. Wenn Sie gemeinsame Sache mit uns machen und dem serbischen Volk beibringen, wie es sich der Unterstützung Österreichs und Russlands versichern kann, um gegen die Türken und ihre Vasallen vorzugehen – dann werden die Leute endlich wissen, dass sie nicht die Einzigen sind, die der Knechtschaft entfliehen wollen.«
    »Griechenland hat sich vor zehn Jahren losgesagt«, erklärte Dumitru. »Wenn das nicht hilft, was dann?«
    »Die Serben haben Angst, die Einzigen zu sein, die immer noch kämpfen«, erklärte der Mann geduldig.
    »Dann möchten Sie also, dass ich mit Ihnen durch die Gegend reite, um zu verkünden, dass ich sowohl dem Sultan
als auch dem Prinzen Obrenovi den Krieg erklärt habe?«, fragte Dumitru skeptisch.
    »Nicht ganz«, antwortete der Mann ausweichend.
    Dumitru hatte die Arme vor der Brust verschränkt und kam zu der schlichten Feststellung: »Sie sind wahnsinnig.«
    »Wenn die Völker sich verbünden -«, hob der Blonde ungeduldig an.
    »Wenn unsere Völker sich verbünden, sind sie dennoch arm und unbewaffnet«, schnappte Dumitru. »Wenn unsere Völker sich verbünden, werden Russland und Österreich ihre Hilfe zum Preis unserer Seelen anbieten; aber vermutlich werden sie uns nicht helfen. Frankreich unternimmt ohnehin nichts, und Großbritannien wird Konstantinopel mit Waffen beliefern, um einen Aufstand zu unterbinden. Wenn unsere Völker sich verbünden, wird das Land ins Chaos stürzen, ein Viertel unserer Leute wird sterben, und am Ende wird alles umsonst gewesen sein.« Er stand auf. Die Männer wirkten verunsichert und fassten ihre Waffen fester. »Ich werde da nicht mitmachen.«
    »Wenn Sie kein Revolutionär sein wollen, werden Sie eben geopfert«, geiferte der Blonde. »Wir werden Sie, zum Beweis unserer Loyalität, dem Prinzen übergeben, was uns ein paar Monate oder Jahre für unsere Vorbereitungen erkaufen wird. Sie können ihm über uns sagen, was Sie wollen – er wird Sie nicht für glaubwürdiger halten als die Söhne seines eigenen Landes.«
    »Das ist mir egal«, erwiderte Dumitru.
    »Wir werden sehen, ob Sie bei Tagesanbruch immer noch dieser Meinung sind«, sagte der Große und legte seinem Begleiter beruhigend die Hand auf die Schulter. Er nickte, und alle drei drehten sich um und

Weitere Kostenlose Bücher