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Nacht in Havanna

Nacht in Havanna

Titel: Nacht in Havanna Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Cruz Smith
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Kunstpause ein. »Wirst du da sein?«
    »Ich bin hier.«
    »Und du gehst auch nicht weg?«
    »Nein.«
    Ofelia legte auf. Sie unterschrieb ihre Aussage und klemmte sie unter den Monitor. Sie haßte es zu warten. Außerdem wollte sie immer noch wissen, warum der mordgierige Luna sie nicht einfach umgebracht, sondern nur in den Kofferraum gesperrt hatte. Und auf diese Frage hatte Teresa vielleicht die Antwort.
     
    Vizekonsul Bugai kam gegen elf Uhr äußerst entspannt in sein Büro, zog Jacke und Schuhe aus und legte seine chinesische Seidenrobe und seine Sandalen an. Aus einer Thermoskanne goß er sich eine Tasse Tee ein und trat, die Tasse in der Hand, ans Fenster, das im elften Stock lag, gleichsam in Hüfthöhe des Turms, der die russische Botschaft darstellte. Die grünen Palmen von Miramar erstreckten sich bis zum Meer. Satellitenschüsseln wandten ihre Gesichter himmelwärts. Draußen kochte die Stadt in der Hitze. Drinnen röchelte die Lüftung.
    »Sie kommen also samstags tatsächlich zur Arbeit«, sagte Arkadi aus einem Stuhl in der Ecke.
    »Mein Gott.« Bugai verschüttete etwas Tee und trat einen Schritt zurück, um ihm auszuweichen. »Was tun Sie denn hier? Wie sind Sie hereingekommen?«
    »Wir müssen uns unterhalten.«
    »Das ist unerhört.« Bugai stellte die Tasse auf einem Packen Zeitungen ab und griff zum Telefonhörer. In seiner Robe war er das Abbild eines empörten Mandarins. »Sie überschreiten Ihre Kompetenz. Sie können nicht einfach in anderer Leute Büro eindringen. Ich rufe den Wachdienst. Die werden auf Sie aufpassen, bis Sie in Ihrem Flugzeug sitzen.«
    »Ich denke, sie werden auf uns beide aufpassen und uns beide ins Flugzeug setzen, weil ich möglicherweise meine Kompetenzen überschritten habe, aber Sie, mein lieber Bugai, haben viel zuviel Geld auf einem Konto bei der Bank for Creative Investments in Panama.«
    Arkadi hatte einmal gesehen, wie ein angeschossener Milizionär noch zehn langsame zuckende Schritte machte, bevor er sich auf den Boden setzte und vornüber kippte. So ähnlich bewegte Bugai sich, als er den Hörer wieder auf die Gabel legte. Er stieß gegen den Schreibtisch, ließ sich in seinen Stuhl fallen und griff sich ans Herz.
    »Sterben Sie mir nicht unter den Händen weg«, sagte Arkadi. »Es gibt für alles eine gute Erklärung.«
    »Aber Sie haben keine.« Arkadi zog den Stuhl an den Schreibtisch, so daß Bugai nur eine Armlänge von ihm entfernt saß. »Bitte machen Sie nicht alles noch schlimmer, indem Sie versuchen zu lügen«, fuhr er leiser fort. »Im Augenblick bin ich mehr an Informationen als an Ihnen interessiert, aber das kann sich ändern.«
    »Man hat mir die strikte Wahrung des Bankgeheimnisses zugesichert.«
    »Sie als Russe glauben, daß es so etwas gibt wie ein Bankgeheimnis?«
    »Aber die Bank ist in Panama.«
    »Konzentrieren Sie sich, Bugai. Im Moment ist dies eine Angelegenheit zwischen uns beiden. Wie die Sache weitergeht, hängt ganz von Ihrer Kooperationsbereitschaft ab. Ich werde Ihnen ein paar einfache Fragen stellen, nur um herauszufinden, wie ehrlich Sie sind.«
    »Fragen, auf die Sie die Antworten schon wissen?«
    »Das spielt keine Rolle. Entscheidend ist Ihre Kooperationsbereitschaft.«
    »Es hätte auch ein Darlehen sein können.«
    »Hilft Schmerz Ihrer Konzentration auf die Sprünge?«
    »Nein.«
    »Zu derlei Mitteln wollen wir auch gar nicht greifen. Von wem sind die Schecks, die Ihrem Konto gutgeschrieben wurden?«
    »John O’Brien.«
    »Als Gegenleistung wofür?«
    »Für das, was wir über die AzuPanama wußten.«
    »Für das, was Sergej Pribluda über die AzuPanama wußte.«
    »Das ist richtig.«
    »Und das war?«
    »Ich weiß nur, daß er der Sache auf der Spur war.«
    »Er war im Begriff herauszufinden, daß die AzuPanama eine betrügerische, von den Kubanern gegründete Handelsfirma war, mittels derer sie ihren Zuckervertrag mit Rußland nachbessern wollten?«
    »Ja, sozusagen.«
    »Ihre Partner waren besorgt.«
    »Ja.«
    »O’Brien und.«
    »Das Zuckerministerium, die AzuPanama, Walls.«
    »Pribluda mußte also gestoppt werden.«
    »Ja. Aber es gab viele Möglichkeiten, ihn zu stoppen. Man hätte ihn beteiligen, bezahlen oder auf eine andere Sache ansetzen können. Ich habe gesagt, daß ich mit Gewalt nichts zu tun haben will. O’Brien war meiner Meinung. Er sagte, Gewalt würde noch mehr Aufmerksamkeit erregen.«
    »Trotzdem ist Pribluda tot.«
    »Er hatte einen Herzinfarkt. Jeder kann einen Herzinfarkt bekommen, nicht

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