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Nacht-Mähre

Titel: Nacht-Mähre Kostenlos Bücher Online Lesen
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hüten. Dem kannst du nicht entgehen. Sobald der Pferdmensch nahe genug herangekommen ist, wird es zuschlagen, um dich zu töten. Ohne das Schwert könntest du ihm wahrscheinlich selbst bei Tageslicht den Garaus machen, nicht wahr?«
    »Ja.« Imbri wußte, daß der Pferdmensch sie selbst dann nicht bezwingen konnte, wenn es ihm gelingen sollte, aufzusitzen und ihr die Sporen zu geben. Sie würde den Schmerz einfach ignorieren und in die Dunkelheit hinauspreschen, wo sie dann in ihren beiden Phasen die Übermacht hätte. Nein, der Pferdmensch würde es diesmal nicht wagen, auf ihr zu reiten!
    »Ich hab’s!« rief Jordan und schnippte lautlos mit seinen Gespensterfingern. »Der Schmelzzauber!«
    »Kann der Metalle zum Schmelzen bringen?«
    »Zweifellos, dafür ist er ja da. Der mundanische Gelehrte Ichabod hat im Auftrag von König Arnolde die Zauber der Waffenkammer katalogisiert, und diesen alten Zauber hat er noch entdeckt, bevor die Menschen aus dieser Gegend evakuiert wurden. Schade, daß er seinen Auftrag hier nicht hat zu Ende führen können. Es gibt hier eine Menge Kram, der bestimmt ganz brauchbar wäre und den selbst wir Gespenster nicht richtig verstehen.«
    Sie trabten hinunter zur Waffenkammer. Der Zauber befand sich, wie so viele andere, in einer kleinen Kugel. Imbri fragte sich, welcher Magier diese Zauber wohl versiegelt und verpackt haben mochte, denn sie schienen ewig wirksam zu sein. Sie nahm die Kugel vorsichtig mit ihren Lippen auf und ließ sie in ihr Maul gleiten, da das Gespenst nichts Feststoffliches tragen konnte. Dann entmaterialisierte sie wieder und kehrte zusammen mit Jordan zurück.
    Imbri konnte das Donnern der gegen die Außenmauer anrennenden Mundanier vernehmen. Wie es sich anhörte, schienen sie Fortschritte zu machen. Ihre Furt und das Feuer hatten den Graben und die Pflanzen der näheren Umgebung unschädlich gemacht, so daß sie nun nach Herzenslust mit ihrem Rammbock gegen das Mauergestein anrennen konnten. Sie mußte den Pferdmenschen erledigen, bevor die Mundanier ins Schloß eingedrungen waren, denn sonst würden diese die verzauberten Könige endgültig töten, egal, wie ihre Auseinandersetzung mit dem Reitersmann verlaufen sollte. Imbri beeilte sich, zurückzukommen.
    Da kam ihr der Gedanke, daß sie den Pferdmenschen, wenn sie ihn schon erledigen mußte, besser sofort und schnell ausschaltete, damit er gar keine Gelegenheit mehr dazu hatte, die richtigen Könige mit sich in den Tod zu reißen.
    Sie betrat den erhellten Raum, in dem der Pferdmensch sie mit gezücktem Schwert bereits erwartete. Jetzt sah er noch arroganter aus; er hatte die Zähne halb gebleckt und die Oberlippe verächtlich hochgezogen. Sein Messingreif glitzerte böse im grellen Licht des Sonnenwerfers.
    Sie war auf das Licht gefaßt gewesen, und der Sonnenwerfer hatte bereits etwas an Strahlkraft eingebüßt, so daß ihre Augen sich diesmal schnell an die Helligkeit gewöhnten. Allerdings nahm sie sofort feste Gestalt an, wie das bei jedem Licht war, das stärker strahlte als das des Mondes.
    »Ah, dachte ich es mir doch, daß ich dich wiedersehen werde, König Mähre«, meinte der Pferdmensch mit einer höhnischen Grimasse. »Du mußt dich mir stellen – oder dein Ziel verraten.« Er trat vor, und das Schwert bewegte sich mit einer Geschicklichkeit, die der Waffe innewohnte, nicht aber ihrem Träger.
    Imbri spuckte den Zauber aus. Er schoß durch die Luft auf den Pferdmenschen zu. Das Schwert fing ihn hastig auf, zerschlug ihn in zwei Teile – und besiegelte damit sein eigenes Schicksal. Es war eben nicht intelligent und wußte einfach nicht, wann es aufhören mußte. Wäre der Zauber nicht von ihm abgefangen worden, oder hätte der Pferdmensch ihn einfach mit der Linken aufgefangen und auf diese Weise verhindert, daß er zerbrach, so wäre nichts geschehen. So aber schoß der Zauberdampf hervor und umwölkte die Klinge des Schwerts.
    Die Klinge schmolz. Zuerst sackte sie ab wie weiches Gummi, dann begann sie zu Boden zu tropfen. Sie war wertlos geworden.
    Nun sprang Imbri mit einem Kampfwiehern den Pferdmenschen an, die Vorderhufe erhoben.
    Der Mann huschte zur Seite und schleuderte die nutzlos gewordene Waffe davon. Er versuchte auf ihren Rücken zu springen, doch Imbri wirbelte herum und bleckte ihn an. Die meisten Menschen konnten sich nicht vorstellen, daß Pferde auch mit den Zähnen kämpften, doch das war ein Irrtum. Leider erwischte sie jedoch nur seinen Ärmel, denn er bewegte sich zu

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