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Nacht-Mähre

Titel: Nacht-Mähre Kostenlos Bücher Online Lesen
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entging Imbri so manches, was die Frau ihr nicht verriet.
    In der Nähe der Brücke verließen sie die Kürbiswelt und galoppierten zur Spalte. Doch da gab es ein Problem: Die Mundanier hatten Wachen aufgestellt. Imbri zog sich in den dunklen Wald zurück, bevor der Feind sie entdecken konnte, und blieb stehen. »Was nun? Ich könnte mich zwar unsichtbar anschleichen, aber um die Brücke zu zerstören, müßte ich sichtbar werden.«
    Chamäleon überlegte, während ihre Finger gedankenverloren mit Imbris Mähne spielten. »Wir müssen sie loswerden. Ich werde ein Katapult bauen, und du wirst es spannen. Paß auf, daß ich nicht die falsche Schlingpflanze erwische.«
    Hastig suchten sie im Urwald herum, bis sie mehrere Gummilianen gefunden hatten, die sie einsammelten, um daraus eine große Schleuder zu bauen. Chamäleon legte einen großen Stein in das Netz, und Imbri zog die an stämmigen Eisenholzbäumen befestigte Schlinge zurück, indem sie ihr ganzes Körpergewicht dagegen stemmte. Zu diesem Zweck hatte Chamäleon aus Lianen ein provisorisches Geschirr zusammengeflochten.
    Chamäleons Anweisungen folgend, korrigierte Imbri ihre Stellung so lange, bis die Schleuder richtig auf ihr Ziel ausgerichtet war. Dann gab Chamäleon ihr einen Befehl, und Imbri entmaterialisierte sich, wodurch die Schlinge vorschnellte und den Stein durch die Luft sausen ließ.
    Sie erzielten einen präzisen Treffer auf ihrer Seite der Brücke: Die beiden Mundanier stürzten in die Spalte hinab. Chamäleon wußte in dieser Phase offenbar recht genau, was sie tat! Sie eilten zur Brücke und stellten fest, daß der Stein diese bereits aus ihrer Verankerung gerissen hatte. Sie hatten ihren Auftrag schon erledigt!
    Auf der anderen Seite standen zwei weitere Mundanier. Sie legten Pfeile auf ihre Bögen – doch da sprang Chamäleon auch schon wieder auf Imbris Rücken, Imbri entmaterialisierte, und die Geschosse zischten harmlos durch sie hindurch. Trotzdem zogen sie sich vorsichtshalber von der Spalte zurück.
    Im Westen ertönte ein Geräusch. »Da kommt ein Zentaur!« sendete Imbri.
    Tatsächlich erschien kurz darauf ein Schimmel. Imbri schickte ihm einen kleinen Begrüßungstraum entgegen.
    »Ist die Brücke noch da?« fragte er besorgt. »Ich habe ein Geräusch gehört und bin herbeigelaufen. Im Süden sind zwar die besten Weidestellen, aber ich habe ein gutes Versteck auf der anderen Seite, und es ist schon spät.«
    »Nein, es gibt keine Brücke mehr«, sendete Imbri. »Wir haben sie gerade eben zerstört. Du hättest sie sowieso nicht benutzen können, denn sie wurde von Mundaniern bewacht.«
    »Von Mundaniern!« rief seine Traumgestalt. »Aber ich dachte, die wären oben im Norden!«
    »Das war gestern. Jetzt sind sie hier. Morgen werden sie die Spalte durchqueren, und übermorgen werden sie bis zu Schloß Roogna vorstoßen.«
    »Dann muß ich fliehen!«
    »Wenn ich seine Reaktionen richtig verstanden habe«, warf Chamäleon ein, »dann hast du ihm gerade mitgeteilt, daß die punische Armee in der Nähe ist, worauf er meinte, daß er von hier fliehen wollte.«
    »Ja, das stimmt«, sendete Imbri. »Er wird immer nervös, wenn Mundanier in der Nähe sind, er fürchtet sie eben. Ich kann den Traum gern ausweiten, damit du direkt mit ihm sprechen kannst…«
    »Nein, mach dir keine Mühe. Als ich schön und dumm war, habe ich mich in Gegenwart eines gewöhnlichen Pferdeintellekts noch wohl gefühlt, aber das hat merklich nachgelassen. Aber ich brauche ein Transportmittel. Sag ihm, daß ich der nächste König von Xanth sein werde, der neunte, und frag ihn, ob er mich zum Schloß Roogna bringen würde. Das liegt ja auch auf seinem Fluchtweg nach Süden.«
    Imbri tat, wie ihr geheißen. »Das soll Chamäleon sein?« fragte das Tagpferd erstaunt. Da der Mond nicht mehr in seiner gesündesten Phase war, war es recht finster, doch mit seinen ausgezeichneten Pferdeaugen konnte der Schimmel die Frau recht gut erkennen. »Ich weiß ja, daß sie sich verwandelt, aber dieses Wesen ist selbst für einen Menschen noch sehr häßlich!«
    »Aber innerlich ist sie noch die gleiche geblieben«, sendete Imbri an beide.
    »Vor allen Dingen!« schnauzte Chamäleon sie an.
    Der Hengst zuckte mit den Schultern. »Sie ist zwar häßlich, aber ich habe sie mal gemocht. Wenn auf dem Schloß keine Mundanier sind, kann ich sie mitnehmen.«
    »Da sind keine«, versicherte Imbri ihm. »Selbst Ichabod hat sich in ein Menschendorf zurückgezogen, nachdem Arnolde, der

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