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Nacht in Havanna

Nacht in Havanna

Titel: Nacht in Havanna Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Cruz Smith
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nur betreten wollen, erfordert das eine diplomatische Note. Trotzdem haben wir um ein Foto von Pribluda gebeten, und da wir es nicht bekommen haben, haben wir die Leiche mit den uns zur Verfügung stehenden Mitteln mit größtmöglicher Sicherheit als die von Pribluda identifiziert. Mehr können wir nicht tun. Wir müssen sie als identifiziert betrachten, und Sie müssen ihn mit nach Hause nehmen. Wir werden hier keine weiteren >Zigarren< dulden.«
    »Warum haben Sie die Botschaft um ein Foto gebeten? Ich habe Ihnen doch eins gezeigt.«
    »Ihres war nicht gut genug.«
    »Ich bezweifle, daß Sie ein Bild finden, das eine größere Übereinstimmung mit seinem jetzigen Aussehen aufweist.« Blas erlaubte sich ein dünnes Lächeln und schob die Schublade mit der Leiche wieder zu. »Ich habe eine Überraschung für Sie. Ich möchte, daß Sie mit der richtigen Vorstellung von Kuba wieder nach Hause fliegen.«
    Im ersten Stock führte Blas Arkadi und Ofelia durch eine Tür mit der verblaßten Aufschrift »Antropologica« in ein Büro. Zunächst kam Arkadi sich vor wie in einer Katakombe, wo die Überreste von Märtyrern sorgfältig nach Schädeln, Becken, Hüftknochen, ineinandergreifenden Mittelhandknochen und schlangenartig verwickelten Wirbelsäulen in Regale sortiert waren. Staub tanzte um den Schirm einer Lampe, deren Licht sich in zahllosen Kästen mit ordentlich aufgespießten Käfern spiegelte, die in allen Regenbogenfarben schillerten wie Opale. Auf einer mit geöffneten Fangzähnen in ein Präparationsglas gezwängten Lanzenotter thronte eine Tarantel auf Zehenspitzen. Kleine Blöcke, die aussahen wie Dominosteine, erwiesen sich als verbrannte Knochen in verschiedenen Stadien der Verkohlung von Weiß bis Tiefschwarz. An der Wand grinsten das bizarre Gebiß eines Hais und ein menschlicher Kiefer mit angespitzten Zähnen um die Wette. Keine Katakombe, korrigierte Arkadi sich, sondern ein Handelsposten im Dschungel. Auf dem Schreibtisch summte, von einem Laken bedeckt, etwas vor sich hin, und es hätte Arkadi nicht überrascht, wenn es ein großer, grübelnder Affe gewesen wäre. »Dies ist unser anthropologisches Labor«, sagte Blas. »Nicht besonders groß, aber hier können wir anhand von Knochen und Zähnen das Alter und Geschlecht eines Opfers bestimmen. Und diverse Gifte oder andere Formen der Gewalteinwirkung.«
    »In der Karibik gibt es eine Reihe davon, die in Moskau wahrscheinlich weitgehend unbekannt sind«, sagte Kommissarin Osorio.
    »Mit Haien kennen wir uns nicht so gut aus«, räumte Arkadi ein. »Außerdem«, fuhr Blas fort, »können wir anhand von Insektenaktivität bestimmen, wie lange ein Opfer schon tot ist. In anderen Klimazonen werden die verschiedenen Insekten zu verschiedenen Zeiten aktiv. Hier in Kuba fangen sie alle gleichzeitig an, aber in unterschiedlichem Tempo.«
    »Faszinierend.«
    »Faszinierend, aber vielleicht nicht das, was ein Ermittler aus Moskau ein kriminaltechnisches Labor nennen würde.«
    »Es gibt unterschiedliche Labors für unterschiedliche Orte.«
    »Genau!« Blas nahm den Kiefer mit den angespitzten Zähnen zur Hand. »Unsere Bevölkerung ist, sagen wir, einzigartig. Es gab eine Reihe von afrikanischen Stämmen, die Hautritzungen und das Anspitzen der Zähne praktizierten. Die Abakua zum Beispiel waren eine geheime Leopardengesellschaft aus dem Kongo. Ihre Mitglieder wurden als Sklaven zur Arbeit auf den Docks hergebracht und kontrollierten binnen kürzester Zeit den gesamten Schmuggel in der Bucht von Havanna. Es bedurfte des Commandante, um sie in einen Folkloreverein zu verwandeln.« Er stellte das Gebiß wieder weg und lenkte Arkadis Aufmerksamkeit auf einen Schädel, der samt einer zweischneidigen Axt mit getrockneten Blutspritzern ausgestellt war. »Für Sie könnte dieser Schädel vielleicht aussehen wie der Beweis einer schweren Körperverletzung.«
    »Das wäre durchaus denkbar.«
    »Für einen Kubaner hingegen könnten ein Schädel und eine mit Tierblut bespritzte Axt ein religiöses Heiligtum sein. Die Criminalista kann Ihnen alles darüber erklären, wenn Sie wollen.« Die Bemerkung war der Kommissarin sichtlich unangenehm. »Wenn wir also das psychologische Profil einer Person erstellen«, fuhr Blas fort, »verwenden wir natürlich das berühmte Minnesota-Profil, gleichzeitig ziehen wir aber auch in Betracht, ob jemand ein Anhänger des Santeria-Kultes ist.«
    »Ah ja.« Nicht, daß Arkadi mit dem berühmten Minnesota-Profil gearbeitet hätte.
    »Aber

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