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Nacht-Mähre

Titel: Nacht-Mähre Kostenlos Bücher Online Lesen
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offenkundiger Hinweis auf seine Identität gewesen war? Bestimmt war er sehr wertvoll für ihn gewesen. Ob das Ding ein magisches Amulett war? Etwas, das es ihm ermöglichte, sich aus einem Menschen in ein Pferd zu verwandeln? Nein, das war eine natürliche Fähigkeit gewesen, genau wie die Fähigkeit der Sirene, aus ihren Menschenbeinen einen Fischschwanz werden zu lassen, welche ein Teil ihres Menschenerbes war. Für ihre Verlockungsmagie hatte die Sirene dagegen das Scheitholz gebraucht.
    Konnte dieser Reif vielleicht eine ähnliche Funktion gehabt haben wie das Scheitholz? Hatte er seine Fähigkeit zu verstärken oder konzentrieren geholfen? Wenn das Beispiel der Sirene Allgemeingültigkeit besaß, war es doch denkbar, daß diese Mischformen noch etwas Zusätzliches, etwa einen Gegenstand benötigten, damit ihre Magie voll zum Zuge kommen konnte. Ein Teil ihrer Magie bestand in ihrer zweifachen Natur, in ihrem Doppelwesen, deshalb war der Rest wahrscheinlich auch schwächer, als er hätte sein sollen. Ein Musikinstrument hier – ein Messingreif dort. Ja, es war möglich, daß die Magie des Pferdmenschen zum Teil auch in dem Amulett ruhte.
    Es war ihre letzte Chance. Sie war von Hoffnung erfüllt: Das konnte das Dilemma der Könige lösen helfen! Sie nahm den Messingreif zwischen die Zähne und zerrte daran. Er wollte nicht über seine Hand rutschen, also zerstampfte sie die Hand mit ihrem Huf gänzlich, bis der Reif darüber paßte. Dann nahm sie ihn mit den Zähnen auf und trabte damit aus dem Saal hinaus, in die Dunkelheit hinein.
    »Wir werden die Könige beschützen!« rief Jordan ihr nach. »Solange wir die Mundanier noch erschrecken können…«
    Sie dankte ihm wiehernd und entmaterialisierte, um das Schloß zu verlassen. Im Vorbeitraben sah sie, daß die Gespenster ganze Arbeit leisteten. Da der Pferdmensch und einer der ihren im Schloß bereits den Tod gefunden hatten, scheuten die Mundanier davor zurück, ins Gebäude einzudringen, und es würde noch eine ganze Weile dauern, bis sie merkten, daß die Gespenster ihnen doch nichts anhaben konnten. Imbri hoffte, daß die Mundanier lange genug abgeschreckt würden. Der Pferdmensch hatte das Spiel zwar verloren, doch Xanth würde erst dann endgültig gewonnen haben, wenn die Könige gerettet waren.
    Sie schoß in die Nacht hinaus, den Messingreif fest zwischen die Zähne geklemmt. Sie kannte jemanden, der alles über Messing wußte.
    »Blyght!« sendete sie so kraftvoll, wie sie konnte. »Blyght Messingmädchen!«
    Als sie sich der Stelle näherte, an der sie die Gorgone zurückgelassen hatten, empfing sie Blyghts Traumantwort: »Hier, König Imbri!«
    Da trafen sie auch schon aufeinander. »Blyght, ich habe hier einen Messingreif, den ich dem Pferdmenschen abgenommen habe. Ich vermute, daß er mit seiner magischen Fähigkeit des Verzauberns zu tun hat, aber ich weiß nicht, wie er funktioniert. Kannst du mir vielleicht etwas darüber sagen?«
    Blyght nahm den Reif entgegen und untersuchte ihn sorgfältig. »Ja, ich glaube, ich bin solchen Dingern schon mal begegnet. Schaut nur, wie kurz er ist! Im Verhältnis zu seiner Masse besitzt er nur sehr wenig Tiefe. So etwas nennen wir einen Kurzschlußring.«
    »Einen Kurzschlußring? Was bewirkt der denn?«
    »Der stellt falsche Verbindungen her, um Kraft und Strom vom rechten Pfad abzubringen – oder so ähnlich, mit allen Einzelheiten bin ich auch nicht vertraut.«
    »Könnte er auch Licht ablenken?« fragte Imbri mit bebender Hoffnung.
    »Ja, ich denke schon. Er könnte einen Lichtstrahl beugen und auf die schiefe Bahn zwingen.«
    »Vom Auge eines Menschen zum Guckloch eines Hypnokürbisses?«
    Blyghts Miene erhellte sich. »Die verschollenen Könige!«
    Imbri spähte durch das Rund. Alles, was sie dahinter sah, war Blyght, aber natürlich würde es auch der Magie bedürfen, um den gewünschten Effekt zu erzielen – und das war das Talent des Pferdmenschen gewesen. Er hatte den Kurzschlußring dazu verwendet, um den Blick eines jeden der Könige mit einem Kürbisguckloch zu verbinden, was die Könige dann in die Kürbiswelt verbannt hatte. Der Reif hatte wahrscheinlich den Kürbis mit dem Auge des jeweiligen Opfers kurzgeschlossen. »Aber wie können wir die Verbindung dann unterbrechen?« fragte Imbri.
    »Ihr müßt den Ring abschirmen«, meinte Blyght. »Das geht allerdings nicht mit gewöhnlicher Materie, sondern nur mit Magie.«
    »Aber ich habe keine solche Magie – und nur sehr wenig Zeit. Wie kann ich

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