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Nacht-Mähre

Titel: Nacht-Mähre Kostenlos Bücher Online Lesen
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wir nun einmal an, daß der Reitersmann das Talent besitzt, magisch eine Sichtverbindung zwischen zwei beliebigen Orten herzustellen«, fuhr der Zentaur fort. »Etwa zwischen dem Auge eines Königs und dem Guckloch eines Kürbisses. Würde sich der beobachtete Effekt daraus erklären lassen?«
    »Ja, ich denke schon!«
    »Dann glaube ich auch zu wissen, wo wir nach den verschollenen Königen zu suchen haben«, folgerte Arnolde. »Würdet Ihr bereit sein, das zu tun?«
    »Aber natürlich!« sendete Imbri niedergeschlagen, weil sie diese offensichtliche Verbindung noch nicht vorher entdeckt hatte.
    »Dann ruht Euch aus. Wenn Ihr bereit seid, könnt Ihr in den Kürbis zurückkehren und Nachforschungen anstellen. Ihr seid die einzige, die dies zu tun vermag.«
    »Ich muß es sofort tun!« projizierte Imbri. »Wenn die Könige dort sein sollten…«
    »Dann wüßten wir immer noch nicht, wie wir sie wieder von dort herausholen können«, unterbrach der Zentaurenkönig die Mähre. »Wir müssen uns davor hüten, an diese Vermutung überzogene Hoffnungen zu knüpfen, denn vielleicht irre ich mich ja auch. Deshalb wollte ich auch den trauernden Hinterbliebenen vorläufig nichts davon mitteilen.«
    Das verstand Imbri. »Ich werde nichts sagen, bis wir etwas Genaueres wissen. Aber ich muß der Sache dennoch sofort nachgehen. Ich kann mich ja ausruhen, nachdem ich etwas herausbekommen und Euch Bericht gegeben habe.«
    »Das ist sehr nett von Euch«, sagte Arnolde.
    Imbri verließ den Raum durch die Tür und wäre fast mit Ichabod zusammengeprallt, der gerade im Begriff war, einzutreten. Offenbar war er zu einer weiteren Besprechung mit dem König bestellt worden. Sie schickte ihm ein freundliches Träumchen, und er tätschelte im Vorübergehen ihre Flanke.
     
    In der Nachtwelt angekommen, trabte Imbri sofort zu den Stallungen des Nachthengstes.
    Der erwartete sie bereits. »Wird auch langsam Zeit, daß du dich mal wieder meldest, du dämliche Mähre!« schnaubte er in einem zornigen Traum, und sein Atem ließ das satte grüne Gras welken. »Schließlich solltest du ja eigentlich als Verbindungsmähre Dienst tun.«
    »König Arnolde hat mich geschickt«, erwiderte sie eingeschüchtert. »In letzter Zeit ist ziemlich viel geschehen, und er…«
    »Raus damit, Mähre! Stell schon deine Frage!«
    »Sind die verschollenen Könige Xanths…?«
    »Hier entlang.« Der Hengst trat durch eine Wand, und sie folgte ihm.
    Sie kamen in einen palastähnlichen, nach Menschenart eingerichteten Raum. Da waren die Könige alle: König Trent spielte gerade mit dem Guten Magier Humfrey und dem Zombiemeister Poker. König Dor unterhielt sich mit dem Mobiliar, und König Bink, der Neuankömmling, schlief auf einem Sofa.
    »Es geht ihnen gut!« projizierte Imbri beglückt. »Hier, mitten im Kürbis! Warum habt Ihr uns nicht eine andere Mähre vorbeigeschickt, um es uns mitzuteilen?«
    »Das ist nicht gestattet«, erwiderte der Hengst. »Die Zukunft vorherzusagen heißt, sie zu negieren, und das gleiche gilt für das Mitteilen von Dingen, die nicht durch gewöhnliche Kanäle erfahren werden können. Du warst der vorhergesehene Kanal dafür, also mußte die Information auch durch dich kommen. Es gab keine andere Möglichkeit, die Sache ohne übernatürlichen Eingriff anzugehen, also mußte ich abseits bleiben und sie sich von allein entwickeln lassen. Alles, was ich ohne Schaden tun konnte, war, Xanth vor dem Reitersmann zu warnen.«
    Imbri schnaubte. »Das hat aber nicht gerade viel Unterschied gemacht!«
    »Eben. Die Zukunft wurde nicht verletzt, weil Menschen nur selten die Wahrheit über sie glauben möchten. Sie wird auch nicht verletzt werden, auch wenn es noch zu kritischen Enthüllungen kommen muß. Nun, da ein König von Xanth das Rätsel der Könige gelöst hat, ist diese Information nicht mehr geheimhaltungsbedürftig. Vielleicht wird er auch den Rest noch rechtzeitig herausfinden, um Xanth zu retten. Ich überlasse die Sache dir.« Er hielt inne und starrte Imbri bedeutungsvoll an. »Trotzdem: Vorsicht vor dem Reitersmann!«
    »Aber ich passe doch schon auf!« protestierte Imbri. Doch der Nachthengst schritt schweigend durch die Wand und war verschwunden. Zurück blieb nur ein ungemütliches Gefühl, daß sie irgend etwas Wichtiges übersehen hatte, wie schon zuvor. Doch was konnte sie schon tun, außer sich vor dem Reitersmann zu hüten und ihm nicht zu trauen?
    Die drei Könige beendeten schnell ihr Pokerspiel – wobei der

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