Nacht in Angst
Chance: Er musste sie ablenken. Sein Blick fiel auf das Segel, das mit einem locker geknoteten Tau in Spannung gehalten wurde. Blitzschnell zog er seine Schuhe aus, hockte sich in Startposition und wartete. Die Frau kletterte an der Schiffswand hoch und schwang sich gekonnt an Deck. In diesem Moment schleuderte Peter einen Schuh zum Heck des Schiffes, wo er auf die Holzbohlen polterte. Den zweiten warf er gleich hinterher. Der Schuh flog über die Reling und krachte auf einen Schaukasten unter ihnen. Für einen Augenblick waren sie abgelenkt und sahen nicht in seine Richtung. Peter sprang auf, riss das Tau los und schlüpfte unter dem fallenden Segel hindurch. Auf der anderen Seite kletterte er über die Brüstung auf den Boden. Das Manöver hatte funktioniert: Die drei hatten nur auf das Poltern der Schuhe und das herunterkrachende Segel geachtet, ohne ihn zu bemerken. »Wo ist er? Er muss hier irgendwo sein!«, schrie Beth. Doch Peter war längst nicht mehr an Bord des Schiffes, sondern auf dem Weg hinaus. Wenn er unbemerkt den Wikingersaal verlassen konnte, war er vorerst in Sicherheit. Er schaffte es nicht. Drei Schritte vor dem Ausgang rief Ernie: »Dog! Beth! Da ist er!« Drei Verfolger konnte er sich nicht lange vom Hals halten. Es gab nur eine Möglichkeit: Er musste nach unten, zum Aus hinunter. Die Verfolger fielen zurück. Seinem jahrelang trainierten Kurzstreckensprint waren sie nicht gewachsen. Immer vier Stufen auf einmal nehmend hechtete er dem Erdgeschoss entgegen. Mit Schwung sprang er ins Foyer – und sah den Mann, der vor dem Ausgang postiert stand. Bei dem Versuch kehrtzumachen rutschte er mit seinen Socken auf dem glatten Steinboden aus und stürzte. Rufe wurden laut. Panisch riss Peter die Socken von seinen Füßen, rappelte sich auf und lief barfuß zu einer kleinen Tür an der Seitenwand der Eingangshalle, dem einzigen Weg, der ihm noch nicht abgeschnitten war. Bitte, sei offen!, schickte er ein Stoßgebet zum Himmel. Die Tür ging auf. Er schlüpfte hindurch und warf sie hinter sich zu. Es war stockdunkel. Doch in der halben Sekunde, in der Licht hineingefallen war, hatte er ein kahles Treppenhaus erkannt. Blind tastend fand er das Geländer und stolperte die Stufen hinauf, wobei er sich schmerzhaft die nackten Zehen stieß. Unter ihm hörte er schon wieder seine Verfolger. Sie sparten ihre Kräfte und hatten aufgehört zu brüllen, aber Peter konnte ihr Keuchen und das Trampeln ihrer Schuhe auf dem Beton hören. Mehr zufällig berührten Peters Finger eine Klinke. Er drückte sie hinunter, sprang durch den Ausgang und befand sich im Hauptflur des zweiten Stockes. Einer der Stühle für das Wachpersonal stand an der Wand gegenüber. Der Zweite Detektiv schnappte ihn und klemmte die Rückenlehne unter die Türklinke. Keine Sekunde zu früh, denn schon rüttelten die Gangster daran. Der Stuhl blockierte die Tür. Aber das würde sie nicht lange aufhalten. In spätestens einer Minute konnten sie das Treppenhaus in einem anderen Stockwerk verlassen haben und über die Haupttreppe kommen. Er brauchte ein Versteck! Erschöpft stolperte er in den nächsten Saal, wo ihn das riesige keinen Blick für die lehrreichen Dinge, die es hier über Spinnen und Insekten zu erfahren gab. Er suchte dunkle Ecken und Winkel, in denen ihn niemand fand. Schließlich verkroch er sich unter einem großen, flachen Schaukasten, in dem Schmetterlinge aufgespießt waren. Mit geschlossenen Augen gab er seinem Kreislauf die Chance, sich zu beruhigen. Seine Füße schmerzten und auch seine Hand tat immer noch weh. Hoffentlich hatte er nicht wieder eine Blutspur hinterlassen. Doch erleichtert stellte er fest, dass die Wunde schon etwas verkrustet war. Was sollte er jetzt tun? Er hatte noch immer keine Ahnung, wo Bob und Mr Peacock sich aufhielten. Justus und Morton steckten wahrscheinlich immer noch im Fahrstuhl und hatten keine Ahnung, was vor sich ging. Er musste sie informieren. Justus fiel bestimmt etwas ein! Ihm fiel immer etwas ein! Schritte näherten sich. Es war nur eine einzelne Person. Sie hatten sich wohl getrennt, um nach ihm zu suchen. Glücklicherweise wussten sie nicht, in welchem Stockwerk er sich befand. Die Schritte passierten den Eingang zur Insektenausstellung und entfernten sich wieder. Peter wartete noch einige Minuten, bis er sicher war, dass sich niemand in der Nähe befand, dann krabbelte er aus seinem Versteck hervor und spähte vorsichtig in den Flur. Niemand da. Ganz in der Nähe sah er im
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