Nacht-Mähre
betrachtet, ohne daß sich daraus etwaige Wertungen ableiten ließen. Ich vermute, daß eine Frau, sollte sie ansonsten die erforderlichen Qualifikationen nachweisen, rein technisch gesehen, König werden könnte.«
»Ich bin hocherfreut, daß sich Eure Ansicht mit der meinen deckt«, sagte Arnolde. Beide Männer wußten genau, daß sie gerade eine raffinierte Haarspalterei betrieben hatten, weil die Krise Xanths danach verlangte. »Das Einverständnis der Ältesten voraussetzend, bestimme ich also kraft meines Amtes und als König von Xanth, daß hinfort die Sukzession dieses besagten Amtes sowohl männlichen als auch weiblichen Magiern vorbehalten bleiben soll.« Der Zentaur drehte den Kopf zur Seite, um Königin Iris durch seine Brillengläser zu mustern. »Insonderheit verfüge ich hiermit, daß Magier Iris meine Nachfolge antreten, und daß ihre Tochter, Magier Irene, auf erwähnte Magier Iris folgen soll, sollte es noch vor Beendigung der gegenwärtigen Krise erforderlich werden, daß weitere Könige von Xanth gekrönt werden.«
Wieder lächelte Roland. »Dem stimme ich zu. Ich glaube, damit auch im Namen des Ältestenrates zu sprechen.«
Königin Iris atmete auf. Ihr Gesicht war gerötet, und lautlos explodierte ein kleines Feuerwerk in der Luft: ihre Illusion, die ihren Gefühlen freien Lauf ließ. Sie und ihr ganzes Geschlecht waren soeben endlich auf einen Schlag aufgewertet worden. »Man könnte Euch glatt mögen, Zentaurenkönig!«
Arnolde zuckte mit den Schultern. »Euer Gatte war stets freundlich zu mir. Er hat mir eine neue Lebensaufgabe gegeben, nachdem mein eigenes Volk mich verstoßen hatte. Ihr selbst seid mir immer mit Höflichkeit begegnet. Aber es ist weniger Dankbarkeit als die Logik, die mich zu meiner Entscheidung geführt hat. Ein Ungleichgewicht mußte ausgeräumt werden.«
»Jawohl, Euer Majestät«, hauchte sie, und ihre Augen schimmerten. In diesem Augenblick glich Königin Iris einem schönen jungen Mädchen, und Imbri war sich keineswegs sicher, daß dies nur Illusion war. Arnolde wandte sich Imbri zu. »Nun muß ich mich mit Euch besprechen, gute Mähre. Ich bin mir der Tatsache bewußt, daß Ihr müde seid…«
»Das seid Ihr ebenfalls, Majestät«, sendete Imbri.
»Dann wollen wir die Sache schnell hinter uns bringen, damit wir uns noch etwas ausruhen können, bevor meine Brüder eintreffen.«
»Natürlich, Euer Majestät«, stimmte Imbri ihm zu und fragte sich dabei, was er wohl im Sinn haben mochte. Sein Intellekt hatte sie schon betört, und sie wußte, daß er einen ausgezeichneten König abgeben würde, auch wenn er innerhalb Xanths keine Magie ausüben konnte.
Sie zogen sich zur Besprechung in einen separaten Raum zurück. Imbri überlegte sich, warum Arnolde die anderen, etwa Königin Iris, nicht dabeihaben wollte, obwohl die doch auch über offizielle Ereignisse und Entscheidungen informiert sein mußten.
»Findet Ihr es nicht auch seltsam, daß König Bink, der doch gegen Magie immun ist, dennoch dem Zauber des Reitersmannes zum Opfer gefallen ist?«
»Ja!« meinte Imbri. »Er hätte eigentlich unangreifbar sein müssen. Er selbst glaubte ja, daß dies der Fall wäre! Sein Talent arbeitete mit wunderbarer Subtilität und Präzision.«
»Und doch war er offenbar nicht immun dagegen«, sagte Arnolde. »Aber warum?«
»Er war sehr müde, nachdem er gegen Varsoboes gekämpft hatte und verwundet worden war. Er hat sich zum Brückenpfad praktisch mit Gewalt schleppen müssen. Vielleicht war sein Talent ja geschwächt.«
»Das bezweifle ich. Sein Talent war eines der stärksten der in Xanth bekannten, auch wenn es eben nicht bekannt war.«
»Und doch hat es ihn nicht vor magischem Schaden bewahrt…«
»Darauf will ich ja gerade hinaus. Könnte es nicht sein, daß Bink eben gar keinen Schaden erlitten hat?«
Imbri blickte zu dem Raum hinüber, in dem die Könige aufgebahrt waren. »Das verstehe ich nicht. Er ist doch immerhin verzaubert worden!«
»Ihr geht davon aus, daß diese Verzauberung etwas Schädliches war. Was, wenn dies nicht der Fall sein sollte? In diesem Fall wäre Bink auch nicht dagegen gefeit gewesen.«
»Aber…«
»Ich will die Angelegenheit einmal aus einer anderen Perspektive betrachten«, meinte Arnolde. »Mir fällt auf, daß die Symptome dieser verzauberten Könige jener Trance gleichen, die durch den Hypnokürbis ausgelöst wird.«
»Ja, das stimmt!« sendete Imbri überrascht. »Aber es ist kein Kürbis im Spiel gewesen.«
»Nehmen
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