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Nacht-Mähre

Titel: Nacht-Mähre Kostenlos Bücher Online Lesen
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von ihnen kennt, ein Koboldmädchen namens Goldy, das einen magischen Stab besitzt – trotzdem möchte ich lieber zur Vorsicht raten, sollten wir mit ihnen zu tun bekommen.«
    Imbri suchte die Zentauren auf, die sich bereits mit ihrer üblichen Effizienz auf den Marsch vorbereiteten. Als es zu dämmern begonnen hatte, hatten sie ihre Stallzelte wieder abgebrochen und verstaut.
    Imbri führte sie nach Norden, den Pfad entlang, der zu der unsichtbaren Spaltenbrücke führte. Sie kamen gut voran und erreichten bald das Fliegenland. Die Zentauren hatten geeignete Insektenmittel dabei und wußten sie auch anzuwenden, und es gelang ihnen mühelos, das Fliegenpapier zu durchtrennen, welches die Grenzlinie darstellte. Die Fliegen summten zwar böse, konnten sich aber nicht näher heranwagen, weil das Abwehrmittel sie ständig aus der Flugbahn warf, so wütend sie auch angreifen mochten.
    Die Zentauren waren das Reisen gewohnt, und kurz darauf kamen sie an die Grenze zum Drachenland. »Bedroht die Drachen nicht«, sendete Imbri ihnen ihre Nachricht in einem allgemeinen Traum zu. »Ich werde ihnen alles erklären.« Und als der erste Drache auftauchte, zeigte sie ihm in einem erklärenden Traum, wie das brutale Menschenvolk der Punier gegen Halbmenschen vorging und erwähnte auch, daß es sich bald bestimmt auch über das Reptilienvolk hermachen würde, wenn man ihm auch nur den dürftigsten Vorwand dafür lieferte. Der Drache zog sich zurück. Drachen waren sehr vorsichtig, wenn sie es mit bewaffneten menschenähnlichen Wesen zu tun hatten, vor allem in solcher Stärke. Sie hatten erleben müssen, wie sie gegen mit Magie ausgestattete Menschen verloren hatten, und sie wußten auch sehr gut, was für ausgezeichnete Krieger die Zentauren waren. Da war es doch besser, sich patriotisch zu verhalten und die Streitmacht ungehindert durch das Land ziehen zu lassen.
    Dennoch kam es unterwegs zu Unterbrechungen, denn Zentauren mußten essen und konnten nicht grasen. Imbri merkte immer mehr, welche Nachteile das Abweichen von der reinen Pferdegestalt doch hatte. Die Zentauren mußten riesige Mengen Nahrung für ihre Pferdekörper in viel zu kleine Menschenmünder schaufeln. Zum Glück hatten sie Lebensmittelkonzentrate mitgebracht, doch die ganze Angelegenheit war und blieb höchst unwirtschaftlich und zeitraubend.
    Der Weg verlief nicht in einer geraden Bahn, denn zwischen dem Drachen- und dem Koboldland lag ein zerklüfteter Gebirgszug, der nach Westen in die Region der Erdbeben hineinreichte; sie mußten sich eng an das Gebirge halten, um nicht durchbebt zu werden.
    Dort war es dann auch, wo sie am späten Nachmittag in den Hinterhalt der Mundanier gerieten. Imbri verwünschte sich dafür, dies nicht vorausgesehen zu haben – aber sie konnte nun einmal keine Gedanken lesen und folglich auch nicht die heimtückischen Pläne des Gegners belauschen.
    Die Zentauren wehrten sich tapfer, doch sie saßen in der Falle: Die Mundanier rollten schwere Felsbrocken von den Abhängen auf sie herab, so daß die Zentauren sich in die Region der Erdbeben zurückziehen mußten. Das erwies sich als Katastrophe, denn der Boden öffnete mit gewaltiger Gier seinen Schlund und verschlang zahlreiche von ihnen mit Haut und Panzer. Es wurde zu einem schrecklichen Blutbad. Schon wenige Augenblicke später waren nur noch zehn Zentauren übrig, die hastig aus der Falle herausgaloppierten. Die meisten Zentauren waren bereits ausgelöscht worden, bevor sie überhaupt eine Verteidigungslinie hatten aufbauen können.
    Doch sobald die Zentauren der Falle entkommen waren, sammelten sie sich, hielten Rat ab und bewegten sich in langsamem Tempo wieder auf die Mundanier zu.
    »Was habt ihr vor?« fragte Imbri in einem kleinen Traum.
    »Jetzt haben wir die Falle ausgelöst, nun kaufen wir uns den Feind«, erwiderte einer der Zentauren.
    »Aber es sind doch mehrere hundert Mundanier, noch dazu in guter Geländedeckung! Ihr werdet genauso abgeschlachtet werden wie eure Gefährten!«
    Doch die sturen Wesen ignorierten sie. Mit einsatzbereiten Waffen zogen sie in den Kampf.
    »Das ist der reinste Wahnsinn!« projizierte Imbri zusammen mit einem Traum, der eine Armee von Zentauren zeigte, die von einer gewaltigen Flutwelle davongespült wurde. »Wartet doch wenigstens bis zum Einbruch der Dunkelheit, dann könnt ihr selbst einen Hinterhalt legen. In der Nacht kann ich auch die Stellungen des Gegners auskundschaften und…«
    Sie marschierten weiter und ließen sich nicht

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