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Nacht-Mähre

Titel: Nacht-Mähre Kostenlos Bücher Online Lesen
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möglicherweise das Wohlergehen von Xanth. Der König muß gewarnt werden.«
    »Oh. Wenn mein Mann Bink zurückkommt, sag ich’s ihm.«
    »Wann kommt Bink denn zurück?« fragte Imbri ungeduldig.
    »Nächste Woche. Er ist oben im Norden, in Mundania, wo er irgendein Handelsabkommen mit Onesti abschließt oder so.«
    »Eine Woche ist zu lang«, entschied Imbri. »Wir müssen den König bereits morgen warnen.«
    »Aber nein, ich kann doch nicht den König belästigen! Er ist immerhin schon siebzig Jahre alt!«
    »Aber es geht doch um das Wohlergehen Xanths!« protestierte Imbri, erneut frustriert.
    »Ja, Xanth ist sehr wichtig, das stimmt.«
    »Dann warnst du den König also doch?«
    »Den König warnen?«
    »Vor dem Reitersmann«, erwiderte die Zentaurenstute und strengte sich an, ihren Schweif und ihr Gesicht völlig unter Kontrolle zu behalten.
    »Aber der König ist doch schon siebzig Jahre alt!«
    Zornig stampfte Imbri sowohl in ihrer Traumgestalt als auch in ihrer wirklichen Form mit dem Vorderhuf auf. »Das ist mir egal, und wenn er hundertsiebzig Jahre alt wäre! So alt bin ich nämlich! Er muß trotzdem gewarnt werden.«
    Chamäleon starrte die Traumstute an. »Du siehst aber viel jünger aus!«
    »Ich bin ja auch eine Nachtmähre. Wir sind unsterblich, jedenfalls so lange, bis wir sterben. Ich habe jetzt eine Seele, deshalb kann ich auch altern und mich fortpflanzen und sterben, wenn ich eine grobstoffliche Form angenommen habe, aber nach meiner Reife bin ich früher nie gealtert. Und nun zu dem König…«
    »Vielleicht kann mein Sohn Dor es ihm sagen.«
    »Wo ist der denn im Augenblick?« fragte Imbri mißtrauisch.
    »Im Süden, auf der Zentaureninsel. Er soll die Zentauren für einen möglichen Krieg mobilisieren. Weil der Gute Magier Humfrey nämlich meint, daß es eine Welle geben könnte. Wir mögen keine Wellen. Aber ich glaube nicht, daß die Zentauren das auch glauben.«
    »Eine Welle?« Jetzt war Imbri an der Reihe, verwirrt zu sein. Sie wußte, daß die Frau bestimmt nicht über Meere sprach.
    »Die Nächstwelle«, erklärte Chamäleon, ohne daß dies viel genützt hätte.
    Imbri beließ es dabei. Sie hatte die Letztwelle gesehen, aber das war schon lange her. »Wann kommt Dor denn dann zurück?«
    »Morgen abend. Gerade rechtzeitig zur Entführung.«
    »Zur Entführung?«
    Chamäleon mochte vielleicht nicht besonders klug sein, aber ihr Gedächtnis funktionierte einwandfrei. »Dor und Irene – das ist König Trents Tochter, ein hübsches Kind mit einem Grünen Daumen, nur, daß es in Wirklichkeit ihr Haar ist, das eine grüne Farbe hat – na ja, die beiden sind jetzt schon seit acht Jahren verlobt, ein Drittel ihres Lebens. Sie konnten sich nie auf einen Hochzeitstermin einigen. Wir glauben, daß Dor ein wenig vor der Verantwortung einer Ehe zurückschreckt. Er ist wirklich ein ganz lieber Junge.« Anscheinend hieß ›lieb‹ in diesem Zusammenhang soviel wie ›unschuldig‹. Imbri war erstaunt zu erfahren, daß es in Xanth überhaupt noch unschuldige männliche Wesen gab; aber vielleicht war das auch nur der fromme Glaube einer naiven Mutter. »Irene ist jetzt dreiundzwanzig und wird langsam ungeduldig. Sie war noch nie besonders geduldig.« Das schien zu bedeuten, daß die andere Frau im Leben von Chamäleons Sohn von dieser nicht gänzlich als nur vorteilhaft, sondern eher als notwendiges Übel akzeptiert wurde. In diesem Punkt war Chamäleon eine ganz typische Mutter eines Sohnes. »Deshalb wird sie in der Nacht hierherkommen, ihn entführen und ihn in einer bürgerlichen Zeremonie heiraten, dann ist die Sache endlich vorbei. Alle werden da sein!«
    Also erwies sich die Freude auf eine Hochzeitsfeier im Vergleich zur Unzufriedenheit, ihren Sohn einem aggressiven Mädchen überantworten zu sollen, als größer und stärker. Das war ebenfalls eine normale Reaktion, außer…
    »Bei einer Entführung?« Imbri kam sich dümmer vor denn je. War das etwa eine Menschensitte, die ihr bisher völlig entgangen war? Eigentlich hatte sie immer geglaubt, daß solche Entführungen immer klammheimliche Heiraten zum Ziel hatten; jedenfalls hatte sie eine Reihe von Alpträumen diesen Inhalts abgeliefert…
    »Ach, sie tragen natürlich alle Kostüme. Dor wird also vorher nichts davon erfahren, der arme Junge. Irene vielleicht auch nicht. Ist alles sehr, sehr geheim. Niemand weiß davon, außer allen anderen.«
    Imbri kam wieder zur Sache. »Zwei Tage, das dauert mir zu lang. Der Reitersmann befindet sich

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