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Nacht in Havanna

Nacht in Havanna

Titel: Nacht in Havanna Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Cruz Smith
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bloß ich. O’Brien schwört, daß er ihn nicht angerührt hat.«
    Arkadi ging um Bugai und den Schreibtisch herum und betrachtete den Vizekonsul aus verschiedenen Blickwinkeln. Trotz der Klimaanlage war seine Robe unter den Achselhöhlen und am Kragen durchgeschwitzt.
    »Sind Sie je in Angola gewesen?«
    »Nein.«
    »In Afrika?«
    »Nein. Niemand will diese Posten, glauben Sie mir.«
    »Noch schlimmer als Kuba?«
    »Kein Vergleich.«
    »Erzählen Sie mir vom Havana Yacht Club.«
    »Was?«
    »Erzählen Sie mir einfach, was Sie darüber wissen.«
    Bugai runzelte die Stirn. »Es gibt ein Gebäude in Miramar, das früher der Havana Yacht Club war.« Er entspannte sich so weit, daß er es wagte, sein Gesicht mit einem Taschentuch abzutupfen. »Ziemlich imposanter Laden.«
    »Das ist alles, was Sie wissen?«
    »Das ist alles, was mir dazu einfällt. Und eine Anekdote.«
    »Und die lautet?«
    »Nun, vor der Revolution hat der alte Diktator Batista eine Mitgliedschaft in dem Club beantragt. Er war der absolute Herrscher über Kuba und hatte die Macht über Leben und Tod und alles, was damit zusammenhing. Doch das spielte keine Rolle, der Havana Yacht Club lehnte seinen Antrag ab. Man sagt, das sei der Anfang vom Ende Batistas gewesen. Das Ende seiner Macht. Der Havana Yacht Club.«
    »Wer hat Ihnen die Geschichte erzählt?«
    »John O’Brien.« Bugai fand Gelegenheit, sich auf dem Schreibtisch umzusehen. »Warum ist die Gegensprechanlage eingeschaltet? Ich dachte, das wäre eine Sache nur zwischen uns beiden.« Arkadi machte Bugai ein Zeichen, ihm zu folgen. Sie gingen aus seinem Büro über eine Etage mit leeren Schreibtischen zu Olga Petrowna, die in einem kleinen Arbeitszimmer saß, das sie mit Abziehbildchen und Gemälden ihrer Enkelin zu verschönern versucht hatte. Neben der Gegensprechanlage stand ein Kassettenrecorder, neben dem Tisch ein Mann mit der Art grimmigem Gesicht, an dem man Messer schleifen konnte. Olga Petrowna hatte Pribluda im Lauf der Zeit eher mehr als weniger vermißt, und die bloße Andeutung Arkadis, daß ein anderer Russe Pribludas Arbeit verraten hatte, war für sie Grund genug gewesen, Arkadi mit dem Leiter des Sicherheitsdienstes der Botschaft bekannt zu machen und ihren Kassettenrecorder aufzustellen. »Wir haben privat miteinander geredet«, sagte Bugai. »Ich bin nicht ganz ehrlich gewesen«, gab Arkadi zu. »Für den Fall, daß mir sonst noch irgendwelche Fehler unterlaufen sind, hat Olga Petrowna sich Notizen gemacht.«
    Und das hatte sie. Pribludas fette Taube beendete ihre Mitschrift mit einem Schnörkel und sah mit einem Blick zu Bugai auf, der Stalin alle Ehre gemacht hätte.
     
    Über dem Gran Teatro de la Habana schwebten schwarze Engel mit Kränzen. Auf dem Bacardi-Haus hockte eine gigantische schwarze Fledermaus. Auf Daysis rosafarbenen casita, kaum mehr als ein getünchter Wasserturm, saß eine schwarze jinetera.
    Als Versteck war der Platz gar nicht schlecht, rundherum nichts als Schornsteine und Tauben. Da der Kessel ausgebaut worden war, mußte man das Wasser nach oben pumpen, doch was Ofelia vom Inneren des Turms sah, wirkte überraschend geräumig, besaß einen gekachelten Fußboden und ein mit Papierblumen verziertes Bett. Teresa hatte einen Stuhl auf das mit einer Leiter zu erreichende Dach getragen und es sich mit einem illustrierten Liebesroman bequem gemacht. Ihre Knie sahen abgeschürft aus, ihre lockige Mähne hing formlos zu einer Seite. Als Ofelia die Leiter hinaufstieg, blinzelte Teresa nach unten und fragte: »Hast du den Badeanzug?«
    »Ich zeig’ ihn dir.«
    »Kenn’ ich dich nicht vom Yachthafen? Oder vom Malecon?« Ofelia erklomm erst das Dach, bevor sie ihre Brille über die Stirn schob und sagte: »Aus der Casa del Amor.« Es fiel Teresa wie Schuppen von den Augen. Sie taxierte Ofelia von oben bis unten, schätzte den Wert der dünnen Sandaletten, der weißen Stretchhose, des weißen Oberteils und der breiten Armani-Sonnenbrille. Sie selbst trug noch immer dieselben schmutzigen Kleider wie bei ihrer Festnahme durch Ofelia. »Guck dich doch a.n,puta. Ich glaube nicht, daß man sich vom Gehalt einer Criminalista so anziehen kann, nein, nein, nein. Ich bin doch nicht blind. Ich erkenne Konkurrenz, wenn ich sie sehe. Deswegen bist du ständig hinter mir her.«
    Ofelia wollte spontan erwidern: »Stupida, es gibt tausend Mädchen wie dich in Havanna.« Sie blickte über die Dächer, die sich bis zum Meer erstreckten, und die Wäscheleinen, so bunt wie

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