Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nacht in Havanna

Nacht in Havanna

Titel: Nacht in Havanna Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Cruz Smith
Vom Netzwerk:
selbst wenn es Notwehr gewesen war. »Ich glaube, daß ein Schieber wie Rufo ein Handy gehabt haben muß. Bei Cubacell ist er nicht eingetragen, aber -«
    »Nein, nein, nein. Bleiben Sie von der Straße. Wir müssen einen sicheren Ort für Sie finden. Sie müssen sich hinsetzen und ein umfassendes Protokoll über sämtliche Fakten verfassen, während ich darüber nachdenke, wie wir das Problem angehen. Der erste Anruf ist der wichtigste. Da sich das Instrument der Zerstörung dank Ihnen in unseren Händen befindet, haben wir eine Minute Zeit zum Überlegen. Der sicherste Ort ist hier. Im Schreibtisch liegen Papier und Bleistift. Sie müssen alles schriftlich festhalten und jeden nennen, der in die Sache verwickelt ist.«
    »Ich habe schon mal ein Protokoll geschrieben, wo?«
    »Sie haben recht. Das Wichtigste ist, daß Sie sich nicht vom Fleck rühren, bis ich zurück bin. Versprechen Sie mir das?« Blas setzte die beiden Kopfhälften behutsam wieder zusammen, wickelte den Kopf in eine Zeitung und trug ihn unter dem Arm zur Tür. »Haben Sie einfach Geduld.«
    Ofelia war überrascht, daß sich ihre Sorge keineswegs legte, selbst nachdem sie die Puppe in kompetenten Händen wußte. Sie fand das Schreibzeug in einer Schreibtischschublade, wie Blas gesagt hatte, doch sie stellte fest, daß sie sich zu sehr daran gewöhnt hatte, ihre Berichte auf PNR-Formularen zu tippen. Außerdem war es schwierig, mehr als die simple Tatsache festzuhalten, daß Luna mit der Puppe zu tun hatte, ohne Arkadi in die Sache hineinzuziehen. Die Befragung würde noch schlimmer werden. Wer hatte die Puppe als Pribludas identifiziert? Wie war sie entkommen, wenn Luna sie angegriffen hatte? Besser eine kurze Aussage als die ganze Wahrheit oder eine Lüge. Sie wußte, daß sich der ganze Argwohn, dessen Ziel die Russen über viele Jahre hinweg in Kuba gewesen waren, direkt gegen Arkadi richten würde, sobald sein Name fiel.
    Pribluda grinste sie vom Bildschirm an. Der Schädel lag unter der Videokamera. Changö und Russen, eine furchtbare Kombination. Ofelia schaltete den Monitor aus und wieder an. Warum wartete sie? Wie sollte sie zu dem Yachthafen kommen, wenn sie in einem Zimmer eingesperrt war? Sie würde sich zugegebenermaßen besser fühlen, wenn sie wüßte, daß Luna verhaftet war. Gleichzeitig nagte eine Erinnerung an ihr, sie dachte daran, wie der Sargento in der Casa del Amor sich über Hedy gebeugt hatte und sein ganzer Körper wie versteinert war. Das wiederum erinnerte sie an Teresa, Lunas andere besondere Freundin.
    Zwischen zwei Gefäßen mit konservierten Schlangen stand ein Telefon. Ofelia öffnete ihr Notizbuch und wählte Daysis Nummer. Diesmal nahm jemand ab. »Ja?«
    »Hallo, ist Daysi da?« fragte Ofelia. »Nein.«
    »Wann kommt sie zurück?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Du weißt es nicht? Ich habe einen Badeanzug von ihr, nach dem sie ständig fragt. Es ist der Badeanzug mit dem Wonderbra, den sie auf Kabel gesehen hat. Sie ist nicht da?«
    »Nein.«
    »Wo ist sie denn?«
    »Sie ist weg.«
    »Mit Susy?«
    »Ja.« Die Stimme am anderen Ende klang jetzt ein bißchen entspannter. »Du kennst sie beide?«
    »Sind sie noch immer im Yachthafen?«
    »Ja. Wer ist denn da?«
    »Hier ist die Freundin mit dem Badeanzug«, sagte Ofelia. »Entweder ich bring’ ihn heute vorbei, oder er gehört mir. Mir steht er, ehrlich gesagt, sowieso besser.«
    »Kannst du morgen noch mal anrufen?«
    »Morgen rufe ich nicht an. Morgen bin ich verschwunden und der Badeanzug mit mir, und dann kannst du Daysi erklären, warum ihr Badeanzug weg ist.«
    Während des Schweigens konnte Ofelia Teresa Guiteras förmlich vor sich sehen, das Haar zerzaust, die Knie ans Kinn gezogen und auf den Fingernägeln kauend. »Gut, dann bring ihn vorbei.«
    »Ich weiß nicht, wo du bist«, sagte Ofelia. »Komm du doch und hol ihn ab.«
    »Ich dachte, du wärst eine Freundin von Daysi.«
    »Okay, da du offenbar eine noch bessere Freundin von ihr bist, kannst du ihr ja erklären, warum sie ihren Badeanzug verloren hat.
    Das ist mir recht. Ich hab’s versucht.«
    »Warte. Ich kann nicht kommen.«
    »Du kannst nicht kommen? Na, du bist ja eine tolle Freundin.«
    »Ich bin in einem Zimmer in einem Hinterhof an der Chävez zwischen Zanja und Salud, neben dem Kosmetikladen, nach hinten durch, die Treppe hoch bis zum Dach, das rosafarbene casita. Bist du in der Nähe?
    »Schon möglich. Hör zu, ich muß Schluß machen.«
    »Kommst du?«
    »Na ja…« Ofelia legte eine

Weitere Kostenlose Bücher