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Nacht-Mähre

Titel: Nacht-Mähre Kostenlos Bücher Online Lesen
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jetzt sind wir verheiratet«, meinte Irene. »Jetzt darfst du mir einen Kuß geben.«
    Das tat Dor auch, wenn auch etwas unsicher. Das Publikum klatschte Applaus.
    Die verbliebenen Illusionen lösten sich auf und gaben die Zombies und die Leute frei, die in buntem Durcheinander auf dem Friedhof standen. Irene ließ ihren Blick über die Menge schweifen. »Mutter!« rief sie empört. »Das ist also dein Werk!«
    »Die Erfrischungen werden im Ballsaal von Schloß Roogna gereicht«, sagte Königin Iris und unterdrückte dabei ein katzenhaftes Feixen. »Kommt, meine Lieben – wir dürfen den König nicht warten lassen.«
    Dor kam aus seiner Trance. »Soll das etwa heißen, daß Ihr König Trent die Erfrischungen habt besorgen lassen?«
    »Natürlich nicht«, erwiderte Königin Iris. »Ich habe die Sache gestern persönlich beaufsichtigt. Mein Gatte hat sich geweigert, an dieser kleinen Eskapade teilzuhaben, dieser Spielverderber. Aber ich weiß, daß er dir wird gratulieren wollen.«
    »Er sollte eigentlich mir gratulieren«, warf Irene ein. »Schließlich habe ich Dor nach all den Jahren endlich an den Haken gebracht.«
    »Im ganzen Schloß gibt’s also nur einen einzigen ehrlichen Menschen«, murrte Dor. Doch er wirkte nicht unglücklich. »Ich wußte doch, daß der König mich nicht verraten würde.«
    »Na ja, jedenfalls bist du jetzt verheiratet«, sagte Königin Iris. »Endlich. Und jetzt kommt, bevor das Essen noch verdirbt.«
    Die Zombies grinsten. Sie liebten den Gedanken an verdorbenes Essen.
    Bald darauf waren alle lebendigen Leute im Inneren des Schlosses, wo man Getränke und Speisen angerichtet hatte. Imbri fand sich neben dem Getränketisch wieder. Da sie nicht auf Menschenart zu trinken pflegte und ihr die Menschendelikatessen nicht sonderlich zusagten, begnügte sie sich mit bloßem Zusehen.
    Ichabod, der immer noch neben ihr stand, erging es da ganz anders. »Ich esse für mein Leben gern«, vertraute er ihr an. »Mein heimlicher Wunsch ist es, irgendwann einmal richtig dick zu werden.« Er nahm eine Butterblume, die mit einer perlenden braunen Flüssigkeit gefüllt war. »Das sieht mir nach einer Menge Kalorien aus.« Dann wollte er sie auf einen Zug leeren.
    Als die Flüssigkeit über seine Lippen strömte, zuckte Ichabod plötzlich zusammen. Braune Spritzer verteilten sich über sein Gesicht. »He!« prustete er. »Warum hast du das getan, Mähre?«
    »Was denn?« wollte Imbri wissen.
    »Mich getreten!«
    »Habe ich doch gar nicht!« protestierte sie.
    »Aber ich habe ganz deutlich einen Stiefel auf meinem Hinterteil gespürt!« Dann schielte er mit schräg gelegtem Kopf zu ihren Hufen hinunter. »Aber du trägst ja überhaupt keine Stiefel!«
    »Wenn ich dich getreten hätte, dann hättest du jetzt einen Abdruck von der Mondkarte auf deinem Rumpf«, meinte Imbri.
    Ichabod rieb sich den besagten Körperteil. »Das stimmt. Dann war es wohl doch eine Halluzination.« Er setzte den Blumenkelch erneut an, um ihn endgültig zu leeren.
    Wieder machte er einen Satz. »Aber irgend jemand hat mir doch gerade einen Tritt gegeben!« rief er. »Nur daß keiner da war, um es zu tun!«
    Imbri hatte plötzlich eine Ahnung. »Laß mich mal an deinem Drink schnuppern.«
    Ichabod hielt ihr den Kelch entgegen. Imbri schnüffelte – und spürte, wie etwas sie in ihrer Schweifgegend drückte. »Das habe ich mir gedacht. Das ist das seltene Getränk Kicka-Kola, das aus dem Saft des Schuhfliegenbaums gewonnen wird. Das ist ein Drink, der einem einen echten Tritt verpaßt.«
    »Kicka-Kola«, wiederholte Ichabod nachdenklich. »Ich verstehe.« Er nahm einen weiteren Kelch auf. »Vielleicht ist das hier etwas anderes. Es sprudelt, aber es ist ist gelb.« Vorsichtig führte er es an die Lippen. Als es ihn nicht trat, schluckte er es hastig hinunter. Plötzlich bildeten sich schimmernde Gitterstäbe um ihn und engten ihn so stark ein, daß er vor Schmerz aufbrüllte. »Laß mich hier raus!« schrie er.
    Imbri stellte schnell einen Huf auf einen der unteren Gitterstäbe und schob die anderen Stäbe mit der Schnauze auseinander. Kurz darauf quetschte sich Ichabod mit zerfetztem Anzug und Kratzwunden im Gesicht wieder in Freie. »Ich nehme an, das lag wohl auch an meinem Drink?« fragte er gereizt.
    Imbri schnüffelte an dem leeren Kelch. »Ja. Das ist Fangta, ein Gemisch, dessen Hauptbestandteil eingesperrtes Wasser ist«, meldete sie.
    »Das hätte ich mir denken können.« Doch der Mann gab nicht auf. Vorsichtig nippte er an

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