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Nacht in Havanna

Nacht in Havanna

Titel: Nacht in Havanna Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Cruz Smith
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zurückgelassenen Cadillacs und Chryslers gesäumt. Stellen Sie sich einmal vor, als Rebell in einem kostenlosen Cadillac zu sitzen.«
    »Ich glaube, ein paar von den Wagen habe ich schon gesehen.«
    »Trotzdem ist das hier kein düsteres Loch. Ein düsteres Loch wäre ein Posten in Guyana oder Surinam. Hier gibt es Musik, Strande und Einkaufsmeilen auf den nur eine Stunde entfernten Bahamas.« Bugai präsentierte stolz die goldene Rolex an seinem Handgelenk. »Havanna liegt auf Höhe des Meeresspiegels, was für mich wichtig ist. Aber natürlich ist es nicht Buenos Aires.«
    »Nicht mehr wie in den alten Tagen, was?« fragte Arkadi.
    »Kein bißchen. Mit Technikern und militärischen Beratern hatten wir Zwölftausend Russen hier sowie weitere tausend Mann an diplomatischem Personal, Attaches, Stellvertreter, Kulturbeauftragte, KGB, Sekretärinnen, Sachbearbeiter, Kommunikationsoffiziere, Kuriere und Sicherheitsleute. Es gab sowjetische Wohnungen, sowjetische Schulen und Ferienlager für russische Kinder. Und warum auch nicht? Wir haben dreißig Milliarden Dollar nach Kuba gepumpt. Pro Person hat Kuba mehr Auslandshilfe von der UDSSR bekommen als irgendein anderes Land der Welt. Man muß sich schon fragen, wer mehr dazu beigetragen hat, die Sowjetunion zum Einsturz zu bringen, als Fidel.« Bugai bemerkte Arkadis Blick. »Oh, die Wände haben Ohren. Die Kubaner sind ausgezeichnet in elektronischer Überwachung. Wir haben sie ausgebildet. Die einzigen wirklich sicheren Telefonleitungen sind in der Botschaft. Man muß einfach aufhören, sich darüber Sorgen zu machen. Wie dem auch sei, jetzt umfaßt unser diplomatisches Personal ganze zwanzig Personen.
    Dies ist ein Geisterschiff. Es spielt keine Rolle, daß wir uns ruiniert haben, um diesen schwimmenden Zirkus zu finanzieren, und unser ganzes System zusammengebrochen ist, während die hier Salsa getanzt haben. Entscheidend ist, daß das Verhältnis zu den Kubanern nie schlechter war als heute, und nun sagen Sie mir, daß Sie Pribludas Leiche nicht identifizieren können!«
    »Nicht zweifelsfrei.«
    »Für die Kubaner war es doch eindeutig genug. Ich habe mit einem Capitán Arcos gesprochen, und in Anbetracht der Tatsache, daß er einen Russen aus dem Hafen von Havanna gefischt hat, wirkte er sehr vernünftig.«
    »Einen toten Russen.«
    »Soweit ich weiß, wurde der Tod durch einen Herzinfarkt verursacht, ein tragisches, aber natürliches Ereignis.«
    »An der Tatsache, daß Pribluda in die Bucht getrieben ist, kann ich nichts Natürliches finden.«
    »Bei Spionen kommt so was vor.«
    »Offiziell war er als Zuckerattache hier.«
    »Genau. Nun, alles, was er zu tun hatte, war, auf der Insel herumzufahren, ein paar Zuckerfelder zu besichtigen und festzustellen, daß die Kubaner ihre Zuckerquote nicht erfüllen, weil sie das noch nie getan haben. Was die geheimdienstliche Aufklärung betrifft, so bewegt die kubanische Armee ihre Raketen jetzt mit Ochsenkarren statt mit LKW, mehr muß man darüber nicht wissen. Je schneller wir diese kleine Episode hinter uns bringen, desto besser.«
    »Da wäre noch die andere kleine Episode mit Rufo und mir.«
    »Nun, wer weiß, wer Sie sind? Dank Ihnen haben wir einen Fahrer und ein Apartment verloren.«
    »Ich bleibe solange in Pribludas Wohnung, sie ist leer.« Bugai schürzte die Lippen. »Das wäre vielleicht nicht die schlechteste Lösung. Ich habe die Absicht, dieses Problem soweit wie möglich von der Botschaft fernzuhalten.«
    »Noch bevor die Kubaner die Leiche gefunden haben, hat irgend jemand hier in der Botschaft gewußt, daß Pribluda Probleme hatte, und mir ein Fax geschickt. Wer könnte das gewesen sein?«
    »Ich wünschte, ich wüßte es.«
    »Sie können es nicht herausfinden?«
    »Ich habe nicht genug Personal, um gegen mein eigenes Personal zu ermitteln.«
    »Wer hat mir Rufo zugeteilt?«
    »Rufo wurde uns vom kubanischen Innenministerium zugeteilt. Er war deren Mann, nicht unserer. Sonst stand gerade niemand zur Verfügung, als Sie mitten in der Nacht ankamen. Ich wußte nicht genau, wer Sie sind, und das weiß ich immer noch nicht. Ich habe in Moskau angerufen, und dort hat man möglicherweise schon einmal von Ihnen gehört, aber womit Sie genau betraut sind, weiß ich nicht. Verbrechen ist nicht mein Spezialgebiet.«
    »Ich bin betraut mit der Identifizierung Pribludas. Die Kubaner haben um Fotos von ihm gebeten und wollten zur Botschaft kommen, was Sie verweigert haben.«
    »Nun, dies ist mein Gebiet. Zum einen

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