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Nacht-Mähre

Titel: Nacht-Mähre Kostenlos Bücher Online Lesen
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da seine Magie möglichst schnell ausschalten?« fragte Imbri verzweifelt. »Soll ich den Ring einfach zerbrechen? Das geht mit ein, zwei Huftritten ganz leicht, glaube ich. Und wenn nicht, kann der Oger ihn mit seinem Gebiß in Stücke reißen.«
    »Nein, tut das auf keinen Fall!« sagte Blyght beunruhigt. »Das könnte den Königen schlimmen Schaden zufügen, so daß sie vielleicht in die falschen Körper zurückkehren oder auf alle Zeiten in der Nachtwelt gefangen bleiben.« Sie hielt inne und lächelte kurz. »Ist es nicht seltsam, davon zu sprechen, daß sie in unserer Welt Gefangene wären? Aber natürlich haben sie ja auch ihre Körper nicht dabei…« Sie zuckte mit ihren Metallschultern. »Ihr müßt den Kraftstrom unterbrechen, ohne das Messing zu zerstören. So funktionieren diese Dinger nun mal. Das wird dafür sorgen, daß die Blicke der Könige auf unschädliche Weise unterbrochen werden.«
    Sie sollte es eigentlich wissen, dachte Imbri, schließlich kam sie ja aus der magischen Messingregion. Imbri zermarterte sich das Gehirn. Wie konnte sie nur ihr Ziel erreichen?
    Da hatte sie eine Idee. »Das Nichts!« sendete sie. »Das neutralisiert doch alles!«
    »Ja, da schicken wir auch immer unseren gefährlichen Müll hin«, meinte Blyght. »Sachen wie gebrauchte Messingspucknäpfe und so. Das müßte eigentlich funktionieren. Aus dem Nichts kehrt niemals etwas zurück.«
    Imbri nahm den Messingreif wieder auf und machte sich gen Norden auf den Weg ins Nichts. Unterwegs fiel ihr noch ein, das nächste Kürbisfeld anzusteuern. Offenbar konnte die Kürbiswelt dem Kurzschlußring nichts anhaben, denn der Pferdmensch war ja bereits mit ihr dort gewesen. Doch das Nichts war etwas ganz anderes. Sogar die Lebewesen der Kürbiswelt mußten sich vor ihm hüten.
    Wie wild schoß sie durch die Welt der Nacht, achtete nicht auf ihre wohlvertrauten Szenerien und jagte schon bald wieder aus dem Kürbis ins Nichts hinaus. Sie unterdrückte ihre wachsende Nervosität. Schließlich hing das Schicksal Xanths von ihr ab.
    Nun rannte sie schnurstracks in die gefürchtetste Region Xanths hinein – in die Mitte des Nichts. Das Land um sie herum war wie das Innere eines Trichters gekrümmt und führte hinab in die schreckliche Mitte. Denn das Nichts war ein schwarzes Loch, aus dem nichts und niemand entkommen konnte, nicht einmal das Licht. Nur Imbris Rasse konnte ungehindert seinen äußeren Rand durchstoßen – und für den inneren Bereich mußte sie entmaterialisieren, damit ihr physischer Körper nicht aufgesogen wurde, um niemals wiederzukehren. Ihr graute vor dieser Untiefe, denn so weit war sie noch nie vorgestoßen – aber sie mußte nun einmal sichergehen, daß der Messingreif an der richtigen Stelle plaziert wurde, damit seine Magie wirklich optimal gegen alles abgeschirmt wurde. Wenn er ihr aus dem Maul fallen oder den Abhang hinab in das Loch rollen sollte, würde die Könige eine ungewisse Zukunft erwarten, bis der Reif seine Reise beendet hatte.
    Sie war sich nicht einmal völlig sicher, daß eine solche Plazierung mitten im Loch den Zauber durchbrechen würde, aber es erschien ihr doch als wahrscheinlich, und außerdem hatte sie ohnehin keine andere Wahl mehr, als es damit zu versuchen. Es war ihre letzte Hoffnung. Wenn dies die Kette nicht sprengte, dann war Xanth die Anarchie bestimmt, denn dann gab es keine weitere Möglichkeit mehr, die Könige zu befreien, und die Mundanier würden in Xanth wüten und plündern, wie es ihnen gefiel. Der Pferdmensch war zwar tot, aber das Unheil, welches er angerichtet hatte, würde ihn dann überleben – zum Leidwesen Xanths.
    Sie erreichte den Boden des Trichters. Sie sah die tiefste Schwärze des schwarzen Lochs. Sie war entmaterialisiert, und doch schien es sie anzusaugen. Es besaß eine düstere, schreckliche Macht, und sie fürchtete sich entsetzlich vor ihm.
    Sie öffnete die Lippen und ließ den Messingreif herabfallen. Er stürzte immer schneller in die Tiefe, als würde er an Gewicht gewinnen. Im nächsten Augenblick war er auch schon im Nichts verschwunden. Es gab nicht einmal einen Platscher, nur ein stilles, lautloses Verschlucken. Es war vollbracht.
    Imbri versuchte kehrtzumachen und den Trichter wieder zu verlassen. Ihre Hufe bewegten sich zwar, doch ihr Körper kam nicht von der Stelle. Sie hatte sich zu weit an den grausigen Schlund des Nichts herangewagt! Nicht einmal im entmaterialisierten Zustand konnte sie ihm noch entkommen.
    Verzweifelt kletterte sie

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