Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Nacht-Mähre

Titel: Nacht-Mähre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren:
Vom Netzwerk:
gerne ein. Dann wandte sie sich an Humfrey. »Wie hat der Reitersmann Euch und Bink erwischt?« fragte sie den Guten Magier. »Ihr habt ihn erkannt, da hättet Ihr ihn doch auch aufhalten können; und Bink soll gegen feindselige Magie immun sein.«
    »Das war möglicherweise Teil meines Patzers«, sagte Humfrey. »Ich habe so viel Aufmerksamkeit darauf verwendet, meinen ganzen Zauber aufzubauen, daß ich nicht bemerkt habe, wie er in den Baum gekommen ist. Plötzlich stand er einfach vor mir, und ich hatte gerade noch Zeit, seinen Namen zu flüstern, bevor er mich mit seinem Zauber niederstreckte. Wäre ich wachsam geblieben, wie ich es hätte tun müssen, hätte ich ein Wort der Macht bereitgehalten…« Beschämt schüttelte er den Kopf.
    »Wann kam er denn?« wollte Imbri wissen.
    »Wie gesagt, ich habe nicht darauf geachtet, aber ich schätze, es muß gewesen sein, kurz nachdem du und das Tagpferd mich verlassen hattet. Er muß mir aufgelauert haben, um mich allein zu erwischen. Welch ein gerissener Schurke!«
    »Und Bink? Wie ist der…?«
    »Bink wurde von der Magie kein Schaden zugefügt«, erwiderte Humfrey und bestätigte damit die Vermutung des Zentauren. »Er wurde lediglich in einen anderen Bewußtseinszustand versetzt, genau wie wir. Wir empfinden unsere gegenseitige Gesellschaft hier als höchst angenehm. Deshalb ist sein Talent auch nicht in Aktion getreten.«
    Bis auf die Tatsache, daß es dafür gesorgt hatte, daß sie Binks Körper rettete, erkannte Imbri. Das Schutztalent hatte eine ziemlich begrenzte Vorstellung von Binks Wohlergehen; solange er König gewesen war, war er auch körperlich in Gefahr geblieben, was danach sofort aufgehört hatte. Also ergab das Verhalten seines Talents durchaus Sinn, auch wenn Xanth darunter hatte leiden müssen. Wenigstens hatte seine Verbannung in den Kürbis es seinem Nachfolger Arnolde ermöglicht, das Rätsel zu lösen.
    »Was kann ich tun, um zu helfen?« fragte Imbri. »Tu genau das, was du vorhast«, meinte der Zombiemeister. »Halte die Verbindungen aufrecht. Überbring unseren Frauen die Neuigkeit. Vielleicht können wir ja beratend unterstützen. Sag dem jeweils aktuellen König, daß er uns jederzeit um Rat bitten kann.«
    »Königin Iris wird der nächste König sein.«
    Die Könige wechselten Blicke. »Wir sind nicht mehr direkt beteiligt«, meinte Humfrey schließlich. »Vielleicht ist es besser, dem Zentauren das Regieren zu überlassen. Er scheint mir doch mit bemerkenswerter Kompetenz an die Probleme heranzugehen.«
    »Überbring meiner Mutter und meiner Frau Grüße«, sagte Dor traurig. Er lächelte matt. »Meinem Vater kann ich es ja selbst sagen«, fügte er hinzu und blickte zu der schlafenden Gestalt hinüber. Imbri verabschiedete sich und machte sich wieder auf den Weg in die wirkliche Welt.
     
    Sie kam gegen Mitternacht im Schloß an. Manche der Bewohner waren noch wach, andere schliefen bereits. Doch das machte keinen Unterschied – sie schickte allen ihren frohen Traum. »Die Könige sind alle im Kürbis! Es geht ihnen gut! Sie lassen euch grüßen!«
    Was noch wach war, scharte sich nun um Imbri, und sie übermittelte alle Nachrichten, auch die des Königs Trent an die Königin.
    Iris schien wie vom Schlag gerührt. »Das hat er gesagt?« fragte sie ungläubig.
    »Daß es Zeit sei, in der Gegenwart zu leben, und daß Ihr seine Frau seid«, wiederholte Imbri.
    »Ach, Mutter!« rief Irene und umarmte Königin Iris. »Jetzt gehörst du endlich zur Familie!« Das war zwar ein etwas merkwürdiger Kommentar zur Lage, aber Imbri verstand, wie es gemeint war.
    Die Tragödie Xanths hatte anscheinend auch ihre versöhnlichen Seiten. Imbri zog sich in die Schloßgärten zurück, wo sie sich ausruhte, graste, schlief und sich von den letzten beiden anstrengenden Tagen erholte.
    In der Nacht kehrte Tandy sicher zu ihrem Ogermann zurück, der besorgt das Gelände abgeschritten war und nebenbei Unkrautbäume ausrupfte und zu Preßspanballen zerdrückte. Das war eine nervöse Angewohnheit von ihm, doch alles in allem schien die Lage im Augenblick recht ruhig zu sein.
    Schließlich legte auch das Zentaurenkontingent planmäßig an, und Imbri ging, um die Krieger in Empfang zu nehmen und zum Schloß zu führen. Sie hatte eigentlich erwartet, daß Chem oder Chet dies tun würden, da sie ja selbst Zentauren waren, doch dem war nicht so. Chet und Chem waren Zentauren mit magischem Talent, und die normalen Zentauren hätten sich niemals freiwillig mit ihnen

Weitere Kostenlose Bücher