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Nacht-Mähre

Titel: Nacht-Mähre Kostenlos Bücher Online Lesen
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abgegeben. Chet hatte einmal die Zentaureninsel besucht, und wenn man ihn dort auch höflich behandelt hatte, hatte er doch die unausgesprochene Aufforderung mitbekommen, sich dort nicht wieder blicken zu lassen. Deshalb hatte man Imbri geschickt. Sie war keine Zentaurin, konnte mit ihnen Schritt halten, kannte den Weg und würde von ihnen nicht wegen ihrer Magie schief angesehen werden. Tatsächlich begegneten die Zentauren ihrer Rasse mit einer Art stummer Ehrfurcht, weil sie einer Mähre ihre Entstehung verdankten. Sie verehrten richtige Pferde, auch wenn sie sich über ihre Eigenschaften keine Illusionen machten.
    Sie empfing sie am Strand. Die Zentauren benutzten seetaugliche, stabile Flöße mit magischem Antrieb. Sie waren alles andere als zimperlich, wenn es um den Nutzen einer in ihre Schranken verwiesenen Magie ging. Es waren genau fünfzig Zentauren, alles prächtige, kraftstrotzende Krieger mit blitzenden Waffen und Rüstungen.
    Imbri fragte sich dennoch, ob fünfzig von ihnen genügten, um dreihundert Mundanier zu schlagen.
    »Wir sind Zentauren«, sagte ihr Anführer stolz, als wenn dies jede weitere Frage überflüssig machte. Er ließ sich nicht einmal dazu herab, sich vorzustellen. Die Arroganz dieser Krieger war ihnen selbst völlig unbewußt, und so ließ Imbri sich davon nicht beunruhigen. Gegen Nachtanbruch führte sie das Kontingent zum Schloß.
    »Dank der freundlichen und kompetenten Unterstützung von Ichabod und Königin Iris«, berichtete Arnolde, »haben wir die zweite mundanische Armee nun endlich geortet. Ichabod hat ihr voraussichtliches Vorgehen analysiert, und Königin Iris hat den Feind mit Hilfe ihrer projizierten Illusion gesehen.« Offenbar gab sich die Königin Iris alle Mühe, den Zentaurenkönig bei seiner Arbeit zu unterstützen, weil sie ihm in mehr als nur einem Punkt dankbar war. »Der Reitersmann befindet sich bei seinen Truppen, und zwar südlich vom Ogersumpf. Wir wissen noch nicht, wie es ihm gelungen ist, so schnell dort hinzukommen, immerhin war es eine Reise von zwei Tagen, was auch einen gesunden, kräftigen Mann, der das Gelände gut kennt, sehr fordert. Er mußte jedoch außerdem durch das wildeste Gebiet Xanths. Ich habe es auf Chems Karte überprüft. Dort gibt es Fliegenplagen, Drachen, Kobolde, Greife und Oger sowie einige so gut wie unüberwindbare natürliche Hindernisse. Ich muß zugeben, daß es mir völlig rätselhaft ist, wie er es geschafft hat.«
    Imbri wußte auch nicht weiter. Sie kannte die erwähnten Gebiete und wußte auch, wie gefährlich sie waren. Der Herr der Fliegen nahm sein Amt sehr ernst und ließ alle Eindringlinge zu Tode stechen, und die anderen Bewohner dieser Region waren nicht weniger kriegerisch. »Er muß sein Talent dazu benutzt haben, alle feindseligen Wesen auszuschalten. Vielleicht hat er sogar einen Greif so lange eingeschüchtert, bis der ihn transportierte. Er ist immerhin ein sehr fähiger Reiter und kann mit seinen Zügeln und Sporen so gut wie jedes Wesen zähmen.« Ja, das wußte sie aus eigener Erfahrung nur zu gut!
    »Das wird es sein. Wenigstens stellt er im Augenblick keine Bedrohung für uns hier im Schloß dar.« Arnolde erwähnte nicht die Schlußfolgerung, die sich daraus ergab, daß der Reitersmann den Zentaurenkönig nämlich wahrscheinlich für unfähig hielt, so daß er der Mühe nicht wert war, ihn in den Kürbis zu verbannen. Imbri glaubte jedoch, daß der Reitersmann in diesem Punkt einen großen Fehler begangen hatte.
    Das Zentaurenkontingent weigerte sich, Schloß Roogna zu betreten. Die Krieger lagerten in den Gärten, pflückten Obst von den Bäumen und schlugen kleine Zelte auf, die nicht für sie selbst, sondern für ihre Ausrüstung waren. »Sagt uns, wo die Mundanier sind«, verlangten ihre Anführer kühl. »Dann marschieren wir am Morgen hin und erledigen sie.«
    Imbri zeigte ihm die Stelle auf einer Traumkarte, da es wohl besser war, wenn Chem sich nicht mit ihrer zwar detaillierten, aber doch magischen Landkarte bei ihnen zeigte.
    »Im Ogergebiet sind die?« fragte der Anführer überrascht. »Die Sumpfoger sind doch wild und feindselig. Wie können die Mundanier es dann dort aushalten?«
    »Das sind eben zähe Mundanier«, erklärte Imbri. »Sie haben sogar den Spaltendrachen in der Spaltenschlucht in die Flucht geschlagen.«
    »Den wen in der was?«
    Das war wieder der Vergessenszauber! »Ein wildes Ungeheuer in einer Erdspalte.«
    Der Zentaur wirkte unbeeindruckt. »Das kann jeder von uns

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